Die Jagd

  • Knaur
  • Erschienen: August 2022
  • 2

- OT: The Hunted

- aus dem Englischen von Karin Diemerling

- TB, 352 Seiten

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Carola Krauße-Reim
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2022

Brutalität bestimmt die Geschichte

Gabriel Bergmoser ist einer der wenigen australischen Krimi-Autoren, die auch in Europa veröffentlicht werden. Als ich hörte, dass „Die Jagd“ sogar verfilmt wird, war ich sehr gespannt auf den Thriller, der im australischen Outback spielt.

Blutige Jagd im Outback

Frank betreibt ein Roadhouse im australischen Outback, weit ab von jeder Zivilisation. Als eines Tages eine schwer verletzte Frau in seine Tankstelle rast und dort zusammenbricht, riecht es nach gewaltigem Ärger. Doch was dann kommt, ist schlimmer als er es sich ausmalen konnte. Schnell ist klar, dass hier eine Jagd stattfindet, die es nicht auf Tiere abgesehen hat, sondern auf jeden, der sich gerade im Roadhouse befindet.

Kaum Handlung, aber viel Blut

Erzählt wird in zwei Zeitebenen: Die Gegenwart mit Frank und die Erlebnisse von Maggie vor einiger Zeit, die zur jetzigen Situation geführt haben. Doch diese Handlung hat nur wenig Inhalt und erklärt die folgenden Gewaltexzesse kaum. Sie dient lediglich als Gerüst für brutalste Szenen. Das ganze Buch zielt es einzig auf eine Aneinanderreihung von Schockmomenten ab, ohne die geringste Rücksicht auf Logik oder Realität zu nehmen. Spannung empfindet wohl eher die Leserschaft, die es gerne brutal und blutig mag. Alle anderen dürften wenig bis gar keinen Gefallen an diesem Gemetzel haben.

Das Outback mit seinen Problemen

Das Setting ist dem Autor gelungen: Eine Tanke in der man auch aufgewärmte Fertiggerichte an zerschrammten Resopaltischen bekommt. Im Umkreis von vielen Kilometern gibt es nur ausgedörrte Landschaft mit Spinifex Gras. Auch die entlegene Ortschaft aus der Maggie flieht, setzt das Kopfkino in Gang. Eine eingeschworene Gemeinschaft, ein Pub und ansonsten mehr Frust als Lust am Leben im Nirgendwo. Aber dann hört es mit der Authentizität auch schon auf.

Die Figuren sind keine Charaktere

Dass bei einer solchen wenig tiefschürfenden Geschichte kein großes Gewicht auf ausgefeilte Charaktere gelegt wird, ist plausibel. Doch mit der Beschreibung der Jäger tut Bergmoser seinen Mitmenschen im Outback wahrlich keinen Gefallen. Sie werden als gelangweilte, gewissenlose Hillbillys dargestellt, deren größtes Vergnügen es ist, Menschen zu jagen, zu häuten und an Fleischerhaken aufzuhängen. Selbst Frank, seine gerade bei ihm wohnende Enkelin und auch Maggie werden nur rudimentär beschrieben. Was Maggie betrifft, darf sie immerhin abrupt von einer schwerstverletzten und über lange Stunden vor Blutverlust ohnmächtigen Frau zu einer schlagkräftigen Superwoman mutieren – auch nicht gerade sehr realistisch.

Fazit

Ein Thriller mit wenig Handlung, dafür umso mehr brutalen Szenen. Das ist wirklich nicht jedermanns Sache. Wer auf einen ausgefeilten Plot mit komplexen Charakteren verzichten kann, darf sich mit „Die Jagd“ ins australische Outback entführen lassen. Doch Vorsicht – hier werden nicht nur Kängurus gejagt!

Die Jagd

Gabriel Bergmoser, Knaur

Die Jagd

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