Die Frau des Serienkillers

  • Lübbe
  • Erschienen: November 2024
  • 1
Die Frau des Serienkillers
Die Frau des Serienkillers
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Monika Wenger
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2025

Trügerische Familien- und Dorfidylle.

Beth und Tom Hardcastle haben London den Rücken gekehrt und sind mit ihrer dreijährigen Tochter Poppy in ein kleines Dorf gezogen. Während Beth dort ein kleines Keramikcafé betreibt, pendelt Tom täglich nach London. Die Idylle scheint perfekt, bis eines Tages die Polizei vor der Tür steht und Tom zu einer Zeugenbefragung mitnimmt.

Zerstörte Idylle

Nach einem ersten Verhör kehrt Tom nach Hause zurück, doch schon bald wird er ein weiteres Mal abgeholt. Er wird definitiv des Mordes an seiner Ex-Freundin beschuldigt. Von ihr fehlt seit acht Jahren jede Spur. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Tom engagiert sofort einen Anwalt und beteuert, dass alles ein schrecklicher Irrtum sei. Als Beth von der Mordanklage erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Der Traum vom harmonischen Familienleben zerplatzt. Toms Verhaftung ist das Gesprächsthema im Dorf. Beth erste Sorge gilt deshalb ganz besonders ihrer kleinen Tochter. Sie muss vor dem bösen Gerede geschützt werden. Doch in einem kleinen Dorf ist das schwierig. Für Beth ist jeder Tag ein Tag der Unsicherheit, ein Tag des Spiessrutenlaufens. Dankbar nimmt sie die Hilfe eines Nachbarn an. Adam ist Witwer und bringt wie Beth täglich seine Tochter in die Kita. Je besser sie Adam kennen lernt, desto mehr öffnet sie sich und vertraut ihm ein Geheimnis an. Und plötzlich offenbart sich eine neue Seite an Beth.

Die Fassade bröckelt

Grundsätzlich ist die Geschichte gut aufgebaut. Im Mittelpunkt steht nicht die Ermittlungsarbeit der Polizei, sondern der Alltag der Frau des vermeintlichen Mörders. Ihr Leben wird in diesem Roman beleuchtet. Sie ist es, die die Folgen zu spüren bekommt. Sie muss die Blicke und das Getuschel ertragen. Es stellt sich die Frage, ob sie von den Taten wusste. Wie gut sie ihren Mann wirklich kennt und ob sie ihm vertraut. Dieses Rätsel wird erst am Ende gelöst. Bis dahin gibt es verschiedene Spannungsstufen. Besonders spannend und psychologisch wird es, wenn Tom aus seiner Sicht erzählt. Oder wenn sich eine weitere Wende in der Geschichte abzeichnet.
Jedes Kapitel ist einer bestimmten Person zugeordnet. Meistens erzählt Beth aus ihrer Sicht, was gerade passiert. Aber auch Toms Ex-Freundinnen und eine unbekannte Erzählerin berichten über Details aus der Vergangenheit. Nach und nach entsteht so ein Gesamtbild, das menschliche Abgründe offenbart.
Alice Hunters gelingt es, die Geschichte auf eine angenehme und unterhaltsame Weise zu erzählen, ohne dabei blutrünstig zu werden. Doch die Geschichte hat ihre Längen. Vor allem die immer wiederkehrenden Beschreibungen von Beths Vorstellungen einer perfekten Familie sind ermüdend. Ausserdem fehlt der alles entscheidende Überraschungseffekt. Die Wendung, die einem den Atem raubt. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, ist das Buch interessant, zeigt es doch die Gratwanderung zwischen Idylle und Abgrund. Aber Nähe zu den Figuren entsteht gleichwohl nicht. 

Fazit

Insgesamt basiert die Geschichte auf einer interessanten Grundidee, die jedoch nicht die erwartete Faszination entfaltet. Obwohl sich am Ende die Puzzleteile zusammenfügen, bleibt der Eindruck, dass viele Wendungen zu vorhersehbar sind und die Überraschungseffekte fehlen. Der leicht lesbare Schreibstil und die kurzen Kapitel sorgen aber für eine unterhaltsame Lektüre mit leichten Thriller-Elementen.

Die Frau des Serienkillers

Alice Hunter, Lübbe

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