Im Unterholz

  • Blanvalet
  • Erschienen: September 2024
  • 6
Im Unterholz
Im Unterholz
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Carola Krauße-Reim
52°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2025

Unaufgeregt und geradlinig.

Im mittelschwedischen Grenzgebiet zu Norwegen wird eine junge Frau tot aufgefunden. Sie liegt unter einem Hochsitz, von einer Stirnlampe angestrahlt. Die Polizei hat schnell einen Verdächtigen parat, doch Journalistin Vera Bergström ist anderer Meinung. Jedoch begibt sie sich nur sehr widerwillig auf Spurensuche für eine Story, denn eigentlich wurde ihr Job wegrationalisiert. Sie tut es nur aus Freundschaft zu ihrem ehemaligen Chefredakteur. Sie nimmt die Fährte auf und entdeckt wahre Abgründe.

Das Debüt von Sara Strömberg

Sara Strömberg hat einiges von sich selbst in ihr Debütgepackt. Auch sie ist Journalistin und lebt in Östersund, der Provinzhauptstadt von Jämtland, jener Gegend, wo auch der Mord ihres Krimis stattfand. „Im Unterholz“ erschien 2021 im Original, erstürmte gleich die Bestsellerliste in Schweden, wurde als bestes Debüt gekürt und versetzte Kritiker und Leser in Begeisterung. 2022 folgte der zweite Band der Reihe, welcher auch hochgelobt wurde. Inzwischen ist sogar schon die Verfilmung geplant. Ich gönne der Autorin diesen Erfolg, kann ihn allerdings nicht nachvollziehen.

Ohne Wendungen, kaum Spannung

Strömberg beginnt ihren Krimi mit der Auffindung der Leiche und beendet ihn mit der Identität des Täters. Dazwischen spielt sich kaum etwas Spannendes ab. Da helfen die Rückblicke in das Leben der Toten auch nichts – es bleibt wenig spektakulär. Gesellschaftliche Abgründe werden erkundet und langatmig vertieft. Es gibt keine Wendungen oder falsche Spuren. Der Täter dürfte für Krimifans recht schnell offensichtlich und keine Überraschung sein – von schwedischen Krimis ist man ganz anderes gewohnt. Lediglich wegen der Protagonistin Vera legt man das immerhin über 400 Seiten dicke Buch nicht gleich aus der Hand.

Vera ist ein Unikat

Vera ist 56 Jahre alt, leidet unter den Wechseljahren, liebt die Jagd und ihren Elchstutzen und zieht lieber Doc Martens als High Heels an. Dass ihre Stelle bei der Lokalzeitung gestrichen wurde, ist ihr gar nicht so unrecht. Ihre jetzige Arbeit als Schulbegleiterin begeistert sie allerdings auch überhaupt nicht, bringt aber Geld. Wirklich schlimm ist, dass sie für eine Jüngere verlassen wurde und jetzt zwischen unausgepackten Kisten in einem ehemaligen Bahnhofgebäude wohnt. Den Frust spült sie mit zu viel Alkohol hinunter, die Lebenskrise droht sie zu brechen.

Strömberg hat eine Protagonistin erschaffen, die nur aus Problemen zu bestehen scheint. Damit liegt sie zwar voll im Trend, doch ein bisschen Lebensfreude hätte Vera dennoch gutgetan. Wer selbst nicht gerade vor Lebenslust sprüht, könnte hier vielleicht noch tiefer in die Krise rutschen. Vera ist dadurch aber auch eine interessante Person, die sich nicht reinreden lässt und unbeirrt weitergräbt. Leider ist sie auch der absolute Mittelpunkt. Der Mord tritt durch ihre Präsenz in den Hintergrund. Gepaart mit der wiederholten Gesellschaftskritik schmälert das natürlich die Spannung enorm und verlangt von der Leserschaft viel Durchhaltevermögen.

Fazit

Ein unaufgeregtes und wenig spannendes Krimi-Debüt, das aber schon eine Fortsetzung erhalten hat. „Im Unterholz“ kann sich nicht mit anderen Nordic-Noirs messen, spart aber nicht mit Gesellschaftskritik und punktet hauptsächlich mit Protagonistin Vera, die wirklich ein Unikat ist.

Im Unterholz

Sara Strömberg, Blanvalet

Im Unterholz

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