The Boys from Biloxi

  • Doubleday
  • Erschienen: Oktober 2022
  • 0
The Boys from Biloxi
The Boys from Biloxi
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Michael Seitz
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2023

Aus Jugendfreunden werden Feinde

Keith Rudy und Hugh Malco wachsen gemeinsam in den Straßen von Cadet Point auf, am Hafen von Biloxy, Mississippi. Ihre Familien sind beide kroatischer Abstammung und ihre Großväter sind aus der alten Heimat eingewandert, um sich hier als Shrimp Fischer und Zimmerleute zu versuchen. Vor allem aber spielen Hugh und Keith ziemlich talentiert „Little League Baseball“ und sind in ihrer Jugend unzertrennlich.

Ihre Väter hingegen, obwohl ursprünglich aus den gleichen, einfachen Verhältnissen stammend, gehen nach ihrer Zeit als Soldaten im zweiten Weltkrieg sehr unterschiedliche Wege. Lance Malco steigt in das bereits vom Großvater gegründete Bierlokal ein und baut aus diesen moderaten Anfängen ein kleines Imperium aus Casinos, Bordellen und Stripläden auf. Biloxi ist im Vergleich zu den restlichen Gemeinden entlang der Golfküste im prüden Amerika der Fünfzigerjahre sehr liberal, was Alkohol und das Geschäft mit der käuflichen Liebe angeht, und zudem ist die Polizei hochkorrupt. So wird Lance Malco nach und nach ein zentraler Akteur der „Dixie Mafia“, bestehend aus Casino- und Bordellbesitzern entlang des „Strip“, der Uferpromenade des schnell wachsenden Ortes. Die bekämpfen sich zwar gegenseitig mit rüden Methoden, verstehen es aber auch, ihre gemeinsamen Interessen zusammen mit dem korrupten Sherriff der Gegend, Fats Bowman, gegenüber allen anderen Ordnungshütern zu wahren.

 Keith´s Vater Jesse Rudy besucht hingegen ein Abendcollege und wird Rechtsanwalt. Zunächst ist er wenig erfolgreich, aber nach dem verheerenden Hurricane Camille 1969 (den gab es wirklich!) gelingt es ihm, vielen Einwohnern seiner Heimatstadt gegen den entschiedenen Widerstand ihrer Versicherungsgesellschaften vor Gericht Entschädigungen für ihre zerstörten Häuser zu verschaffen. Dadurch bringt er es zu einer gewissen Popularität in seiner Gemeinde. Er strebt in die Politik und wird im zweiten Anlauf trotz aller Boykottversuche von Sherriff Bowman und den Vertretern der „Dixie Mafia“ zum „District Attorney“, dem Bezirksstaatsanwalt der Gegend gewählt. Aus dieser Position heraus sagt er den Bierschwemmen-, Casino- und Bordellbetreibern den Kampf an. Wieder dauert es, bis er Erfolg hat, aber schließlich gelingt es ihm, die Staatspolizei und auch das FBI für die „Dixie Mafia“ zu interessieren und so schafft er es nach langen Ermittlungen schlussendlich, Lance Malco wegen Begünstigung der Prostitution hinter Gitter zu bringen. Sein Erfolg aber wird ihm zum Verhängnis: Noch während Keith an der „Ole Miss“ (wo sonst in einem Grisham-Roman?) Jura studiert, wird Jesse´s Büro im Gerichtsgebäude von Biloxi von einem Attentäter in die Luft gesprengt.

Keith nimmt darauf – gerade frisch examiniert – den Kampf seines toten Vaters auf, auch wenn das bedeutet, gegen seinen alten Baseball-Kumpel Hugh ermitteln zu müssen, der inzwischen in das väterliche Geschäft eingestiegen ist. Denn er ist sich sicher, dass die Malco´s hinter dem Anschlag stecken. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Mehr Familiensaga als Gerichtskrimi

Die Handlung des Romans erstreckt sich – ungewöhnlich für Grisham - über beinahe 40 Jahre von den frühen Fünfzigern bis in die achtziger Jahre hinein. Zwar gibt es eine Fülle von juristischen Auseinandersetzungen, wie sie für den Autor typisch sind, aber letztlich ist das Ganze doch mehr die Saga zweier Familien, die sich aus den gleichen, ärmlichen Anfängen heraus ganz unterschiedlich entwickeln und darüber zu Feinden werden. Dabei hat es manchmal den Anschein, dass sich Grisham nicht so recht entscheiden kann, wessen Geschichte er denn nun erzählen will:  Die der Väter? Die der Söhne? Oder die der fiesen Gestalten rund um die „Dixie Mafia“ wie etwa Nevin Noll, der sich vom Handlanger der Malco´s zum eigentlichen Herrn über Leben und Tod in Biloxi aufschwingt? Und wie ziemlich oft bei Grisham hat man das Gefühl, der Autor (ist das wirklich nur eine einzige Person, die da jedes Jahr zwei Bücher schreibt?) sprudelt zwar über vor Ideen, diese werden dann aber oft nicht wirklich zu Ende geführt und lassen den Leser etwas frustriert zurück, wüsste er doch gerne, wie der eine oder andere Handlungsstrang ausgegangen wäre. Jedenfalls machen die vielen Nebenhandlungen und -figuren die Lektüre hier und da etwas langatmig. Die Atmosphäre des amerikanischen Südens über dreieinhalb Jahrzehnte aber fängt Grisham wie in den meisten seiner Bücher farben- und facettenreich ein.

Fazit

Fraglos nicht Grisham´s stärkstes Buch. Die Protagonisten – die Bösen, vor allem aber die Guten – wirken manchmal recht klischeehaft und wenig glaubwürdig. Auch die Handlung lässt hier und da an Logik zu wünschen übrig. Für Grisham-Fans ohnehin ein Muss, kann dieses Buch ansonsten vor allem solchen Lesern empfohlen werden, die über Jahrzehnte ausgesponnene „Coming of Age“ Geschichten schätzen und sich von der schwülwarm-drückenden und doch zugleich so überaus relaxten Atmosphäre der amerikanischen Südstaaten faszinieren lassen mögen.

The Boys from Biloxi

John Grisham, Doubleday

The Boys from Biloxi

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