Rachefrühling

  • Goldmann
  • Erschienen: September 2023
  • 2
Rachefrühling
Rachefrühling
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Thomas Gisbertz
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2023

Packender Abschluss einer großartigen Reihe!

Der erfolgreiche True-Crime-Podcaster Martin Kilian, dank dessen Recherchen schon mehrere unschuldig Verurteilte wieder aus dem Gefängnis entlassen wurden, ist gerade zu Gast in einer Radiosendung, als er von Ermittlern der Wiener Kriminalpolizei gebeten wird, sie auf das Kommissariat zu begleiten. Der 29-Jährige soll im Zusammenhang mit der Ermordung der renommierten Chirurgin Dr. Aleyna Al-Rashid verhört werden. Die Indizien gegen Kilian sind erdrückend. Und er kannte das Opfer: Vor sechs Jahren starb seine Tochter bei einer Notoperation. Der verzweifelte Vater machte dafür die zuständige Ärztin Al-Rashid verantwortlich und drohte ihr damals, sie umzubringen. Kilian betont aber vehement seine Unschuld. Der Verdächtige wendet sich an die bekannte Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Nach anfänglichem Zögern erklärt diese sich bereit, seine Verteidigung zu übernehmen. Unterstützung erhält sie vom Dresdner Kommissar Walter Pulaski. Beide haben schon mehrmals zusammengearbeitet und so macht sich der Ermittler - statt einige ruhige Urlaubstage in der Donaumetropole zu verbringen - spontan auf Tätersuche. Doch die gestaltet sich als schwierig, da der Mörder ein äußerst perfides Spiel treibt und auf Rache sinnt.

Abschluss der „Rache“-Tetralogie

Bereits 2010 erschien der erste Band der Pulaski-Meyers-Reihe des österreichischen Bestsellerautors Andreas Gruber. Dabei war „Rachesommer“ eigentlich als Stand-Alone-Roman geplant. Doch zum Glück brachte 2013 der damalige Chef des Goldmann-Verlages Gruber auf die Idee, eine Fortsetzung zu schreiben. Auf „Racheherbst“ folgte dann 2018 mit „Rachewinter“ der geplante Abschluss der Trilogie. Doch die Fans der Reihe forderten vehement einen vierten Band, um den Jahreszyklus abzuschließen. Gruber sperrte sich lange Zeit dagegen, bis er ein geeignetes Thema fand und schließlich nachgab. Zum Glück, muss man sagen, denn „Rachefrühling“ ist ein wendungs- und temporeicher Thriller, bei dem Andreas Gruber erneut seine ganze Klasse unter Beweis stellt. Am Ende bleibt das Bedauern, dass es lediglich vier Jahreszeiten gibt, denn die Reihe besitzt sicherlich genügend Potential für weitere spannende Fälle um Walter Pulaski und Evelyn Meyers.

Altbewährtes Ermittlerteam

Nachdem sich Walter Pulaski drei Jahre nach ihrem letzten Treffen endlich dazu entschlossen hat, seine alte Bekannte, die Strafverteidigerin Evelyn Meyers, in Wien zu besuchen, wird er auch schon in eine Mordermittlung verstrickt. Dabei wollte es 59-Jährige eigentlich etwas ruhiger angehen lassen. Deswegen hat er auch seinen Job beim Kriminaldauerdienst in Leipzig aufgegeben und ist wieder zu seiner alten Stelle beim LKA in Dresden zurückgekehrt. Aber Pulaski ist Ermittler durch und durch. Statt sich die Sehenswürdigkeiten Wiens zeigen zu lassen, macht er sich lieber während seines Urlaubs auf die Suche nach dem wahren Mörder von Dr. Aleyna Al-Rashid. Dabei trifft er auch den jungen Rechtsanwaltsanwärter Florian Zock wieder, der inzwischen mit der zehn Jahre älteren Evelyn liiert ist. Während sich die Strafverteidigerin vorwiegend um ihren Mandanten kümmert, übernimmt Florian zumeist die Recherchearbeit und überlässt Pulaski die Ermittlungen vor Ort.

Allerdings sind die drei nicht alleine, denn der Vater des Opfers, Kamal Al-Qasem, ein Bankier und Hotelkettenbesitzer aus Saudi-Arabien, setzt alles daran, den Mörder seiner Tochter zu finden. So folgen seine Handlanger dem Ermittlertrio auf Schritt und Tritt. Dabei kann gar nicht ausgeschlossen werden, dass der undurchsichtige Al-Qasem selber seine Finger bei der Ermordung der jungen Chirurgin im Spiel hatte. Schließlich hätte auch er ein Motiv, da seine Tochter vor einigen Jahren aus ihrer Heimat floh und in Europa untertauchte. Eine Schande für das autoritäre Familienoberhaupt.

Thriller, wie sie sein müssen

„Rachefrühling“ fesselt von Beginn an und die gut 600 Seiten vergehen wie im Flug. Für Langeweile bleibt bei den Romanen von Andreas Gruber keine Zeit. Der gebürtige Wiener versteht sich auf einen wunderbar flüssigen, kurzweiligen Erzählstil. Zugegeben: Irgendwann beginnt man zu ahnen, wer hinter dem Mord steckt. Aber das Schöne an diesem Thriller ist, dass er deswegen nichts an Spannung einbüßt. Im Gegenteil: Nachdem der Täter feststeht, ist noch lange nicht Schluss. Denn nun müssen Pulaski und Meyers diesen erst einmal überführen. Gruber wäre nicht Gruber, wenn er den Leser dabei nicht immer wieder auf eine falsche Fährte führen würde. Dem Autor gelingt es zum Schluss hin sogar, dass Tempo noch einmal zu erhöhen. So müssen gute Thriller sein! Ein mehr als grandioser Abschluss einer herausragenden Reihe!

Fazit

Andreas Gruber ist wirklich eine Klasse für sich. Man hat das Gefühl, dass der Österreicher mit jedem Roman noch besser wird. „Rachefrühling“ hat alles, was einen gelungenen Thriller auszeichnet: Tempo, Spannung, Action, einen unglaublich cleveren Plot und ein starkes Ermittlerteam. Vielleicht sind die „Rache“-Bände sogar Grubers beste Reihe. Es wäre wirklich schade, wenn dieser der letzte gemeinsame Fall von Pulaski und Meyers gewesen sein sollte.

Rachefrühling

Andreas Gruber, Goldmann

Rachefrühling

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