Klippentod

  • Penguin
  • Erschienen: April 2021
  • 1

- Broschur, 560 Seiten

- Bd. 1 [Simon Jenkins]

Klippentod
Klippentod
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Carola Krauße-Reim
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2021

Krimi mit einem Hauch Liebesgeschichte

In der deutschen Krimi-Landschaft sind in letzter Zeit einige neue Serie gestartet, so auch hier: „Klippentod“ ist der Auftakt zur Reihe rund um den ehemaligen Polizisten Simon Jenkins.

Der unter dem Pseudonym Ian Bray schreibende deutsche Autor und Journalist hat das malerische Örtchen Cadgwith in Cornwall als Handlungsort für seine Geschichten ausgesucht. Warum aber, wie auch hier, immer wieder gerne die Grafschaft Cornwall als Identifikationsmerkmal für einen Krimi auf dem Cover angegeben wird, ist mir ein Rätsel, auch wenn es dort (wie aber in vielen anderen britischen Gegenden auch) landschaftlich sehr reizend ist.

Jenkins ermittelt ohne Befugnis

Simon Jenkins ist kein Polizist mehr – nach einem schweren Verkehrsunfall ist er aus dem Dienst ausgeschieden, lebt jetzt in Cadgwith und malt Bilder. Und so will er auch nicht mit Viktoria sprechen, die ihn eines Nachts verzweifelt um Hilfe bittet. Am nächsten Tag ist Viktoria tot – von einer der hohen Klippen gestürzt. Ihre Freundin Mary glaubt nicht an Selbstmord oder Unfall und kann Simon nun doch für Ermittlungen gewinnen. Doch als eine weitere Leiche gefunden wird, ist die drohende Gefahr greifbar.

Spannung versackt in wortreicher Ausführlichkeit

Der Prolog lässt auf einen spannenden Krimi hoffen, doch was folgt ist eine Enttäuschung. Das Geschehen wird sehr eindimensional erzählt, wobei unzählige Wiederholungen die Spannung auf ein Minimum herunterschrauben. Den größten Teil begleiten wir Jenkins während seiner enervierend langatmigen Ermittlungen, die das Geschehen nur sehr langsam vorantreiben. Es hat den Anschein, dass Bray diesen neuen Serienhelden in allen seinen Nuancen einführen will, jedoch geht das zu Lasten der Geschichte und das nicht nur was die Spannung betrifft. Zwar ist die Lösung nicht leicht vorhersehbar, aber das Ende ist doch abzusehen, denn immerhin sollen ja noch weitere Bücher folgen und die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Simon und Mary lässt da schon einige Schlüsse zu.

Charaktere sind auch keine Bereicherung für den Krimi

Simon Jenkins, Ex-Polizist der Londoner Metropolitan Police, ist ein ebenso einsamer, wie körperlich beeinträchtigter Mann. Seine Wirbelsäule ist durch den Unfall irreparabel beschädigt und bereitet ihm nahezu unerträgliche Schmerzen, die nur mit starken Medikamenten zu ertragen sind. Dieser Zustand scheint die einzige Charaktereigenschaft dieses Mannes zu sein, denn sie wird in Endlosschleife unterstrichen, obwohl das Desaster jeder Leser spätestens nach der gefühlt 1000. Erwähnung realisiert haben dürfte.

Ansonsten erscheint Jenkins ziemlich ambivalent – er sucht die absolute Einsamkeit, findet sie auch in seinem kleinen Cottage, aber er musiziert auch eifrig bei jeder Folknight im Pub mit und scheint im Fischer Luke einen Freund gefunden zu haben, dem er mehr anvertraut als sein Wunsch nach eremitischem Dasein vermuten lässt. Wie diese intensive Freundschaft entstand und warum gerade Luke zu seinem Vertrauten wurde, bleibt ein Rätsel.

Der weibliche Gegenpol zu Simon, ist Mary – promovierte Kunsthistorikerin, B&B-Wirtin und Betreiberin eines kleinen Ladens im Ort. Auch ihre Figur ist nicht in Gänze zu fassen und tritt in ihrer Zeichnung ziemlich auf der Stelle. Zwar zeigen sich auch bei ihr schmerzhafte Ereignisse in der Vergangenheit, doch wie einschneidend diese für die junge Frau wirklich waren, wird nur unzureichend angerissen.

Damit machen die Protagonisten den Eindruck, so gestrickt zu sein, dass sie zur Handlung passen. Vielleicht dürfen wir auf mehr Differenz in den kommenden Büchern hoffen. Dass die Bewohner von Cadgwith nicht besonders gut wegkommen und scheinbar nur aus tratschenden Klatschweibern, arbeitslosen Fischern und alkoholsüchtigen Pubgängern zu bestehen scheinen, dürfte in der Bevölkerung dieses real existierenden Ortes weniger gut angekommen sein und auch beim Leser den Geschmack von allzu oft bedienten Klischees hinterlassen.

Das Setting macht einiges wett

„Cornwall wurde vor vielen Jahren zu seinem liebsten Reiseziel, und Cadgwith hat es ihm ganz besonders angetan“ - das merkt man während der Lektüre ziemlich schnell. Bray schafft es, die Atmosphäre an der Küste Cornwall einzufangen. Die Beschreibung der kleinen Buchten, mit den winzigen Häfen; des steilen Ufers mit dem Küstenwanderweg und der heimeligen pittoresken Dörfer ist der große Pluspunkt dieses Krimis. Die Handlung könnte natürlich an jeder beliebigen Küste stattfinden, doch es macht einfach Spaß, sich in dieser Landschaft zu bewegen. Wenn dann auch noch das Wetter im Buch genauso launig ist, wie in Realität, fühlt man sich gleich nach Cornwall versetzt.

Fazit

„Klippentod“ ist der Auftakt zur Simon-Jenkins-Reihe, die den Leser ins schöne Cornwall entführt. Jedoch ergeht sich Ian Bray in zu vielen Wiederholungen, was kaum Spannung aufkommen und den Krimi etwas zäh werden lässt. Liebhaber der britischen Grafschaft dürften aber durch die anschaulich geschilderte Atmosphäre versöhnt werden und vielleicht dennoch Gefallen an den Ermittlungen des Ex-Polizisten und seiner beginnenden Lovestory mit B&B-Besitzerin Mary finden.

Klippentod

Ian Bray, Penguin

Klippentod

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