Asphaltseele

  • Random House Audio
  • Erschienen: Januar 2016
  • 4
  • München: Random House Audio, 2016, Seiten: 4, Übersetzt: Gregor Weber, Bemerkung: gekürzte Autorenlesung
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2016

Wenn Frankfurt plötzlich auf dem Balkan liegt

Der Frankfurter Kommissar Ruben Rubeck ist ein echter Straßenbulle. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause macht er kurze Zwischenstation in seinem Stamm-Bordell, und gerät anschließend in eine Schießerei im finsteren Bahnhofsviertel. Rubeck schießt einen Mann an, der eine große Nummer in der organisierten Kriminalität ist. Sein Leibwächter - ein ehemaliger GSG-9-Mann - wird bei dem Schusswechsel zwischen den Gangstern getötet. Im Krieg auf dem Balkan ist die verwundete Unterwelt-Größe als harter und brutaler Kämpfer aufgefallen. Rubeck schlittert durch diesen Vorfall ungewollt in Ereignisse hinein, die er anfangs nicht überblickt. Aber er weiss sich zu wehren und bekommt langsam und stückweise mehr Informationen. Der Kommissar hat selbst einiges in den Jugoslawien-Kriegen erlebt, und kommt davon, als ihm gefährliche Killer nach dem Leben trachten.

Ruben Rubeck hat harte und ereignisreiche Zeiten hinter sich

Gregor Weber bietet seinen Lesern mit Asphaltseele einen knackigen Thriller an, der in der Hardcore-Serie von Heyne durchaus passend aufgehoben ist. Hier geht es nicht zu wie in vielen deutschen Fernseh-Krimis, die zuweilen soft und überaus nachdenklich daher kommen. Vorschriften werden eingehalten, Waffen zur Seite gelegt, um den oder die Täter zu beruhigen.

Das ist bei Ruben Rubeck völlig anders. Er war als Bundeswehr-Soldat bei den Feldjägern, und mit seiner Einheit etliche Jahre im unruhigen Kosovo eingesetzt. Nach diesen harten und ereignisreichen Erfahrungen ist Rubeck Polizist geworden - und da ist er eben ein echter Straßenbulle. In der Frankfurter Innenstadt, vor allem im Bahnhofsviertel, lebt Rubeck mitten zwischen seiner Klientel. Er hat es nicht nur dicht zur Arbeit, sondern steckt zuweilen mittendrin. Es verwundert kaum, dass er Alkoholiker ist, und sein Sex-Leben vor allem in Bordellen stattfindet.

Obskurer LKA-Mitarbeiter bringt weitere Dynamik in die Handlung

Da ist es auch kaum überraschend, dass er seine Abende gerne in seiner Stamm-Kneipe um die Ecke verbringt. Und da Rubeck nichts von der Vorschrift hält, in der Freizeit keine Waffe zu tragen, zieht er reflexartig seine SIG-Sauer, als er förmlich in die Schießerei der Unterweltler hinein stolpert. Immerhin ist er der Held für ein junges Pärchen, dem er mutmaßlich das Leben rettet. Kein Held ist er für einige seiner Kollegen, weil einer der Gangster tot auf dem Pflaster liegt, und Rubeck den anderen mit zwei Schüssen schwer verletzt hat. Es bleibt jedoch nichts hängen, weil es sich um eine Schießerei zwischen rivalisierenden kriminellen Banden gehandelt hat, Rubeck wird korrektes Verhalten attestiert.

Die Geschichte um den Frankfurter Straßenbullen bekommt dann noch mehr Dynamik, als ein obskurer LKA-Mitarbeiter die Bühne betritt. Rubeck soll verdeckt für ihn arbeiten, und den verletzten Unterweltler überwachen und - wenn möglich - dingfest machen. Der ist offenbar in Hamburg eine große Nummer im kriminellen Milieu - aber nicht nur das.

Abgerissener Protagonist wirkt sympathisch auf den Leser

Der Autor hat hier einen ziemlich abgerissenen Protagonisten kreiert, der wohl gerade deswegen für den Leser sympathisch wirkt - jedenfalls ist es mir so gegangen. Weber geht mit seinen Action-Szenen deutlich über das hinaus, was man sonst in deutschen Krimis serviert bekommt. Zwei Handlungsebenen bringen zudem steigende Spannung in den gelungenen Plot. In eingestreuten Rückblenden verfolgt der Leser, wie der junge Rubeck mit seiner Feldjäger-Einheit Jagd auf Kriegsverbrecher machte. In der Gegenwart ist er nun hinter einem berüchtigten Gangsterboss her - unter zunehmend verwirrenden Umständen.

In Vergangenheit und Gegenwart wird die Spannung durch viel Action und etliche Cliffhanger befördert. Aber auch die spürbaren inneren Widersprüche der verschiedenen Protagonisten und ihr sprunghaftes Verhalten machen die Lektüre mehr als abwechslungsreich.

Vordringlich zieht sich dabei die Frage durch den Roman, ob Rubeck die ganze Sache unbeschadet übersteht, oder ob es ihm doch noch ans Leder geht. Ruben Rubeck mit seinem dreckigen Frankfurter Bahnhofsviertel ist ein viel versprechender Protagonist - ich würde gerne mal ein Bier mit ihm trinken gehen.

Asphaltseele

Gregor Weber, Random House Audio

Asphaltseele

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