Zwei Fremde

  • Lübbe
  • Erschienen: Juni 2023
  • 8
Zwei Fremde
Zwei Fremde
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André C. Schmechta
42°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2023

…und trotzdem kein doppeltes Thriller-Vergnügen.

Was tun, wenn sich in einem eingeschneiten Hotel in den Highlands zwei Männer als ein und derselbe Polizist ausgeben und verletzt um Hilfe bitten? Vor diesem Problem steht Remie Yorke an ihrem letzten Arbeitstag.

Viel Schnee, wenig Spannung

Nicht nur, dass ein Schneesturm das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten hat. Offenbar scheint es Probleme in einem naheliegenden Gefängnis gegeben zu haben. Beide Polizisten berichten von einem entflohenen Häftling, von dem Gefahr auszugehen droht. Einer der Beamten aber spielt falsch. Nur wer?

Es ist ein durchaus Spannung und Dramatik versprechendes Szenario, das Mark Griffin hier in seinem Debüt entwirft. Dass er zudem auf nur eine Handvoll Figuren an einem abgelegenen Ort versammelt - denn neben Remie als einzige verbliebene Hotelmitarbeiterin befinden sich nur sehr wenige weitere Gäste im Hotel - sollte eigentlich ebenfalls einer dichten Atmosphäre zuträglich sein. Doch auch wenn man zu Beginn noch recht gut in die Geschichte hineingezogen wird, die Hoffnung auf eine packende Leselektüre wird gleich durch mehrere Faktoren sprichwörtlich unter Schnee begraben.

Zunächst hat keine der Figuren in diesem winterlichen Katz- und Maus-Spiel ausreichend Konturen und kann überzeugen. Im Zusammenspiel und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Motivation gelingen kaum wirklich intensive, eindringliche Momente. Sprunghafte Gedankengänge und häufig wenig glaubwürdige Verhaltensmuster, dazu unpassende Dialoge, machen es schwer richtig mitzufiebern. Durch die persönliche Hintergrundgeschichte von Remie Yorke erhält Griffins Hauptfigur zwar auch nur wenig mehr Substanz, immerhin aber verleihen die eingestreuten Rückblicke in eine problematische Vergangenheit dem Thriller ein paar reizvolle Facetten – sind zudem zentrales Element im Plot. Doch insgesamt entfaltet Griffin seine Handlungsstränge hier, wie auch im Hotel zu wenig packend.

Sprachlich gerät mir „Zwei Fremde“ dabei deutlich zu bemüht und konstruiert. Immer wieder entwirft Griffin wortschwangere Metaphern und überhöht Emotionen oder Begebenheiten, um ihnen zusätzliche dramatische Wirkung zu verleihen. Das Gegenteil aber ist der Fall. Die stilistischen Mittel stören, wirken aufgesetzt, wiederholen sich, nutzen sich darüber schnell ab und ziehen Szenen unnötig in die Länge.

Manche Wortwahl ist gar etwas überraschend und führt zu unfreiwilliger Komik oder etwas unpassender Einordnung der Ereignisse. Möglicherweise ist das auch auf eine nicht ganz runde Übersetzung zurückzuführen. So ist aber schließlich der gelungenste Teil des Romans die kurze knackige Auflösung, sowie ein gut erzählter Epilog. Doch reicht das nicht aus, um mich an die Seiten zu fesseln.

Fazit

Schade, aus der guten Grundidee hätte eine spannende, nervenaufreibende Geschichte werden können. „Zwei Fremde“ bedeuten aber leider trotzdem kein doppeltes Thriller-Vergnügen und ich bin am Ende froh, dem Schneegestöber endlich entkommen zu sein. Für August 2024 ist ein neuer Roman von Martin Griffin angekündigt. Der entführt uns dann auf eine abgelegene Insel im Atlantischen Ozean.

Zwei Fremde

Martin Griffin, Lübbe

Zwei Fremde

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