Bitterkalter Tod

  • Penguin
  • Erschienen: Februar 2023
  • 0
Bitterkalter Tod
Bitterkalter Tod
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Carola Krauße-Reim
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2023

Thriller mit deutlichen Schwächen

Mit ihrem Debüt „Eiskalte Hölle“ hat die Italienerin Ilaria Tuti bewiesen, dass sie spannende Thriller schreiben kann. Jetzt lässt sie Commissario Teresa Battaglia und Inspettore Massimo Marini abermals ermitteln, doch die Spannung bleibt in „Bitterkalter Tod“ größtenteils auf der Strecke.

Ein Bild mit Blut gemalt

Das Bild „Die schlafende Nymphe“ war bisher nur ein Mythos, keiner hatte es je gesehen. Doch nun liegt es vor Teresa und es birgt ein grausiges Geheimnis, denn es ist mit menschlichem Herzblut gemalt. Der Maler lebt noch, hat aber seit 1945 kein Wort mehr gesprochen oder ein Bild gemalt. Teresa und ihr Team haben es mit einem Fall zu tun, der sie in die Zeit des Krieges und in das abgelegene Résiatal führt, wo die Vergangenheit noch immer die Gegenwart zu beeinflussen scheint. Dann geschiet ein Mord und die Frage, was damals geschah ist aktueller denn je.

Ein Tal in Norditalien

Tuti versteht es, Handlungsorte zu finden, die sofort eine Anziehungskraft ausüben. Dieses Mal ist es das abgelegene norditalienische Résiatal, an der Grenze zu Slowenien. Lange lebten die Menschen hier völlig isoliert. Im 2. Weltkrieg war die Gegend Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen italienischer Guerilla und Deutschen. Alles das transportiert Tuti in ihre Geschichte und schafft damit eine fast greifbare und sehr dunkle Atmosphäre. Dazu lässt sie das ungleiche Duo Teresa und Massimo abermals von der Leine, zwei die sich angranteln und dennoch zusammen funktionieren und die beide enorme persönliche Probleme haben. Doch das kann den Thriller nicht retten – im Gegenteil.

Wenig Spannung und ein absurder Schluss

Während im ersten Band noch teilweise Humor aufblitzte, wird es jetzt ernst. Teresa muss immer mehr mit Gedächtnisverlust kämpfen und braucht ein Notizbuch um das geheim zu halten und ihre Arbeit machen zu können. Massimo wird durch die aktuelle private Situation von seiner traurigen Kindheit eingeholt und weiß sich keinen Rat mehr. Probleme können Charaktere vielschichtig und interessant machen. Doch Tuti lässt ihre Figuren quasi in ihrem Leid baden. Immer wieder werden die Schwierigkeiten durchgekaut, bis sie das eigentliche Geschehen fast schon überlagern. Und selbst in den Ermittlungen schafft es die Autorin kaum Spannung aufzubauen. Zwar hat sie unterschiedliche Perspektiven und Zeitebenen eingebaut, doch was sich in „Eiskalte Hölle“ schon angebahnt hat, passiert hier tatsächlich: Die Autorin verzettelt sich in zu viel Mystik, bedient sich zu ausgiebig an alten Legenden und zu viel Naturreligion. Scheinbar alles im Résiatal scheint darauf zu beruhen, in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Wie auch die Probleme der Figuren, wird das in einer Endlosschleife immer wieder durchgekaut und führt zu einem Schluss, der absurder nicht sein könnte.

Viel Potential verschenkt

Ein Bild aus dem Herzblut eines Menschen gemalt und ein Maler, der seit 70 Jahren schweigt, sind eigentlich Zutaten für eine echten Thriller. Wenn dann auch noch eine raue Gegend dazu kommt und die Vergangenheit eine nicht unerhebliche Rolle spielt, dürfte eigentlich nichts mehr schief gehen. Doch Tuti hat ihren zweiten Band gehörig in den Sand gesetzt. Selbst Geschichts-Interessierte dürften sich an dem Zuviel an Mystik und Naturreligion reiben und Thriller-Fans die Spannung sowieso bitterlich vermissen. Bleibt zu hoffen, dass der dritte Band der Serie wieder zu alter Stärke zurückkehrt, denn der Schluss lässt durchaus eine Fortsetzung zu.

Fazit

„Bitterkalter Tod“ enttäuscht und kann höchstens mit der dunklen Atmosphäre des Résiatales punkten. Ilaria Tuti verzettelt sich in zu viel Mystik und lässt zudem ihre Figuren zu sehr an Privatem leiden. Das tut der eigentlich spannenden Frage nach dem Ursprung der mit menschlichem Herzblut gemalten „Schlafenden Nymphe“ nicht gut. Bleibt die Hoffnung auf eine spannendere Fortsetzung der Serie mit der ungewöhnlichen Commissario Battaglia und ihrem Inspetorre Marini.

Bitterkalter Tod

Ilaria Tuti, Penguin

Bitterkalter Tod

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