Die Kammer
- Hoffmann und Campe
- Erschienen: März 2025
- 1


Sechs Menschen auf engstem Raum und der Beginn einer Todesserie.
Ellen Brooke ist die einzige Frau in einem sechsköpfigen Team professioneller Sättigungstaucher, das in der Nordsee Wartungsarbeiten an einer Ölpipeline durchführt. Trotz psychischer und körperlicher Belastung Routine für die erfahrenen Berufstaucher. Auch die beengten Zustände in der Dekompressionskammer sind allen geläufig. Erst als einer von ihnen unter mysteriösen Umständen stirbt, hält Misstrauen und Angst Einzug und stellt alle vor unbekannte Herausforderungen.
Da waren es nur noch 5…
In Die Kammer entwirft Will Dean ein überaus klaustrophobisches Szenario und schafft damit zunächst beste Voraussetzungen für einen spannungsgeladenen Locked Room Mystery Thriller. In der wenige Quadratmeter großen Dekompressionskammer an Bord der DSV Deep Topaz müssen die sechs Taucher auf engstem Raum und mit begrenztem Kontakt zur Außenwelt eine anspruchsvolle Mission meistern und dabei unnötige Spannungen im Team vermeiden. Der Tod des jungen „Tea-Bag“ überfordert alle. Dabei soll es nicht der einzige Todesfall bleiben.
Dean fängt die Welt des Sättigungstauchens authentisch und glaubwürdig ein. Fachbegriffe und arbeitstechnische Abläufe werden gut dosiert eingeflochten, sind zu besseren Verständnis im Glossar nachlesbar. Gleich der erste Tauchgang der Protagonistin Ellen endet beinahe tödlich und vermittelt die existenziellen Gefahren des harten Jobs.
Während diese äußeren Umstände anfangs spannend inszeniert sind und die Erwartungen beim Lesen ansteigen, kann die Story dem sprichwörtlichen Druck nicht ganz standhalten. Dem Umstand geschuldet, dass auf beengtem Raum nur wenig Möglichkeiten bleiben, die Handlung mit Leben zu füllen, lässt Will Dean seine Protagonisten Rückblicke und Anekdoten aus ihrem Taucheralltag erzählen. Diese Episodenhäppchen sind zwar unterhaltsam, verleihen den Figuren aber nur bedingt Konturen und bringen die Handlung kaum voran. Vor allem aber modellieren sie das emotionale Beziehungsgeflecht der Taucher unter den sich weiter zuspitzenden Ereignisse zu wenig dynamisch. Zwar bindet Dean nun auch mehr das Versorgungspersonal und eintreffende Ermittler außerhalb der Druckkammer in die Geschehnisse ein, doch da diese nur über ein Bullauge und eine Versorgungsschleuse Kontakt aufnehmen können, bleiben die Handlungsspielräume arg begrenzt.
Im letzten Drittel zieht Dean das Tempo spürbar an. Durch weitere unklare Todesumstände, beginnende gegenseitige Verdächtigungen und das Wissen um die permanente Lebensgefahr, wird der Aufenthalt in der Kammer zur psychischen Zerreißprobe. Die Frage, wer oder was hinter den Todesfällen steckt, steht weiter im Zentrum und hält die Dramatik beim Lesen durchgehend aufrecht. Leider lässt Will Dean dann durch ein müde und konstruiert anmutendes Ende allzu schnell die Luft aus dem Roman.
Fazit
Ungewöhnliches Setting und stimmige Atmosphäre reichen für mich am Ende nicht, um Will Deans Thriller in noch höhere Punkteregionen aufsteigen zu lassen. Figurenzeichnung und Plot können mich am Ende nicht gänzlich überzeugen. Dennoch ist Die Kammer durchweg unterhaltsame und kurzweilige Spannungsliteratur.

Will Dean, Hoffmann und Campe
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