Die Wilderer

  • Unionsverlag
  • Erschienen: Januar 2001
  • 2
  • Nairobi: Longman, 1979, Titel: 'The Bushtrackers', Seiten: 207, Originalsprache, Bemerkung: Drumbeat; Bd. 18
  • Zürich: Unionsverlag, 2001, Seiten: 221, Übersetzt: Peter Friedrich, Bemerkung: UT metro; Bd. 218
Die Wilderer
Die Wilderer
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Thomas Kürten
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Der hinterste Außenposten der Mafia

Nur weil einige Länder auf der Weltkarte der Kriminalliteratur so gut wie nicht vertreten sind, heißt das noch lange nicht, dass in ihnen keine Verbrechen geschehen. Vielleicht bietet die dortige Polizei nicht genügend Faszination, um den Nährboden für neue Helden darzustellen, aber dann bekommen andere Institutionen die Rolle für den Kampf gegen Unrecht und Unheil. Manchmal lohnt es sich deshalb umso mehr, nach solchen Exoten Ausschau zu halten, denn sie bieten neben einer Krimi-Handlung auch vielschichtige Einblicke in den Alltag der Menschen in einem fernen und unbekannten Land. Meja Mwangi ist in Kenia einer der bekanntesten zeitgenössischen Autoren, der neben Theaterstücken und Kinderbücher auch Romane und Krimis verfasst hat. In der viel gerühmten metro-Reihe des Unions-Verlags ist sein Roman Die Wilderer 1979 erschienen.

Die Handlung spielt auf zwei Ebenen. Zum einen werden die Sorgen von Al Haji geschildert. Er ist eigentlich Amerikaner, der auf der Flucht vor dem FBI in Kenia gestrandet ist und nun hier seit einigen Jahren für die Chicagoer Mafia den Drogen- und Diamantenschmuggel, aber auch den illegalen Handel mit Elfenbein und Schutzgelderpressung organisiert. Er hat mit dem gestiegenen Druck seines Paten zu kämpfen, da eine Elfenbeinlieferung nach Hong Kong nicht ganz termingerecht über die Bühne gegangen ist. Der kaltblütige Ricardo ist extra vom Paten abgestellt worden, um ein Auge auf Al Haji zu werfen.

Auge um Auge

Frank und Kimathi sind Ranger in einem der größten Nationalparks Kenias. Sie haben in letzter Zeit viele blutige Feuergefechte mit Wilderern ausgetragen. Kimathi will die schöne Sofia heiraten, doch ihr Vater sträubt sich, auch seine jüngere Tochter an einen Ranger zu verlieren, nachdem der Gatte der älteren von Wilderern erschossen wurde. Schweren Herzens gibt Kimathi seinen geliebten Job auf und steigt im Krämerladen seines Onkels als Teilhaber ein. Nach der Heirat scheint alles wunderbar, bis eines Abends die Schutzgelderpresser im Laden auftauchen. Kimathi will nicht kampflos sein schwer erarbeitetes Geld wieder verlieren.

Mwangi beschreibt nicht nur den Kampf gegen gewissenlose Elefantenmörder. Er holt den Kampf der Ranger auf eine andere, persönliche Ebene, die über deren professionelles Abenteurertum hinaus geht. Und damit führt er Motive auf hinab bis auf niederstes Niveau - Rache beseelt die Protagonisten. Außerdem hält er das gesellschaftliche Profil Kenias in einer Vielzahl von Schnappschüssen fest. Die Bar an der Schnellstraße, ein Laden in einem Dorf und einer in der Stadt. Die Mentalität der Menschen, gefangen und narkotisiert vom Moloch Nairobi. Eine Stadt, die den Herzen der Kenianer wohl immer fremd bleiben wird.

Ein Flächenbrand wütet

Die Wilderer hat zweifellos das Potenzial, seine Leser von der ersten Seite an mitzureißen. Dass hier nicht vollends Lobeshymnen angestimmt werden sollen, liegt jedoch an der allzu klischeehaften Darstellung der Verbrecher und Bösewichte. Die sind leider ein wenig phantasielos geraten und könnten auch direkt aus einem Donald-Duck-Taschenbuch stammen. Die Ranger wirken da einfach echter, authentischer. Wenngleich man ihrer Logik nicht immer folgen kann...:

 

"Du hast gedacht, da bist du fein raus, du und dein sicherer kleiner Laden. Du hast gedacht, du läufst der Gefahr davon, wenn du in die große zivilisierte Stadt ziehst. Mann, mir sind ein Dutzend Wilderer, die auf mich schießen, allemal lieber. Bei den Wilderern darf man wenigstens zurückschießen..."

 

Nicht nur die Wilderer haben ihre eigene Auslegung von Hierarchie in ihrer Mafia-Organisation, auch bei den Rangern kommt es zu einer eigenen Auslegung von Recht und Unrecht. Wo Korruption regiert und jeder Regierungsbeamte geschmiert wird, verkommt die Selbstjustiz zum einzigen Mittel von Moral und Gerechtigkeit. Mwangi's Kenia ist seiner Wurzeln entrissen, einem Flächenbrand erlegen. In einer Orgie von Gewalt verkommt das Land, und aller Einfluß westlicher Zivilisation erweist sich als Quell von Unzufriedenheit, Unruhe und Verderben. Die Savanne brennt - und auch Mwangi kann das Feuer nicht löschen.

Die Wilderer

Meja Mwangi, Unionsverlag

Die Wilderer

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