Cooper

  • Piper
  • Erschienen: März 2022
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Yannic Niehr
69°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2022

Kurzweilige Chronik eines ungelösten Verbrechens

Northwest Orient Airlines Flug 305, 24. November 1971: Die junge Stewardess Kate erfährt den Schock ihres Lebens, als ihr der dunkelhaarige, attraktive Mann mit Sonnenbrille, der sich selbst Dan Cooper nennt, ihr einen Zettel mit den Worten reicht „In meinem Koffer befindet sich eine Bombe. Falls nötig, werde ich von ihr Gebrauch machen. Ich möchte, dass sie sich neben mich setzen. Das ist eine Entführung.“ Atemlos unterhält sie sich beschwichtigend mit dem Mann und spielt Mittler zwischen ihm und den Piloten im Cockpit. Cooper fordert $ 200.000 in bar sowie 4 Fallschirme. Wer ist der mysteriöse Herr? Was ist sein Motiv? Kann das Schlimmste noch verhindert werden? Die Uhr tickt - und dies wird ein Flug, auf den viele gern verzichtet hätten …

„Menschen neigen dazu, nach Zusammenhängen zu suchen. Das liegt einfach in der Natur unserer Spezies“

Es ist einer der berüchtigtsten Fälle der US-Kriminalgeschichte: Am 24. November 1971 entführt ein gewisser Dan Cooper eine Boeing 727 auf dem Weg von Portland nach Seattle. Seine Beute nimmt er durch das FBI auf einem Zwischenstopp entgegen, um schließlich auf dem Weiterflug nach Reno per Fallschirm aus der Maschine hinaus ins Unbekannte zu springen. Einen kleinen Teil des Geldes findet man schließlich verstreut am Grund. Cooper selbst wird nie wieder gesehen, bis heute hat man ihn nicht identifizieren können. Dieses spannenden, ungeklärten Falles, der u.a. massive Auswirkungen auf die Flughafensicherheit hatte, nimmt sich Jens Eisel in diesem Tatsachenroman an.

Autor Jens Eisel ließ sich zunächst zum Schlosser ausbilden, bevor er u.a. als Pfleger und Hausmeister arbeitete. Nachdem er schließlich am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studierte, gewann er mit einer Kurzgeschichte den Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin. Cooper, für den er sogar eine Recherchereise in die USA unternahm,ist sein zweiter Roman.

„Ich weiß nicht, ob er clever war oder einfach nur verrückt“

Eisel hält sich nah an die (wenigen) Fakten, die er in einem deskriptiven, verknappt journalistischen und flüssigen Stil erzählt, mit Fiktion anreichert und immer wieder durch kurze Augenzeugen-Interviews unterbricht, was den Tatsachencharakter des Erzählten noch unterstreicht.

Trotz der Kürze des Textes zeichnet er seine Figuren sympathisch und vielschichtig – allen voran die taffe Stewardess Kate, für die dieser Flug lebensverändernd sein soll. Aber auch der Wechsel der Perspektiven zwischen FBI-Agenten, Piloten und Passagieren hält einen bei der Stange.

Eisel spinnt die Geschichte in ein mögliches Schlussszenario weiter und rundet das Ganze mit einem Interesse weckenden Pro- sowie einem Epilog ab. Er vermag außerdem, ein lebhaftes Bild einer vom Vietnamkrieg erschütterten, zutiefst zerrissenen USA zu zeichnen, die das Setting für das Verbrechen liefert. Leider gelingt es ihm nur bedingt, dies stimmig mit der Haupthandlung zu verknüpfen, und am Ende hat man leider nicht das Gefühl, sehr viel mehr erfahren zu haben, als wenn man Dan Cooper einfach in die Internet-Suchmaschine seiner Wahl eingegeben hätte.

Fazit

Ein nicht überragender, aber immerhin kurzweiliger und packender True-Crime-Roman über einen Fall, der bis heute Fragen aufwirft. Für Fans dieser Kost eine leichte Krimilektüre für zwischendurch.

Cooper

Jens Eisel, Piper

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