Haken schlagen

  • Schardt
  • Erschienen: Mai 2019
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Carsten Jaehner
78°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2020

Brutale Morde in Ostfriesland

Im ostfriesischen Aurich wird ein brutal erschlagener Geschäftsmann in der Tiefgarage eines Hotels gefunden. Das ruft die örtliche Polizeiinspektion auf den Plan, allen voran Hauptkommissar Jonte Janßen, ihm zur Seite steht seine Kollegin Banafsheh Schariatmadari, genannt „das Veilchen“, Tochter iranischer Einwanderer, aber in Aurich geboren. Was Janßen aber mehr durch den Kopf geht, ist ein nicht abgeschlossener Fall, ein „Cold Case“, der an seiner Ehre nagt und der ihm die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet. Eine junge Frau wurde in Esens brutal ermordet, einen ähnlichen Fall gab es in Venedig mit der gleichen Tötungsart, aber keine Hinweise auf Täter, geschweige denn auf einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen.

Die Mordkommission macht sich an die Arbeit, den Mord an dem Geschäftsmann aufzuklären und gerät an eine Firma, für die der Mann als Geschäftspartner tätig war, an den Kollegen Dotzler, der ihm in all den Jahren auch ein Freund geworden war. Andere Spuren führen ins Spielcasino nach Esens und zu einer neuen Pizzeria namens „Bella Vista“. Die Auricher Polizeibeamten müssen all ihr Wissen und ihre Erfahrung einbringen, um den Fall zu lösen. Und durch Zufall führt eine Spur tatsächlich zu dem ungelösten Fall. Wird dieser endlich gelöst werden?

Ein alter und ein neuer Fall

Lothar Englert war bislang eher durch seine gut recherchierten historischen Romane über die Geschichte Ostfrieslands bekannt und legt nun mit „Haken schlagen“ seinen ersten Kriminalroman vor, der zur heutigen Zeit in Aurich und Umgebung spielt. Jonte Janßen kommt als Hauptkommissar daher, der kurz davor steht, seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen, dem aber ein nicht gelöster Fall schlaflose Nächte bereitet. Das gefällt der Chefetage natürlich nicht und so kommt ein neuer Fall gerade recht, bei dem die Polizei ihre Wirksamkeit zeigen kann.

Der Fall selber ist nicht unbedingt spektakulär, wenngleich Englert es schafft, trotz der Kürze des Romans die eine oder andere falsche Fährte zu legen. Im Mittelpunkt steht hier eher die Polizeiarbeit, das Verhalten der Kollegen untereinander und ihre Stimmung. Englert kommt nicht mit großen Erklärungen daher, hier wird die reine Polizeiarbeit gezeigt. Über die Recherchen hierzu erzählt Englert im Nachwort zum Roman.

Sprachlich hohes Tempo

Was dem Leser sofort auffallen dürfte, ist die direkte Sprache, die der Autor gewählt hat. Er wechselt schnell zwischen direkter und indirekter Rede, womit man immer bei den Gedankengängen der jeweiligen Protagonisten dabei ist und was dem Roman ein gewisses Tempo verleiht. Das ist gewöhnungsbedürftig, und an mancher Stelle kann man den Gedankengängen nicht ganz folgen. Ein lockerer Sprachstil der Kollegen untereinander verschärft das Tempo, das allerdings geht zu Lasten der Konzentration, die man als Leser aufbringen muss, um dem teilweise sehr schnellen Schlagabtausch folgen zu können. Dies hält der Autor bis zum Ende durch, allerdings verlangsamt  sich durch Vernehmungen das Lesetempo und der Roman wird ein wenig griffiger.

Dass der zunächst ungewöhnliche Titel des Romans durchaus Sinn macht, auch auf mehreren Ebenen, stellt sich bei aufmerksamer Lektüre recht schnell heraus. Dass auf knapp 190 Seiten gleich zwei Fälle gelöst werden, zeigt, dass diese vielleicht nicht allzu kompliziert sind, aber auch diese Fälle wollen ja gelöst und die Täter der Gerechtigkeit überführt werden. Mehr Raum an Seiten hätte dem Roman allerdings gut getan, um die vorherrschende Hektik ein wenig einzudämmen.

Fazit:

Lothar Englert erster Ausflug in das Gerne des Kriminalromans zeigt einen aktuellen und einen etwas weiter zurückgelegenen Fall, die beide ungefähr gleich viel Platz im Roman fordern und die dem Titel des Romans durchaus gerecht werden. Der Roman hat nicht die Intensität der historischen Romane des Autors, was aber aufgrund der viel geringeren Seitenzahl auch nicht zu erwarten ist. Sollten Jonte Janßen und sein Team noch weitere Fälle bearbeiten dürfen, wäre es schön, ihnen dafür mehr Raum zur Verfügung zu stellen.

Haken schlagen

Lothar Englert, Schardt

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