Wasserschaden (Hausmeister Penzkofer ermittelt 1)
- HarperCollins
- Erschienen: September 2025
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Penzkofer ist leider (noch) keine Frau Helbing.
Penzkofer, Hausmeister einer Wohnanlage auf St. Pauli, hat gerade von einem halben Brötchen mit Zwiebelmett abgebissen, als sein Diensthandy klingelt. Das tat es in letzter Zeit oft, wenn es gerade nicht passte. Diesmal ist es Frau Schreier, Block B, Erdgeschoss links. Ein Notfall, Wasser läuft durch die Decke an den Wänden herunter. Klingt nach Rohrbruch bei Herrn Schmadtke, der eine Etage höher wohnt, denkt sich der Hausmeister. Da dort aber keiner öffnet, muss die Feuerwehr die Tür aufbrechen. Doch was Penzkofer nun sieht, verschlägt selbst dem erfahrenen Hausmeister die Sprache: Schmadtke sitzt gefesselt auf einem Stuhl, sein aufgedunsener Kopf ist mehrfach mit Paketband umwickelt. Der Hausbewohner ist eindeutig tot. Doch wer hat dem Mieter so grausam ermordet?
Neugierig beginnt Penzkofer, selbst zu ermitteln und muss feststellen, dass so manches ihm Rätsel aufgibt: Warum züchtete der verstorbenen Mieter seit Kurzem Bienen? Wo steckt Frau Schreiners Mann Mike, der seit einem Juwelierdiebstahl im Gefängnis gesessen hatte, nun aber die Beerdigung seiner Mutter zur Flucht nutzte? Und weiß jemand im Haus, wo dieser einst seine Beute versteckte? Als eine zweite Leiche auftaucht, spitzt sich die Situation nicht nur für Penzkofer dramatisch zu.
Hamburger Krimiautor
Der 1967 in Saarbrücken geborene Krimiautor Eberhard Jakob Michaely ist längst kein Unbekannter mehr, wenn es um unterhaltsame Cosy-Kriminalromane geht. Mit der seit 2021 erscheinenden Kriminalreihe um die rüstige Rentnerin und Hobbydetektivin Frau Helbing, die im Stile einer Miss Marple ebenfalls in Hamburg ermittelt, hat sich Michaely längst selbst ein Denkmal gesetzt. Gleich der erste Band um die pensionierte Fleischereifachverkäuferin, „Frau Helbing und der tote Fagottist“, wurde 2022 mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis als bestes Debüt ausgezeichnet. Mit „Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen“ erschien im vergangenen Herbst bereits der sechste Band der Reihe.
Nun veröffentlicht die Hamburger Verlag HarperCollins mit „Wasserschaden“ den ersten Band der neuen Michaely-Reihe um den erfahrenen Hausmeister Penzkofer, der ein Gespür für die kriminellen Machenschaften in seiner Wohnanlage besitzt. Diese reichen von fehlerhaften Müllentsorgung, über zurückgelassene Hundegeschäfte und falsch abgestellte Fahrräder bis zu Mord.
Hamburger Charme
Eins haben die Fälle der liebevollen Frau Helbing und der Auftakt zur neuen Penzkofer-Reihe gemeinsam: Sie sind Wohlfühlkrimis. Gewaltexzesse, eiskalte Killer, wilde, temporeiche Verfolgungsjagden mit taffen Ermittlertypen sucht man vergebens, auch wenn die Morde im Mietshaus nicht ohne sind. Während die rüstige alte Dame mit dem Gespür für das Kriminelle im Hamburger Grindelviertel ermittelt, begibt sich der Hausmeister rund um „seine“ Wohnlage in St. Pauli auf die Spurensuche. Doch nicht nur ihr „kriminalistisches“ Hobby verbindet beide, sondern auch die Tatsache, dass sich die beiden alleinlebenden Figuren mit viel Cleverness und Menschenkenntnis auf die Suche nach dem Täter machen. Unterstützt werden beide jeweils von einem Ermittlerduo - nur diesmal mit vertauschten Rollen, ist doch Kommissarin Runald die nette Ermittlerin, während ihr männliches Pendant Brockmann, obwohl er eine rheinische Frohnatur zu sein scheint, eher unsympathisch wirkt.
Vielleicht liegt es aber an der Ähnlichkeit der beiden Protagonisten Helbing und Penzkofer und den zahlreichen inhaltlichen Parallelen, dass der Funke beim ersten Band der neuen Michaely-Reihe noch nicht ganz überspringen möchte. Man ertappt sich als Leser dabei, ständig beide Reihen - ob man will oder nicht - miteinander zu vergleichen. Vielleicht hätte der Autor besser daran getan, einen radikaleren Schnitt bei seiner neuen Reihe zu machen. Dabei wird jeder Cosy-Fan, der die Helbing-Reihe nicht kennt, trotzdem seine große Freude mit dem aktuellen Roman des Autors haben.
Lebensnahe Figuren
Man muss der Reihe zugegebener Maßen auch etwas Zeit geben, bis sich die sympathischen Figuren entwickeln, die zum Teil im ersten Band doch noch recht konturlos auftreten. Dies gilt insbesondere für die Bewohner der Mietshäuser, um die sich der Hausmeister kümmert. Man kann davon ausgehen, dass sämtliche Figuren wiederholt in den Folgebänden auftreten und vielleicht sogar wechselweise in den Vordergrund rücken werden. Eine Figur ragt aber jetzt bereits heraus: Frau Papadakis, die „Fensterfrau“, wie sie von den Kindern in der Nähe genannt wird. Das dürfte nicht nur dem Ruhrpottler vertraut vorkommen. Nomen est omen verbringt die Kettenraucherin selbst bei kalten Temperaturen den lieben langen Tag an ihrem geöffneten Wohnzimmerfenster. Penzkofer weiß die lebende „Überwachungskamera“ aber durchaus zu schätzen, versorgt die nette Dame ihn doch immer wieder mit wichtigen Informationen und hat stets ein wachsames Auge auf die Wohnanlage. Sicherlich gehören die Passagen mit Frau Papadakis schon jetzt zu den Highlights der Reihe.
Fazit
Die eigentliche Krimihandlung kommt bei allem Humor und Kurzweil beim Auftakt der Penzkofer-Reihe noch etwas zu kurz. Da die Auflösung recht überraschend kommt und die Schurken doch zu überzogen und dadurch nicht ganz überzeugend dargestellt werden, verliert sich das Ende etwas. Auch würden sich Liebhaber des Cosy-Krimis bei allem feinem Humor sicherlich auch über etwas mehr Spannung freuen. Dass Autor Eberhard Michaely beides beherrscht, hat er in seiner Helbing-Reihe nachhaltig bewiesen.

Eberhard Michaely, HarperCollins

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