Hell

  • Droemer
  • Erschienen: August 2023
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Brigitte Grahl
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2023

Ein australischer Slowburner.

Minas Zwillingsschwester Evelyn verschwand, als sie neun Jahre alt war. Ein Fall, der für viele Schlagzeilen sorgte und nie gelöst wurde. Bis zu ihrem Tod hat Minas Mutter die Öffentlichkeit gesucht, um Antworten zu finden. Mina lebt 20 Jahre später zurückgezogen auf der riesigen Familienfarm im australischen Hinterland. Immer noch wird im Internet spekuliert, was damals passiert sein könnte, sogar Mina gehört zum Kreis der Verdächtigen. Immer noch ist eine Summe von 2 Millionen Dollar ausgelobt für denjenigen, der den Fall aufklärt. Als der private Ermittler Lane auftaucht und Nachforschungen anstellt, ist Mina zunächst misstrauisch und abweisend.

„Hell“: viel Raum für Charaktere, wenig für Action

Die Vorstellung der beiden Protagonisten, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, sowie deren Annäherung nimmt die gesamte erste Hälfte des Buches ein. Bevor die Ermittlungen im eigentlichen Fall beginnen, konstruiert Shelley Burr erst einmal einen zweiten Cold Case. Erst, als der gelöst ist, kommen Mina und Lane zusammen und es geht es mit der Ermittlung im Hauptfall richtig los.  

Vor einige Kapitel setzt Shelley Burr Chatauszüge aus dem MyMurder Forum, die Zweifel und falsche Spuren säen und damit Spannung erzeugen sollen. Allerdings geht dann die Handlung aus der Erzählperspektive von Mina bzw. Lane weiter und entkräften die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit. Das schwächt den erwünschten Spannungseffekt deutlich ab.

Effektvoll, weil völlig unvorhersehbar ist dagegen ein Twist, den Shelley Burr in der Mitte des Buches setzt. Aber auch den nutzt sie nicht weiter, um Lanes Charakter verdächtiger erscheinen zu lassen.

Es gibt Krimis, die mit zu viel Action langweilen, weil die Charaktere und die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleiben. In „Hell“ ist es genau anders herum. Erst kurz vor Schluss gibt es eine Spannungsszene mit Action, das Spannungspotenzial vieler anderer Szenen wird von Shelley Burr nicht genutzt.

„Hell“: Shelley Burrs Erstling setzt auf Psychologie und Realismus

Die Hauptcharaktere Mina und Lane sind sehr gut gezeichnet, ihr Verhalten ist durch ihren psychologisch fundierten Background sehr glaubwürdig. Beide sind traumatisiert durch Ereignisse aus ihrer Vergangenheit und beide haben ein Geheimnis. Üblicherweise entwickelt sich daraus ein Liebesverhältnis. Shelley Burr vermeidet dieses Klischee.

Überhaupt legt sie großen Wert auf Realismus. In „Hell“ gibt keine exzentrischen Menschen und Ereignisse, alles wirkt sehr normal und unspektakulär bis auf die Konfrontation am Ende des Buches. Die Verknüpfung der beiden Cold Cases und die Auflösung sind logisch. Es bleiben keine offenen Fragen übrig.
 

Fazit: „Hell“: Die Spannung lässt (zu) lange auf sich warten

Das Debüt von Shelley Burr setzt weniger auf Action als auf Charakterzeichnung. Burr richtet ihren Fokus auf zwei traumatisierte Charaktere und legt ihren Fokus mehr auf die Innenschau als auf äußere Geschehnisse. Für ein als Thriller beworbenes Buch enthält „Hell“ leider wenig Spannung.

Hell

Shelley Burr, Droemer

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