Romeos Tod

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2024
  • 2
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Marcel Zenk
91°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2024

Zwischen Wirklichkeit und Schauspiel.

Mona und Jan haben sich endlich gefunden, es ist die große Liebe. Mona braucht nach ihrer Zeit in Gefangenschaft Halt und Perspektive und Jan eine Frau, die ihn zugleich festhält, anhimmelt aber auch frei sein lässt. Mona erzählt Jan von ihrem italienischen Ex - Mann, von dem sie schon Jahre nichts mehr gehört hat und offenbar mit ihren Kindern in Italien untergetaucht ist. Mona begibt sich nach Florenz auf die Suche nach ihrer Familie und Jan Jespik schwört, seine Geliebte zu rächen. Doch zunächst muss er in einem Theaterstück den Hamlet spielen. Gibt es tatsächlich einen Unterschied zwischen Schauspiel und Wirklichkeit?

„[…] Es gibt Katastrophen, die brechen aus heiterem Himmel über einen herein, und andere nähern sich langsam und unaufhörlich. Das hier war so eine von den langsamen.“

Mona und Jan geraten in einen Strom voller Verlangen, Liebe, Sex und Hingabe. Sie merken nicht, dass sich in ihre Beziehung auch Wahnsinn einschleicht. Eine Reihe von Lügen, Hass und Selbstüberschätzung überkommt die Idylle und es entsteht eine toxische Beziehung, aus der sie sich erst zu befreien versuchen, als es schon zu spät ist.

„Jan darf man absolut gar nichts erzählen. Denn aus einem Funken wird bei ihm sofort eine Explosion.“

Jan Jespik ist ein erfolgreicher Theater-Schauspieler, der in Deutschland und Österreich einen guten Ruf genießt. Sein größter Gegner ist er selbst und seine Emotionalität, sowie Impulskontrollstörung. Er ist ein brillanter Schauspieler, der Probleme mit Wut, Überreaktion, Tränen und schnellen, unkontrollierten Aktionen löst. Mona ist manipulativ und Meisterin im Lügen. Beide brauchen einander, um ihre Angst vor der Einsamkeit zu besiegen. Sabine Thiesler lässt die Handlung nicht wie gewohnt nur in der Toskana stattfinden, sondern führt den Leser auch nach Berlin, Wien und Krefeld.

„Mona, […], es macht mich wahnsinnig, mit mir allein zu sein. Ich brauche jemand, der mir meinen Irrsinn abnimmt und in seine Bahnen lenkt. Dessen Gedanken ich übernehmen und in die Welt tragen kann.“

Sabine Thiesler überzeugt wieder einmal mit ihrer Figurendarstellung. Dieses Mal geht es weniger um das Morden, obwohl das auch stattfindet. Es geht mehr um eine missratene Beziehung zwischen zwei Menschen, deren größter Feind sie selbst sind. Man stellt sich als Leser stets die Frage, wann es zum großen Knall kommt, aber zwischen zahlreichen Plot–Twists lässt die große Auflösung bis zur letzten Seite auf sich warten. Die Handlung bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Liebesromanze und Psychothriller. Genau das macht den überaus gut durchdachten Plot aus. Man merkt ständig, dass etwas im Argen liegt und Sabine Thiesler führt ihre Leser bis zuletzt an der Nase herum.

Fazit

Romeos Tod ist wie ein Tango. Es geht mal vor – mal zurück. Gefangen in der rhythmischen Melodie der Liebe, tanzen Mona und Jan zum Spiel des Lebens. Was endlos erscheint, endet abrupt, als die Musik abbricht und die Bestien zum Vorschein kommen. Ihr gegenseitiges Liebesversprechen ermöglicht ihnen die schönste Zeit, aber beschert ihnen auch den schlimmsten Albtraum. Sabine Thiesler ist wieder einmal ein Buch gelungen, das vor Spannung kaum auszuhalten ist.

Romeos Tod

Sabine Thiesler, Heyne

Romeos Tod

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