Die sieben Kreise der Hölle

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2018
  • 2
  • München: Blanvalet, 2018, Seiten: 480, Originalsprache
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Annette Wolter
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2018

Kein Buch für zarte Seelchen...

Helena ist alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern, lebt getrennt von ihrem Mann Robert, mit dem sie aber beruflich immer wieder zu tun hat. Die Staatsanwältin konnte sich eben erst vom "Dionysos-Fall" erholen - und schon wieder passiert etwas Erschreckendes. Ihre beiden Töchter werden entführt, und es scheinen Menschenhändler am Werk zu sein, die vor nichts zurückschrecken. Besonders perfide ist, dass hier absolut unklar ist, wem man trauen kann, denn die Täter sitzen an obersten Stellen in der Politik, und vielleicht auch in der Staatsanwaltschaft und bei der Polizei. So macht sie sich mit ihrem Ex-Mann Robert ans Werk.

Die perversen Typen verstecken sich auf Kunstmessen

Helena und Robert werden Zeuge, wie die Leiche eines vermissten Mädchens gefunden wird. Gefoltert und verstümmelt. Die Mutter des toten Mädchens stammt aus Belgien und will den Ring, in dem sich die Mitglieder als Kunsthändler auf Kunstevents versammeln, sprengen. Sie hat niemanden mehr und nichts zu verlieren.

Dafür verfügt sie über geheime Informationen. Helena und Robert bekommen von ihr einen Tipp, und es geht zunächst nach Vietnam, wo sich ein alter "bekannter Perverser" (Paulus, Staatsanwalt aus Band 1, mit dem Helena eine Affäre hatte) aufhalten soll.

Vietnam, ein Land wie gemacht für Pädophile

Vietnam ist ja ein Land, wie viele Länder in Asien, das von Kinderschändern gerne besucht wird, denn hier ist nahezu alles möglich. Wenn Helena Männer anschaut, die in der Hotellobby sitzen, überlegt sie sofort Dinge wie: "Will der Fette einen Geschäftsbesuch mit einer minderjährigen Prostituierten feiern oder - noch schlimmer - mit einem Kind?" Man sieht es ihnen nicht an.

In Vietnam können sie sich zwar des gesuchten Zeugen bemächtigen, es nimmt aber ein blutiges Ende, und die Mädchen werden trotzdem nicht gefunden. Dann beginnt eine hektische Jagd nach Belgien, Berlin und Istanbul. Immer scheint irgendwer die Ergreifung der Täter zu sabotieren. Ein InformationsLeck, aber wer steckt dahinter?

Der Autor beschreibt diese Strukturen sehr aufschlussreich

Uwe Wilhelm, geboren 1957 in Hanau, hat Germanistik und Schauspiel studiert. Seit 1987 arbeitet er als Autor für Drehbücher, Theaterstücke und Sachbücher. Er hat mehr als 120 Drehbücher für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst. Uwe Wilhelm ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Berlin. "Die sieben Kreise der Hölle" ist der zweite der Teil der Serie um die Staatsanwältin Helena Faber und ihren Ex-Mann Robert.

Zwischendurch wird wirklich gut beschrieben, wie einer der Mädchenschänder schön, exklusiv und exquisit zu Hause wohnt und dort sein heiles Familienleben pflegt. Mit Cello und Klavier und einer Frau, die bei der letzten Geburt 30 Kilo zugelegt hat, und die für ihren Mann nicht mehr attraktiv ist. Wo der Familienvater "Dampf ablässt" kann sich der Leser dann denken.

Die Jagd geht weiter und führt nach Istanbul - wer ist der Verräter?

Helena hat nach wie vor Kontakt zum ehemaligen Professor Rashid Gibran. Der ist ein Fan von Friedrich Nietzsche und ein Grenzgänger, der die Heldin zu ihren eigenen Abgründen verführt. Das passt ihrem Ex-Mann nicht, aber auch Robert hat etwas Wesentliches zu verbergen.

Es wird blutig. Überall Lecks, Geheimnisse, Folter und Gewalt. Helena und ihr Ex betreiben blutige Selbstjustiz, die aber auch irgendwie nötig ist, denn niemand "Offizielles" hilft ihnen dabei, die Mädchen zu finden.

Der Fall ist zwar irgendwie gelöst, doch die Lösung macht lässt den Leser traurig und lässt ihn leicht unbefriedigt zurück. Das hat nichts mit der Qualität des Buchs zu tun. Wer weiterdenkt, hofft wirklich, dass es einen Teil drei gibt.

Wer empfindlich ist, könnte Alpträume bekommen

Ein lesenswerter Thriller, der seine Bahnen bis in die höchsten Kreise der Politik und Kunstwelt weltweit zieht und der an Brutalität den Opfern gegenüber kaum zu überbieten ist. Vor allem finde ich, dass Folterbeschreibungen an Mädchen und Kindern oft schwer zu ertragen sind. Wer hier empfindlich ist, bekommt Albträume.

Der Leser weiß, dass diese Welt existiert, und ich persönlich frage mich dann, ob die Darstellungen vielleicht doch übertrieben oder konstruiert sind? Könnte fast alle offiziellen Stellen mit so einem Virus durchzogen sein? Das wäre absolut pervers und schrecklich, ist aber wohl nicht völlig jenseits der Realität.

Etwas unrealistisch finde ich das Verhältnis Helena zu Rashid Gibran, aber vielleicht hätte ich dazu Band 1 lesen müssen. Daher: Es ist absolut empfehlenswert, zunächst das erste Buch von Uwe Wilhelm zu lesen, denn Teil 2 bezieht sich immer wieder auf Stellen daraus.

Wenn man das zweite vor dem ersten Buch liest, fällt es mit dem Informationsvorsprung irgendwie schwer das erste zu lesen. Schließlich gibt es noch ein kleines Minus für die Protagonistin. Sie ist total überzeichnet, und man kann sich kaum vorstellen, dass so jemand bei der Staatsanwaltschaft arbeitet.

Die sieben Kreise der Hölle

Uwe Wilhelm, Blanvalet

Die sieben Kreise der Hölle

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