Wolfskinder

  • Rowohlt
  • Erschienen: März 2023
  • 16
Wolfskinder
Wolfskinder
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Carola Krauße-Reim
35°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2023

6 Perspektiven und 1 Wolf

Smilla erinnert sich an ihre Freundin Juli, die vor Jahren in den Wäldern um den Ort Jakobsleiter verschwunden ist. Die Bewohner dieses Ortes scheinen in ihrer ganz eigenen Welt zu existieren. Sie leben abgeschirmt, fürchten das Böse und glauben an die strengen Worte und Regeln ihres Pfarrers. Dann verschwindet wieder eine junge Frau und Smilla findet heraus, dass sie und Juli nicht die einzigen sind. Damit bringt sie sich in große Gefahr, kommt aber auch einer unglaublichen Geschichte auf die Spur.

Eine, die es können müsste

Vera Buck hat Journalismus, Europäische Literaturwissenschaft und Drehbuch studiert. Sie coacht angehende Literaturschaffende und macht Workshops zu Storytelling und kreativem Schreiben. Außerdem hat sie schon mehrere Bücher veröffentlicht. Da kann man eigentlich annehmen, dass sie weiß, was einen spannenden Thriller ausmacht und wie man die Leserschaft fasziniert. Doch davon ist in „Wolfskinder“ leider kaum etwas zu finden.

Ein wenig eingängiger Stil

Die Geschichte wird aus der Sicht von sechs Protagonistinnen und Protagonisten erzählt, wobei die einzelnen Kapitel jeweils von ausschließlich einem davon handeln. Die Leserschaft wird dadurch von einem Ich-Erzähler zum nächsten weitergereicht und von einem kurzen Kapitel zum nächsten katapultiert. Kaum hat man sich an eine Perspektive gewöhnt, muss man sich schon wieder auf die nächste einstellen, wobei das Wort „ich“ wohl das am meisten gebrauchte ist. Das verhindert den Lesefluss, der eigentlich notwendig ist um eine Geschichte als eingängig wahrzunehmen. Der wenig ausgefeilte Schreibstil tut dann den Rest, um das Buch zu einer echten Herausforderung zu machen. Buck pendelt zwischen kurzen stakkatohaften und verschachtelten Sätzen ohne den goldenen Mittelweg zu nutzen.

Spannung wo bist du?

Die Geschichte braucht sehr lange, bis auch nur der Hauch von Spannung aufkommt. Erst auf den letzten Drücker scheint die Autorin noch die Kurve zu bekommen. Wer bis dahin durchgehalten hat, dürfte allerdings so manches schon längst erahnt haben. Die Lösung hat damit kaum noch einen Aha-Effekt.

Stereotypen überall

Man darf daher auch nicht zu enttäuscht sein, wenn die Figuren sehr stereotyp daherkommen. Die etwas hinterwäldlerische Dorfgemeinschaft wird von Isaiah regelrecht beherrscht, der als Pfarrer die Verdorbenheit der Menschen in der Stadt predigt und dafür sorgt, dass niemand die Siedlung verlassen will. Auch Smilla, Edith, Jesse, Laura und Rebekka verkörpern jeweils einen Typ, über den sie nicht hinauswachsen. Er bestimmt ihre Figur während des ganzen Geschehens. Eine Weiterentwicklung sucht man vergebens. Wie auch beim Wolf, der immer mal wieder auftaucht und wie die moralische Instanz erscheint. Manchmal kommt man sich dabei fast wie in einem Märchen vor und erwartet im nächsten Satz Rotkäppchen zu begegnen.

Fazit

„Wolfskinder“ dürfte Vielleser in Sachen Triller kaum begeistern. Weder Handlung, noch Stil oder Figuren sind dafür fesselnd genug. Doch wie jedes jemals erschienene Buch, hat auch dieses der Autorin Vera Buck bestimmt viel Herzblut gekostet und so hoffe ich, dass es doch noch eine Leserschaft gibt, die an „Wolfskinder“ Gefallen findet.

Wolfskinder

Vera Buck, Rowohlt

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