Eine der aktuell besten skandinavischen Thrillerreihen!.
„Ich möchte ein Geständnis ablegen.“ Mit diesen Worten meldet sich ein Unbekannter auf dem Handy von Alexander Blix. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, lässt er dem ehemaligen Ermittler der Osloer Kriminalpolizei, der erst vor zwei Monaten vom Vorwurf des vorsätzlichen Mordes freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen wurde, einen Briefumschlag mit dem Bild einer toten Frau zukommen. Auf dem Polaroidfoto ist Elisabeth Eie zu sehen, die vor zweieinhalb Jahren spurlos verschwand. Blix war damals der leitende Ermittler. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Der Täter scheint ihn herausfordern zu wollen. Steckt hinter dem Anrufer etwa die Person, die Blix seit Wochen zu verfolgen scheint? Die ehemaligen Kollegen helfen Blix nur unfreiwillig, da einige der Osloer Polizei ihn weiterhin für einen Mörder halten. Zum Glück steht auch diesmal die ehemalige Journalistin Emma Ramm an seiner Seite, die ihn bei seinen privaten Ermittlungen unterstützt. Gemeinsam versuchen sie nicht nur den Mörder von Elisabeth Eie zu finden, sondern auch den tödlichen Anschlag auf ein Jagd- und Fischereigeschäft aufzuklären, für den ein vermeintlich Unschuldiger im Gefängnis sitzt. Doch von der Leiche fehlt jede Spur...
Erfolgreiches Autorenduo
Die Reihe des Autorenduos Enger / Lier Horst rund um den Osloer Kommissar Alexander Blix und die Journalistin Emma Ramm zählt aktuell mit zum Besten, was die skandinavische Spannungsliteratur zu bieten hat. Die Fälle sind nicht nur packend geschrieben, sondern wirken auch sehr glaubwürdig und authentisch. Dies liegt zum einen an Jørn Lier Horst, der selber lange Zeit in leitender Stellung bei der norwegischen Kriminalpolizei arbeitete. Der ehemalige Ermittler versteht es auf beeindruckende Weise, bei der Darstellung des Kommissars seine berufliche Erfahrung und sein Wissen, besonders was die Ermittlungsarbeit betrifft, einfließen zu lassen. Des Weiteren war Thomas Enger wie Emma Ramm selber Journalist, wodurch auch das Auftreten der Protagonistin in den Romanen überzeugt. Dies ist für beiden Autoren auch von großer Bedeutung, wie sie 2020 in einem Interview mit der Krimi-Couch verrieten: „Es ist uns wichtig, dass alles, was wir schreiben, den Eindruck erweckt, es könnte genauso wirklich passieren.“
Seit 2018 arbeiten die beiden Autoren, deren Romane regelmäßig an der Spitze der norwegischen Bestsellerlisten stehen, nun bereits zusammen. Mit „Blutstunde“ erscheint bei Blanvalet nun der fünfte Band ihrer gemeinsamen Reihe. Auch wenn dieser inhaltlich nicht ganz an den überragenden Plot des Vorgängerbandes heranreicht, stellt der Roman gleich aus mehrerlei Hinsicht eine interessante Zäsur dar, die auch schon einen Ausblick auf die kommenden Bände gewährt.
Zweifacher Neustart
Alexander Blix scheint alles verloren zu haben: seinen Job als Ermittler bei der Osloer Polizei als auch seine Tochter Iselin, die vor knapp einem Jahr umgebracht wurde. Aus Rache erschoss Blix daraufhin den Täter, wofür er acht Monate im Gefängnis saß. Seine ehemaligen Kollegen gehen seitdem auf Distanz zu ihm. Blix selber fühlt sich schuldig, obwohl er später freigesprochen wurde. Der einst gefeierte Ermittler ist ein gebrochener Mann und steht vor dem Nichts. Nur die einstige Journalistin Emma Ramm, die mit Blix auf ganz besondere Weise verbunden ist, hält weiter zu ihm. Nachdem sie vor gut zwei Monaten ihren Job aufgab, steht auch sie vor einem Neubeginn. Doch irgendwie können beide nicht loslassen. Von journalistischer Neugier geplagt, recherchiert Ramm im Fall des mutmaßlichen Mörders Oliver Krogh, der seine Geliebte umgebracht und sein Geschäft angezündet haben soll, um Spuren zu verwischen. Gleichzeitig unterstützt sie Blix nicht nur bei der Suche nach dem Mörder der einst verschwundenen Elisabeth Eie, sondern passt auch immer wieder auf Tibet-Terrier Terry auf, den sich Blix als Ausgleich und Ruhepol zugelegt hat.
Überzeugender Erzählstil
Es gibt selten ein „Ermittlerduo“, dass derart authentisch erscheint wie Blix und Ramm. Dies liegt zum einen an der sehr genauen, differenzierten Figurendarstellung, zum anderen an den überaus glaubwürdigen Dialogen. Beide Protagonisten werden sehr feinfühlig, mit all ihren (Selbst-)Zweifeln und Schwächen gezeigt, ohne dass sie dabei überzeichnet werden, sondern vielmehr sehr menschlich erscheinen. Wieder einmal gelingt es den beiden Autoren, die richtige Balance zwischen packender Kriminalerzählung und stimmiger Nebenhandlung zu finden, die durchaus auch bewegt und berührt. Dies gilt ebenso für die Familiengeschichte des ehemaligen Ermittlers Alexander Blix wie auch für das Motiv des Täters, auch wenn dieses in zutiefst emotionalen Abgründen zu suchen ist. Dennoch verbindet beide etwas und es mag vielleicht Zufall sein, dass sie nun auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen.
Fazit
Wer die Fälle um Alexander Blix und Emma Ramm noch nicht kennt, sollte dies spätestens nach dem fünften Band ändern. Die Reihe bietet alles, was man sich von skandinavischer Spannungsliteratur verspricht. Dabei überzeugen die Romane mit ihrer sehr empathischen Figurendarstellung. Vor allem aber sind Thomas Enger und Jørn Lier Horst wunderbare Kriminalautoren, die immer wieder mit cleveren Ideen und spannenden Geschichten begeistern. Besser geht Spannungsliteratur kaum.
Thomas Enger, Jørn Lier Horst, Blanvalet
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