Totenlichter

  • Lübbe
  • Erschienen: August 2023
  • 4
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Carola Krauße-Reim
40°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2023

Schwacher Thriller

Erst eine anonyme Nachricht macht offensichtlich, dass als Selbstmorde zu den Akten gelegte Tode doch Tötungsdelikte waren. LKA-Ermittler Jan Nygård und Polizeipsychologin Anna Wasmuth tappen lange im Dunkeln, bis sie eine Verbindung finden, die alle Opfer eint. Doch warum mussten sie sterben? Die Ermittlungen bringen Nygård und Wasmuth in Gefahr und führen zu einem Täter, der es auch auf sie abgesehen hat.

Der 2. Fall des Duos

„Totenlichter“ ist bereits der zweite Thriller mit dem Duo Nygård / Wasmuth. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass man ihn zwar ohne Kenntnis des ersten Teiles „Schmerzwinter“ verstehen kann, jedoch die Hintergründe besser nachzuvollziehen sind, wenn man diesen gelesen hat. Immer wieder nimmt der psychisch angeschlagene LKA-Ermittler Bezug auf die Vergangenheit, die scheinbar ihm und seiner Tochter ganz schön viel abverlangt hat. Auch dieses Mal ist Aaron Sander keineswegs zimperlich, wenn es um die Ermittlungen geht. Hier fließt nicht nur einiges an Blut, es wird auch für ziemlich makabre Funde missbraucht. Physische Gewalt ist ebenso zu finden, wie psychische, denn einige Jugendliche gehen sehr grausam mit ihrer ehemaligen Freundin um, die bei einem Unfall Brandverletzungen davongetragen hat. Das könnte alles zu einem spannenden Thriller führen, doch leider tut es das nicht.

Erst spannend und dann …

Sander steigt ganz schön spannend in die Geschichte ein. Aufgrund einer zweiten Perspektive ist der Leserschaft gleich klar, dass Evelin Meyers getötet wurde. Schon das bindet an das Geschehen. Wenn dann Anna Wasmuth auch noch einen nächtlichen Eindringling in der Wohnung hat, wird es richtig packend. Doch was passiert dann? Es wird haarsträubend konfus, inhaltliche Schwächen tun sich en masse auf, scheinbar enorm wichtige Aspekte verschwinden im Abseits und der Plot wird immer unausgereifter. Da ist es kaum verwunderlich, dass die Spannung ganz schnell weg ist und nur noch sehr verhalten hier und da einmal aufblitzt. Dazu kommt, dass Sanders sich für einen Stil entschieden hat, der wohl die Alltagssprache wiedergeben soll. Jedenfalls kommen unzählige „nich“ und „so‘n“ und andere Ausgleichsvariationen vor, was mir während des Lesens wirklich keinen Spaß macht. Keinen wirklichen Spaß machen auch die Charaktere, doch die Auflösung ist dann wirklich der Gipfel. Sie präsentiert ein Motiv, das eher fragwürdig als logisch ist und schließt den Thriller sehr unglaubwürdig und wenig befriedigend ab.

Unsympathisch und farblos

Während Psychologin Anna Wasmuth einfach nur sehr farblos bleibt, ist Ermittler Jan Nygård ein Unsympath. Mehr Einzelgänger als Teamplayer und immer auf Krawall gebürstet, ist er alles andere als ein Charakter, dem man gerne folgt. Zudem kommt er immer wieder auf die dramatischen Ereignisse mit seiner Tochter zurück, die aber mehr durch Brutalität schockieren als Empathie für ihn generieren. Ein gut gebauter Charakter muss wirklich nicht eine ständig bestens gelaunte Dauerfrohnatur sein, jedoch sollten die Abgründe und Probleme der Figur - und diese damit selbst - wenigstens glaubhaft vermittelt werden.

Fazit

Ein enttäuschender Thriller. Der einen unausgereiften Plot in einem schwachen Schreibstil und mit wenig sympathischen Charakteren kaum Spannung bieten kann. Wer fesselnde, glaubhafte Geschichten mit gut gebauten Charakteren sucht, sollte sich an andere Thriller halten.

Totenlichter

Aaron Sander, Lübbe

Totenlichter

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