Tödliche Strömung

  • Piper
  • Erschienen: März 2024
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Monika Wenger
81°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2024

Alte Vorurteile treffen auf aktuelle Themen.

Es ist Mittsommer. Die Odinisten feiern ihr Blòt – ihr Opferfest. Auch Nora Boysen nimmt daran teil. Auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen findet sie auf einer Lichtung eine Leiche über einem abgesägten Baumstumpf. Ihr Rücken weist schreckliche Schnittverletzungen auf.

Götter und Mörder

Dem Leichenfund vorausgegangen war Connies Bitte an Nora, bei den Neuheiden verdeckt zu ermitteln. Connie war einigen Mitgliedern der Gruppe bereits begegnet. Ihr Gesicht ist deshalb bekannt. Die dänische Ermittlerin wurde von ihrer Chefin in die Cold-Case-Abteilung versetzt. Karen Nygaard hat nie verstanden, dass man Connie nicht mit Dienst nach Vorschrift in die Schranken weisen kann. Connies Alleingang in einem Fall brachte das Fass zum Überlaufen. Nun stösst sie beim Akten Durchforsten auf zwei ungelöste Mordfälle, die sich im Abstand von dreissig Jahren im Tönsburger Wäldchen an der deutsch-dänischen Grenze ereignet haben. Für die dänische Polizistin ist klar, dass ihre deutsche Kollegin und Freundin Nora verdeckt in der Gruppe Stærkt Bånd ermitteln soll. Sie ist unbekannt und damit in der Lage, wichtige Informationen zu beschaffen. Connie interessiert sich vor allem für die Menschenopfer, die die Gruppe angeblich zu Mittsommer veranstaltet.

«Also, deine Theorie ist, dass alle dreissig Jahre in diesem Wald mitten auf der deutsch-dänischen Grenze ein Mensch geopfert wird?»

Nora lässt sich überzeugen. Sie lernt die Mitglieder und ihren Glauben kennen. Für sie ist es unvorstellbar, dass diese freundlichen Menschen etwas mit den Geschehnissen von damals zu tun haben könnten. Dann findet das Mittsommerfest statt und Nora findet ein weiteres Opfer.

Gekonnte Verbindung zwischen Altertum und Moderne

Für Connie steht fest: Die Morde hängen zusammen – auch wenn dreissig Jahre dazwischen liegen. Denn schon damals vermutete man die Täter in der neuheidnischen Gemeinschaft. Nach Connies Ansicht handelt es sich um ein Ritual der alten Germanen, die pro Generation ein Menschenopfer brachten.

Anne-M. Kessel taucht tief in die Glaubensgemeinschaft der germanischen Neuheiden ein. Dabei zeigt sich die sehr gute Recherchearbeit der Autorin. Verständlich vermittelt sie die Grundsätze und Handlungen. Und die Schwierigkeiten, alte Traditionen mit der modernen Welt zu verbinden.
Doch die Geschichte dreht sich nicht nur um die alten nordischen Götter. Sowohl Connie als auch Nora sammeln im Laufe der Ermittlungen persönliche Erkenntnisse. Sie erfahren einiges über verschmähte Liebe, Eifersucht und Intoleranz.

«Und dann hast du dich gefragt, ob der vermeintliche Gewinn den Verlust aufwiegt. Oder ob es nicht vielleicht andersherum ist…»

All das hat Anne-M. Kessel in eine wunderbar runde Geschichte verpackt, die einiges an Spannung zu bieten hat.   

Fazit

Ein Kriminalroman der etwas anderen Art. Überraschende Wendungen und viele interessante Details aus der nordischen Götterwelt machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen.

Tödliche Strömung

Anne-M. Kessel, Piper

Tödliche Strömung

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