Meeresfriedhof

  • Kiepenheuer & Witsch
  • Erschienen: April 2024
  • 4
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Carola Krauße-Reim
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2024

Macht, Familie und Lügen.

Im Zweiten Weltkrieg wird ein Schiff der Hurtigruten versenkt, an Bord norwegische Zivilisten und deutsche Soldaten. Die meisten ertrinken in der eisigen See. Die Frau des Reeders Thor Falck aber wird gerettet, mit ihrem Säugling Olav. 75 Jahre später nimmt sie sich das Leben und ihr Testament scheint verschwunden. Für die steinreiche und sehr einflussreiche Familie eine Katastrophe, denn der verarmte Zweig der Familie könnte Ansprüche erheben. Lange gehütete Geheimnisse und Lügen drohen ans Tageslicht zu kommen.

Der Autor

Aslak Nore scheint als der neue Stern am norwegischen Krimi-Himmel gehandelt zu werden. Das 2021 erschienene Original eroberte die norwegischen Bestsellerlisten und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. In die Thrillerserie rund um die Familie Falck lässt Nore viel von seinen eigenen Erfahrungen einfließen, die er als Elitesoldat im Auslandseinsatz und als Journalist im Nahen Osten und Afghanistan gemacht hat. Doch manchmal ist weniger einfach mehr.

Ein zu überladener Plot

Die gegenwärtige Situation der Familie Falck, zusammen mit Rückblicken, welche die Vergangenheit erhellen, hätte durchaus für einen spannenden Plot gereicht. Doch Nore packt noch Spionage, Krieg und Terror und sogar einen privaten Geheimdienst drauf. Das ist einfach zu viel des Guten. Mehrere Perspektivwechsel, unterschiedliche Zeitebenen und diverse Narrative überfrachten das Geschehen. Auf der Strecke bleibt die Spannung und vor allem die Logik. Was auf den ersten Blick ganz packend klingt, wird bei näherer Betrachtung immer unrealistischer und unlogischer. Die immerhin über 530 Seiten können so ganz schön lang werden und zum Schluss könnte nur noch der persönliche Wille, durchzuhalten, es vor dem vorzeitigen Aus bewahren.

Familia ante omnia

„Familie vor allem“ ist das Motto der Falcks und genauso agieren sie auch. Alle Charaktere gehen bis an die Grenzen der Gewissenlosigkeit um die Familie zu schützen. Das macht sie alle zu machthungrigen und sehr unsympathischen Zeitgenossen. Allen voran Sasha, die ihre Großmutter geliebt hat und durchaus ein Gegenpol zu allen anderen Figuren hätte werden können. Doch auch sie bläst in das gleiche Horn, wie Vater Olav und Rechtsanwältin Greve, denen die Familie Falck jede Lüge und jedes (menschliche) Opfer wert ist. Aus dieser unsympathischen Zusammenstellung hätte sich dennoch auch ein Spannungsbogen ergeben können, doch auch hier hat Aslak Nore zu viel gewollt. Die Figuren sind zwar durchaus vielschichtig, doch man ist sich immer bewusst, dass alles auf „Famila ante omnia“ hinausläuft. In diesem Zusammenhang passt auch der Cliffhanger am Schluss, der „die Bergenser“ in den Fokus stellt und wohl zum Kauf des 2. Bandes anregen soll.

Fazit

Auftakt zu einer Familien-Trilogie, die kaum über das Übliche hinauskommt. Vielleicht hat der Bezug zur Vergangenheit den Erfolg in Norwegen begründet, denn der überfrachtete und unlogische Plot ist nur wenig packend. Nur wer damit kein Problem hat, dürfte animiert sein, die beiden noch ausstehenden Bände lesen zu wollen.

Meeresfriedhof

Aslak Nore, Kiepenheuer & Witsch

Meeresfriedhof

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