Commissario Tasso treibt den Winter aus

  • Lübbe
  • Erschienen: November 2023
  • 1
Commissario Tasso treibt den Winter aus
Commissario Tasso treibt den Winter aus
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Monika Wenger
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2024

So offensichtlich wie der Himmel blau und die Wolken weiss sind.

Im Februar 1963 besucht Commissario Aurelio Tasso nur widerwillig den Egetmann-Umzug in Tramin. Die Menschenmenge und das eigenwillige Brauchtum des Winteraustreibens sind so gar nicht nach seinem Geschmack. Noch während des Umzugs wird im Gedränge ein junger Mann erstochen und sein Freund verletzt. Unvermittelt steckt Tasso in einer Mordermittlung.

Weil es so selbstverständlich ist, oder?

Der grimmige römische Commissario, der sich nach Bozen versetzen liess, löst auch diesen dritten Fall mit Hilfe der Praktikantin Mara Oberhöller und dem pensionierten Kollegen Johann Vierweger. Allerdings braucht es viel Geduld und noch mehr Geschick, bis der Fall gelöst ist. Die Verschwiegenheit der Dorfgemeinschaft sucht seinesgleichen. Es ist jedoch keine Mauer des Schweigens, so Maras Eindruck. Vielmehr ist es so, als ob das Offensichtliche selbstverständlich ist und man deshalb nicht darüber sprechen muss.

„Dieser Fall drohte allmählich auszuwachsen. Alpendörfer waren wie eine archäologische Fundstätte. Einmal angefangen, forderte jede Grabung eine tiefere Schicht und neue Erkenntnisse zutage. Bösartig ausgedrückt waren sie eine Schutthalde. Das Ergebnis war das gleiche.“

Als Südtirolerin hat Mara einen leichteren Stand im Dorf als ihre Kollegen. Es gelingt ihr deshalb, nützliche Information zu ergattern. Da es sich bei den Opfern um junge Männer einer Winzergemeinschaft handelt, suchen die Ermittler zuerst in diesen Kreisen nach dem Täter. Je länger ihre Recherchen jedoch dauern, umso verworrener wird der Fall. Feindseligkeiten anderen Ursprungs scheinen eine gewichtigere Rolle zu spielen. Daher dauert es einen Moment, bis das Team um Commissario Tasso die Verstrickungen lösen und den Fall abschließen können. 

Interessantes Hintergrundwissen

Es ist bereits der dritte Fall für Gianna Milanis Commissario Tasso. Auf die beiden vorhergehenden Fälle wird zwischendurch Bezug genommen. Dieses Wissen ist dabei für diesen Fall nicht zwingend erforderlich. Wiederkehrende Erklärungen und Rückblicke ermöglichen die nötigen Einblicke.
Der eigenwillige römische Commissario, der dem Winter und dem Essen Südtirols nichts abgewinnen kann, löst diesen Fall mit Unterstützung seines Teams meisterlich. Gleichzeitig mit dem Ermittlungsfortschritt dringt die Autorin vermehrt in die politische Vergangenheit Südtirols ein. Aber nicht nur. Auch die Ansiedlung armer Süditaliener in den vorwiegend deutschsprachigen und reicheren Norden thematisiert sie in ihrem Roman. Treffend zeichnet sie ein Bild der eigenwilligen Südtiroler Bevölkerung, die ihren deutschen Sprach- und Kulturraum vehement verteidigt. Mit viel Gespür für Land und Leute erzählt sie von den Eigenarten und den Schwierigkeiten im Zusammenleben von Einheimischen und Fremden. Da sie ihre Krimireihe in den 60er-Jahren angesiedelt hat, spielen Mussolinis Faschismus und der Kampf um die Unabhängigkeit noch immer eine wichtige Rolle. Diese verschiedenen Elemente hat Gianna Milani zu einem wunderbaren Kriminalroman zusammengefasst.

Fazit

Ein vielschichtiger Krimi, der auch die politische Vergangenheit Südtirols miteinbezieht. Der grimmige römische Commissario und sein Team überzeugen mit ihrer Ermittlungsarbeit. Und es ist eine interessante und unterhaltsame Zeitreise, die viel Wissenswertes bereithält.

Commissario Tasso treibt den Winter aus

Gianna Milani, Lübbe

Commissario Tasso treibt den Winter aus

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