Was ist wirklich geschehen und was existiert nur in der eigenen Vorstellung?
Seit einem Jahr ist Lucys Schwester Nicki spurlos verschwunden. Die Polizei scheint den Fall nicht mehr aktiv aufzuklären. Obwohl Lucy immer verzweifelter wird, gibt sie die Hoffnung nicht auf. Auf eigene Faust versucht sie, Nicki zu finden und setzt dabei alles auf eine Karte.
Eine Suche ohne Ende
Auch nach einem Jahr hat Lucy die Suche nach ihrer Schwester noch lange nicht aufgegeben. Doch die polizeilichen Ermittlungen laufen ins Leere. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen Serienmörder handeln könnte, denn zwei weitere Frauen werden vermisst. Doch in der Weite der irischen Landschaft verlieren sich die Spuren schnell. Dann taucht eine der vermissten Frauen plötzlich wieder auf. Ein tragischer Unfall verhindert jedoch, dass sie weitere Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen kann. Lucy versucht, wie schon in den Monaten zuvor, auf ihre Weise Hinweise den Verbleib ihrer Schwester zu finden. Sie gerät dabei in einen Strudel von Ereignissen, den sie sich nie hätte vorstellen können. Wird es ihr gelingen, die Aufmerksamkeit des Täters auf sich zu ziehen und so endlich herauszufinden, was wirklich mit ihrer Schwester geschehen ist?
Falsche Freunde
Das eigenmächtige Handeln der Protagonistin Lucy und die daraus resultierenden Konsequenzen stehen im Vordergrund dieses Thrillers. Ihre verzweifelte Suche nach der Wahrheit bringt sie an ihre physischen und psychischen Grenzen. Und in grosse Gefahr, denn ihre Wahrnehmung ist getrübt. Obwohl Nickis Freund Chris sie von ihrem Vorhaben abbringen und sie auf den Boden der Tatsachen zurückholen will, verschliesst sie sich den gut gemeinten Ratschlägen. Gefangen in ihrer negativen Gefühlsblase, lässt sich Lucy zu unüberlegten Handlungen hinreissen.
Viele Nebendarsteller und Schauplätze
Catherine Ryan Howard räumt in ihrem Thriller auch zahlreichen Nebendarstellern viel Raum ein. So kümmert sich Detective Denise Pope auf ihre Weise um die Aufklärung des Schicksals der verschwundenen Frauen. Auch der zwielichtige Journalist Jack Keane will aus der Situation Kapital schlagen. Er umgarnt Lucy. Weiter könnte der vorbestrafte Ehemann eines der Opfer als Täter in Frage kommen. Unheimlich wird es, wenn Catherine Ryan Howard den Gesuchten anonym zu Wort kommen lässt. Dieser schildert auf beklemmende Weise sein Vorgehen und seine Motive. Und natürlich führt die Autorin den Leser immer mal wieder auf eine falsche Fährte. Die Auflösung am Ende entspricht so gar nicht den Erwartungen, zeigt aber, wie Wahrnehmung und Meinungsbildung zur Falle werden können.
Die Geschichte lebt vor allem von den unterschiedlichen Perspektiven, die versuchen, eine vielfältige Sicht der Ereignisse zu ermöglichen. Das geht allerdings auf Kosten der Spannung. Statt Nervenkitzel zu erzeugen, verliert sich die Autorin in langatmigen Beschreibungen von Ereignissen auf den vielen Nebenschauplätzen. Zu viele lose Enden schwirren umher, ohne sich zu einem harmonischen Ganzen zu fügen. Abrupte Wendungen, die nicht zum Ziel führen, verwirren und beeinträchtigen das Lesevergnügen. Auch wenn die Autorin im Nachwort ihre Motivation für die Geschichte erläutert, hilft das dem Verständnis nicht wirklich weiter. Irgendwie verpufft die Wirkung auf dem Weg zur Auflösung.
Fazit
Die unterschiedlichen Verhaltensweisen der zahlreichen Figuren sind nicht immer nachvollziehbar und wirken teilweise aus der Luft gegriffen. Vor allem das teils naive Verhalten der Hautfigur wirkt übertrieben und irrational. Sehr gut gelungen dagegen ist die Erzählung aus der Sicht des Täters. Hier wird es beklemmend. Alles in allem ist es eine flüssig erzählte Geschichte mit einer unerwarteten Wendung am Ende. Allerdings hat sie von allem ein bisschen zu viel: zu viele Charaktere, zu viele lose Enden, zu viele Nebenschauplätze und zu viele Fragen.

Catherine Ryan Howard, Lübbe
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