Borcks Kriminalromane sollte man nicht verpassen!
Den Tag vor Allerheiligen werden Franka Erdmann und Alpay Eloğlu vom LKA in Hamburg so schnell nicht vergessen. Während sie an der Beisetzung ihres langjährigen Chefs und Dezernatsleiters Martin Suttmann teilnehmen, erhalten sie einen Anruf: Bei Altengamme wurde eine Leiche am Ufer der Elbe gefunden. Der stark zugerichtete Körper muss bereits längere Zeit im Wasser gelegen haben. Obwohl die Todesursache final nicht feststellbar ist, fällt auf, dass ein kleiner Hacken in Hals der Leiche steckt. Anscheinend wurde das Opfer zuvor mit einem Taser ruhiggestellt. Bei ihrer anschließenden Recherche stößt das Ermittlerteam gleich auf eine Reihe von Vermisstenfällen in der Hansestadt. Alle verschwundenen Frauen und Männer haben eins gemeinsam: Sie engagierten sich ehrenamtlich im Rahmen karitativer Projekte. Hat es der Täter auf Menschen abgesehen, die Gutes tun wollen? Und was hat es mit den rätselhaften Postkarten auf sich, die alle Opfer erhielten? Als kurz darauf ein weiterer Vermisster tot im Hafenbecken an den Landungsbrücken aufgefunden wird, steht für Erdmann und Eloğlu fest, dass der Täter nicht ruhen wird, bis er für Gerechtigkeit gesorgt das.
Vierter Band der Erdmann-Eloğlu-Reihe
Autor Hubertus Borck ist in der deutschsprachigen Krimilandschaft längst kein Unbekannter mehr. Der sympathische Hamburger veröffentlicht mit „Die gute Tat“ aktuell den vierten Band seiner spannenden Erdmann-Eloğlu-Reihe im Rowohlt Verlag. Borck ist nicht nur ein Garant für packende und unterhaltsame Kriminalromane. Er versteht sich auch auf außergewöhnliche Fälle und Tötungsmethoden, wie auch sein aktueller Roman unterstreicht. Auch wenn das Motiv des Täters diesmal ein altbekanntes, gleichwohl ein sehr schmerzvolles ist, entwickelt Borck darum erneut einen cleveren Plot. Da stört es auch nicht, dass man diesmal doch recht früh ahnt, wer der tatsächliche Täter ist. Wie gewohnt überzeugt auch die atmosphärische Darstellung im Roman, wenn das Ermittlerteam sich im nasskalten Hamburger Herbstwetter auf Tätersuche macht.
Leidvolle Vergangenheit
Wie bereits bei den Bänden zuvor legt Hubertus Borck sehr viel Wert auf die Darstellung der Täterfiguren und ihres Motivs. Stets treibt den Autor die Frage an, was im Leben geschehen muss, damit Menschen plötzlich vom Weg abkommen und zum Mörder werden. Auch diesmal kann den Leser das erlittene Leid des Täters nicht einfach kalt lassen. Anders als in den Vorgängerbänden wirkt dessen Handeln - bei allem erlittenen Leid - aber besonders vor dem Hintergrund der familiären Sozialisation nicht in allen Teilen nachvollziehbar. Interessant wäre es gewesen, wenn das wichtige und leider weiterhin aktuelle Thema auch durch das Ermittlerteam noch stärker thematisiert worden wäre.
Neue Perspektive
Was sicherlich viele Krimileser an der Reihe mögen, ist deren linearer Handlungsaufbau, der nahezu ganz auf Nebenhandlungen verzichtet. Dies betrifft auch das Privatleben des Ermittlerteams. Trotzdem tut dies der guten Figurendarstellung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Borck entwickelt seine Protagonisten stetig weiter - in ihrer Zusammenarbeit, aber auch ihrem individuellen Werdegang. So schmerzvoll der Verlust ihres langjährigen Chefs für Franka Erdmann ist, ergibt sich für sie dadurch auch die Möglichkeit, beruflich aufzusteigen, indem sie dessen Posten als Dezernatsleiter übernimmt. Zunächst kommt diese Option für sie aber überhaupt nicht in Frage, obwohl Franka eigentlich die logische Nachfolgerin wäre. Sie gerät aber mit zunehmender Zeit ins Grübeln. Obwohl sie als Team mittlerweile perfekt zusammenarbeiten, würde die Beförderung gleichzeitig das Aus für die Zusammenarbeit mit Alpay bedeuten. Wie wird Franka sich entscheiden? Diesen interessante Nebenstrang nutzt Borck geschickt, um die Beziehungen innerhalb des Ermittlungsteams, aber auch in Bezug auf die Staatsanwaltschaft genauer zu beleuchten. Die Leser des Romans dürfen gespannt sein, wie es mit Erdmann / Eloğlu im nächsten Band weitergehen wird.
Fazit
Hubertus Borck gelingt es erneut, seine Leser zu fesseln. Atmosphärisch dicht, inhaltlich spannend und unterhaltsam: Man folgt Franka Erdmann und Alpay Eloğlu einfach gerne bei ihrer Tätersuche. Borck hat ein feines Gespür für den richtigen Ton, mit denen er die ernsten Themen darstellt und gleichzeitig mit Humor für die nötige Auflockerung sorgt. Eben typisch Borck.

Hubertus Borck, Rowohlt
Deine Meinung zu »Die gute Tat«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!