Die Strelasund-Morde

  • Emons
  • Erschienen: Juni 2025
  • 9
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Thomas Gisbertz
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2025

Mäßig spannender Ostseekrimi.

Am Morgen eines kalten Novembertags auf der Halbinsel Devin findet ein Jogger den Leichnam einer jungen Frau am Uferrand des Strelasunds. Offenbar wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens. Ina Würfel, die seit ihrer Versetzung aus Köln erst seit zwei Monaten als Kriminaloberkommissarin bei der Kripo in Stralsund tätig ist, übernimmt gemeinsam mit ihrem Kollegen Konstantin Tobler den Fall. Eine erste Spur führt beide zur Jugendherberge der Stadt. Die Tote gehörte zu einer Studentengruppe aus Bochum, die im Rahmen eines Geografie-Seminars die Ökosysteme der Ostseeküste untersuchen sollte. Während das Ermittlungsteam die Studentengruppe befragt und Kontakt mit den Bochumer Kollegen aufnimmt, müssen Würfel und Tobler erkennen, dass die ermordete Frau nicht die war, für die sie sich ausgab.

Lehrerin und Autorin

Autorin Louise Stauf, geboren 1990 in der Nähe von Köln, studierte Germanistik, Französisch und Geografie in Bochum und in Lille. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Kickboxen und ihren beiden Hunden Daphne und Pavel. Sie arbeitet als Lehrerin und lebt in Greifswald. „Die Strelasund-Morde“ ist ihr erster Kriminalroman.

Wendungsreich, aber spannungsarm

Stralsund kommt als Handlungsort in Regionalkrimis noch recht selten vor. Louise Stauf gelingt es in ihrem Roman, der Hansestadt kriminalistisches Leben einzuhauchen, indem sie ihre Protagonisten Ida Würfel und Konstantin Tobler rund um die Stadt am Strelasund ermitteln lässt. Während der Roman atmosphärisch überzeugen kann, wird die etwas ausufernde Darstellung des Privatlebens der Ermittler nicht allen Lesern gefallen. In der Tat steht vor allem Ina Würfels Liebesleben zu sehr im Vordergrund. Auch bei ihrem Kollegen Konstantin Tobler ist die Autorin zu sehr bemüht, ihm ein interessantes Privatleben zu geben (Tobler liebt „Malen nach Zahlen“). Oftmals verrennt sich Louise Stauf zusätzlich in Kleinigkeiten (Ina fängt sich einen Splitter im Finger ein, der länger zum Thema gemacht wird) oder legt zu offensichtliche Spuren. Dabei ist der eigentliche Plot durchaus gelungen und auch wendungsreich. Wirkliche Spannung kommt aber zu selten auf.

Schwächere Figurendarstellung

Insgesamt ist die Figurenzeichnung doch recht klischeehaft. So gibt es den „typischen“ Ostdeutschen Tobler oder mit dem Bochumer Ermittler einen arroganten Wessi. Auch die Ermittlungsarbeit dürften emsige Krimileser genauer, zielgerichteter und professioneller versehen als das Ermittlungsduo, obwohl zumindest Ida Würfel nach eigenen Aussagen in Köln „Dutzende Fälle mit Mord und Totschlag“ erlebt hat. Der Chef der Kripo Stralsund Dietmar Labonde scheint wenig Interesse am Fall zu haben, taucht nur punktuell auf und besitzt für die Handlung keinerlei Bedeutung.

Wirklich störend ist dann das Ende der Handlung, wenn der Täter gestellt wird: Man verliert leider den Glauben an eine seriöse Ermittlerin. Hinzu kommen an dieser Stelle hanebüchene Dialoge und eine deutlich über das Ziel hinausgehende Figurenzeichnung des Täters, die leider unglaubwürdig erscheint, da ihr die notwendige Tiefe fehlt.

Fazit

Louise Stauf gelingt ein allenfalls durchschnittlicher Kriminalroman, dem es an der nötigen Spannung und einem packenden Ende fehlt. Die Dialoge sind doch recht hölzern, die Figurenzeichnung zu oberflächlich, die Darstellung des Privatlebens zu umfangreich. Auch wenn der Debütroman atmosphärisch zu überzeugen weiß, ist dies insgesamt noch zu wenig.

Die Strelasund-Morde

Louise Stauf, Emons

Die Strelasund-Morde

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