Neun Leben

  • Oktopus
  • Erschienen: März 2023
  • 2
Neun Leben
Neun Leben
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Carola Krauße-Reim
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2023

Reminiszenz an die großen Rätsel-Krimis

Peter Swanson hat sich einen Namen als Garant für ausgeklügelte und packende Thriller gemacht. Gekonnt spielt er mit den Erwartungen und Mutmaßungen der Leserschaft, nur um sie dann mit einem komplett unvorhersehbarem Ende zu überraschen. Wie er selbst zugibt, nimmt er sich große Schriftsteller und Schriftstellerinnen zum Vorbild, versucht in ihre Fußstapfen zu treten. Bei „Neun Leben“ sind das eindeutig die von Agatha Christie, die mit „Und dann gabs keines mehr“ einen ähnlichen Plotaufbau abgeliefert hat.

Eine Liste mit neun Namen

Neun ganz unterschiedliche Menschen in den USA erhalten eine Liste. Ganz traditionell auf Papier gedruckt und mit der Post verschickt, enthält sie lediglich neun Namen. Nicht alle nehmen die Liste ernst, bei manchen landet sie einfach im Abfall. Doch dann geschieht ein erster Mord, bald ein zweiter. FBI-Agentin Jessica Winslow steht auch auf der Liste und sie beginnt zu ermitteln. Auch Detective Sam Hamilton versucht weitere Morde zu verhindern und findet eine Spur in die Vergangenheit. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und noch immer sind zwei der neun Menschen nicht auffindbar.

Wieder eine Liste

Schon in seinem zuletzt erschienen Buch „Acht perfekte Morde“ spielte eine Liste eine große Rolle. Wer dieses Buch gelesen hat, dürfte so manches jetzt wiederfinden. Auch wenn Swanson ungeniert Bezug auf Agatha Christies großen Rätsel-Krimi nimmt und ihn sogar in sein Geschehen einbaut, ist man daher doch etwas enttäuscht, dass er schon wieder eine List als Ausgangspunkt wählt. Dadurch wird die Spannung ein wenig ausgebremst, auch wenn sie durchgängig vorhanden ist. Nachdem die ersten Personen auf der Liste getötet wurden, ist klar – Swanson meint es ernst, bis es keinen mehr gibt! Die Frage ist daher nicht mehr, wer kommt als nächstes dran, sondern, wie passiert es und was ist, wenn es wirklich keinen mehr gibt?

Ein Slalom der Perspektiven

Die neun Menschen scheinen auf den ersten Blick ganz willkürlich ausgewählt. Sie haben einen unterschiedlichen familiären Hintergrund, unterschiedliche Berufe und wohnen in unterschiedlichen Gegenden der USA. Lediglich ihr Alter scheint, bis auf zwei Ausnahmen,  fast gleich zu sein. Swanson pendelt zwischen diesen Figuren hin und her, bis der Tod eine auslöscht. Dabei schafft er es, aus jeder einen anderen Charakter zu machen und damit auch einen Einblick in die Gesellschaft der USA zu geben. Von der Uniprofessorin über den trauernden Homosexuellen, den smarten Songwriter und den ebenso gestörten, wie erfolglosen Schauspieler bis hin zur FBI-Agentin und dem steinreichen Geschäftsmann ist alles zu finden. Sogar die Probleme mit den Helikoptermüttern und der Rassismus in den USA werden angesprochen. Hier stehen ganz eindeutig die Charaktere im Vordergrund. Ganz langsam erst zeigt sich die eigentliche Krimihandlung. Die Verbindung zur Vergangenheit kristallisiert Stück für Stück die Ursache der Morde heraus, verrät den Täter aber bis zum Schluss nicht.

Die Lösung enttäuscht

Swanson legt eigentlich bis zum Schluss einen klassische Rätsel-Krimi vor. Doch das Ende mit der Auflösung des Ganzen enttäuscht. Es wirkt zu konstruiert und wenig logisch, auch wenn der gewohnte Twist wieder einmal da ist. Dennoch schafft es der Autor nicht, die psychologische Raffinesse der Vorgänger (bis auf einen) zu erreichen. Doch „Neun Leben“ ist dennoch spannend und fesselt. Die Figuren erwecken Sympathien und Antipathien, ziehen die Leserschaft mit in ihre Leben, bis sie sterben müssen. Die Raffinesse der Morde ist ein weiterer Pluspunkt, denn keiner gleicht dem anderen und kommt so plötzlich, dass man ganz verblüfft ist, wenn es passiert, obwohl man ja eigentlich weiß, was blüht.

Fazit

Packend bis zum Schluss! Auch wenn Peter Swanson nicht seine bisherige  psychologische Tiefgründigkeit erreicht, zeigt er, dass Rätsel-Krimis immer noch aktuell sein können. Lediglich der Schluss enttäuscht etwas, doch „Neun Leben“ kann durchaus als fesselnde Lektüre überzeugen, die zudem punktuelle Einblicke in die US-Amerikanische Gesellschaft erlaubt.

Neun Leben

Peter Swanson, Oktopus

Neun Leben

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