Die Herde

  • Lübbe
  • Erschienen: Februar 2025
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Die Herde
Die Herde
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Brigitte Grahl
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2025

Ein Actionfilm in Buchform.

Der Autor hinter dem Pseudonym Thilo Winter ist studierter Archäologe und Historiker. Als Luca Fontanella hat er eine Toskana-Krimireihe geschrieben, als Dirk Husemann zahlreiche historische Spannungsromane und als David Janz einen historischen Thriller verfasst. Als Thilo Winter lässt er seine Geschichten in der Gegenwart bzw. nahen Zukunft spielen und verpackt wissenschaftliche Themen als Thriller mit ökologischer Botschaft. Grundlage sind bereits bestehende Fakten, die er zu möglichen Schreckens-Szenarien weiterentwickelt. Sein erster Roman „Der Riss“ behandelt die Folgen, die aus dem Raubbau im ewigen Eis der Antarktis entstehen können, in seinem zweiten Buch „Der Stich“ geht es um genmanipulierte Tiere und in seinem neuesten Buch „Die Herde“ geht es um die Auswirkungen des menschenerzeugten Klimawandels.

„Haben Sie es denn nicht gemerkt?“, fragte sie. „Die Elefanten sind Teil eines großen Ereignisses. Ein neues Zeitalter bricht an.“ … „Ich rede davon, dass das Zeitalter des Menschen ausklingt.“

„Die Herde“: Viele Schauplätze und viele Hauptpersonen

Es sind viele Hauptpersonen und Geschichten, die Thilo Winter in „Die Herde“ erzählt: in China folgen der schwedische Biologe Peter Danielsson und die chinesische Ingenieurin Dayan Sui einer Herde von Elefanten, die marodierend durchs Land wandern, in Mexiko gerät Abel Söneland in die Unterwelt einer unbekannten und ausgestorbenen Zivilisation, in Thailand sieht sich Polizist Nok von Affen bedroht, in den USA erlebt Journalistin Sonora Morales eine Szene wie aus Hitchcocks Vögeln - und dann ist da noch der stinkreiche Großwildjäger Gabriel Vilain, ein Mann ohne Ethik und Skrupel, aber viel Mordlust. Das ist noch der schwächste Charakter des Buches, da er ohne große Backstory als ausgemachter Bösewicht (siehe Nachname) fast wie eine Karikatur wirkt. Bei diesem Charakter ging es dem Autor wohl in erster Linie darum, die Auswüchse der Jagd anzuklagen. Die anderen Charaktere besitzen dagegen alle eine Backstory und erscheinen dadurch lebendig und glaubhaft.

„Die Herde“ ist logisch und gut konstruiert

Lange bleiben die Ereignisse, in die die vielen Hauptpersonen verwickelt werden, rätselhaft. Wie in einem Puzzle, das beim Zusammensetzen langsam sein Gesamtbild enthüllt, wird auch in „Die Herde“ die Bedeutung des weltweiten, seltsamen Tierverhaltens erst am Ende aufgeklärt. Bis dahin folgen die LeserInnen den spannenden Handlungssträngen der Hauptpersonen in Asien sowie Süd- und Nordamerika. Durch die kurzen Kapitel mit ständigen Sprüngen von einem zum anderen Handlungsstrang wird der Lesefluss allerdings stark gestört, das mag nicht jedem gefallen.

Dafür wartet das Finale dann mit Hochspannung auf, alle Personen und Handlungen führt der Autor gekonnt logisch zusammen und liefert eine wissenschaftliche Auflösung. Im Nachwort ist Thilo Winter ganz Wissenschaftler und belegt mit zahlreichen Fakten, wie nah der Ökothriller an der Wirklichkeit gebaut ist. „Die Herde“ ist ebenso wie die beiden Vorgängerromane eine Warnung, wie sich gegenwärtige Handlungen der Menschen zur Katastrophe, ja sogar zum Weltuntergang führen, wenn so weitergemacht wird wie bisher.

Fazit

Wie in den beiden vorherigen Büchern setzt Thilo Winter auch in „Die Herde“ auf die gleichen Stilmittel: kurze Kapitel mit Cliffhangern, wechselnden Protagonisten und Standorten. Die verschiedenen Handlungsstränge und Personen führt er am Ende an einem Ort zusammen zum Showdown. „Die Herde“ ist das gedruckte Äquivalent zu einem schnell geschnittenen (Action)Film.

Die Herde

Thilo Winter, Lübbe

Die Herde

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