Trust Me

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2024
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Sabine Bongenberg
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2024

Zu viel Geheimniskrämerei.

Als Ellen Devlin an diesem Tag im Zug sitzt, stellt sie fest, dass sie gescheitert ist. Der Traum von einer Familie mit Kindern ist endgültig zerplatzt, denn auch der letzte Versuch in der Fruchtbarkeitsklinik ist fehlgeschlagen. Es bleibt ihr nicht einmal die Möglichkeit, sich jetzt auf eine gute, harmonische Paarbeziehung zu konzentrieren, hat ihr Mann sie doch nach einem langen Betrug verlassen und verkündet mit seiner neuen Lebensgefährtin freudestrahlend, dass sie jetzt Eltern werden.

Ellen hat nicht nur verloren - andere haben ihren Lebenstraum gekapert und leben ihn jetzt. Warum ist es für einige so einfach, ein Kind zu bekommen? So denkt sich Ellen, als ihr gegenüber eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm Platz nimmt. Die kleine Mia ist aber auch wirklich bezaubernd und natürlich willigt Ellen gerne ein, als die junge Mutter sie bittet, kurz auf den Säugling aufzupassen. Erst als es doch sehr lange dauert, ehe Mias Mutter zurückkehrt, wird Ellen ein wenig unruhig und als sie plötzlich bemerkt, dass die junge Frau aus dem Zug ausgestiegen ist und zügigen Schrittes den Bahnsteig verlässt, setzt die Panik ein. Natürlich bleibt in so einer Situation nur eines zu tun: Die Polizei zu alarmieren und das Kind den Behörden zu übergeben. Aber was ist zu tun, wenn sich in Mias Sachen eine Warnung findet, dass Mia in Gefahr sei und niemandem - und auch nicht der Polizei - vertraut werde dürfe?

Toller Start mit anschließendem Sinkflug

Bei dem Fernsehformat "Verstehen Sie Spaß" war es immer mal guter Brauch, Passanten anzusprechen, sie kurz zu bitten auf etwas aufzupassen und sie dabei zu filmen, wie sie langsam immer ratloser wurden, je länger sich die Wartezeit zog. Gerne wurde auch in einem unbeobachteten Moment ein kleiner Rauhaardackel mit einem irischen Wolfshund vertauscht. Das Publikum lachte sich über die ratlosen Wächter kaputt und die wiederum fanden das sicher nicht so lustig. Fernab von lustig wird hier die Ich-Erzählerin Ellen Devlin in ein regelrechtes Alptraum-Szenario katapultiert. Sie stimmt zu, auf ein kleines Mädchen aufzupassen um dann festzustellen, dass deren vermeintliche Mutter verschwindet und sie mit dem Kind allein lässt. Man könnte auch an "Verstehen Sie Spaß" denken - schnell aber wird klar, dass einiges nicht stimmt. Damit wird direkt ein großartiger Spannungsbogen konstruiert, bei dem sich jede/r fragt, wie man selbst in dieser Situation reagieren würde.

Unglücklicherweise gelingt es T.M. Logan nicht, diesen Bogen zu halten. Die Heldin stolpert vielmehr von einem Schreckenserlebnis in das nächste. In ihr Haus wird eingebrochen, sie wird entführt, erhält seltsame Whatsapp-Nachrichten, die sie zu konspirativen Treffen an einsamen Orten bestellen und es passieren eine Menge Dinge. Dennoch kommt die Geschichte lange Zeit einer möglichen Auflösung keinen Schritt näher. Ungefähr in der Mitte des Buches ist der Leser genauso schlau wie zu Beginn. Eines scheint klar - irgendwie scheint sich die Handlung unbedingt um die Figur der kleinen Mia zu drehen. Aber das Warum - das bleibt im Dunklen.

Frau, denk' doch mal nach!!

Zu dieser ganzen Geheimniskrämerei kommt eine beratungsresistente Heldin, die offenen Auges in jede sich bietende Gefahr rennt. Eine mysteriöse Nachricht, die sie zu einem einsamen Parkhaus lockt? Ellen ist dabei! Ein Einbruch in ihrem Haus, wo jeder normal denkende Mensch erst einmal die Polizei alarmieren oder zumindest ein ordentliches Schlaginstrument bei Betreten mitführen würde - natürlich nicht für unsere Heldin. Irgendwann war zumindest bei mir der Punkt erreicht, wo ich nach dem "Wie-man-sich-bettet-so-liegt-man"-Motto achselzuckend über ihre ständige Gefahrensuche hinweglas.

Immerhin, irgendwann wird die ganze Sache mehr oder weniger aufgelöst und auf den letzten Metern kann der Roman dann doch noch einmal mit einem Knalleffekt punkten. Aber bis dahin ist es eine lange, lange Strecke und es ist einfach schade, wie die spannende Eingangsidee letztendlich verpufft oder einfach zeigt, dass sie keinen ganzen Roman tragen kann.

Fazit

Eine tolle Anfangsidee ist kein Garant für einen tollen Krimi und eine energische, aber offensichtlich nicht sonderlich clevere Heldin, kann die Handlung auch nicht retten.

Trust Me

T.M. Logan, Piper

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