Die Tote von Kalkgrund

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Dortmund: Grafit, 2015, Seiten: 220, Originalsprache
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Andreas Kurth
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2015

Wenn eine Tote in der Förde treibt

Während einer Seebestattung in Sichtweite des Leuchtturms Kalkgrund in der Flensburger Förde wird von der Schiffsbesatzung die Leiche einer jungen Frau in der Ostsee entdeckt. Die Nachricht trifft Simon Simonsen ziemlich heftig. Er hat bereits alles verloren, sein Unternehmen, seine Frau hat ihn vor einem Jahr verlassen, und nun musste er auch noch sein Boot verkaufen. Als ihm jetzt von der jungen Kriminalkommissarin Helene Christ mitgeteilt wird, dass seine Frau offensichtlich ermordet wurde, kommt es noch härter.

Denn er wird von den Ermittlern verdächtigt, sie umgebracht zu haben. Angeblich gibt es einen Zeugen, der beobachtet haben will, dass er am Tag ihres Todes mit ihr auf seinem – damals noch in seinem Besitz befindlichen - Boot unterwegs war. Helene Christ und ihr Kollege Edgar Schimmel stellen intensive Nachforschungen an und stoßen dabei schnell auf weitere kriminelle Aktivitäten, in die nicht nur Simon Simonsen verwickelt war.

Viel Ostsee-Flair und Segler-Vokabular bei Ermittlungen an der Förde

Nach zwei von Lesern und Rezensenten gut aufgenommenen Polit-Thrillern hat H. Dieter Neumann mit Die Tote von Kalkgrund seinen ersten Kriminalroman vorgelegt, der in seiner Wahlheimat Flensburg angesiedelt ist. Dementsprechend wird dem Leser hier viel Ostsee-Flair und Segler-Vokabular präsentiert.
Das Buch soll der Auftakt zu einer Reihe um die Kommissarin Helene Christ sein, der zweite Teil ist bereits erschienen. Die Protagonistin ist eine bodenständige, junge Ermittlerin. Sie hat allerdings einige Probleme mit ihrem Kollegen Edgar Schimmel. Der möchte den Fall möglichst schnell abhaken, nimmt die Ermittlungsansätze seiner Kollegin nicht wirklich ernst. Die zeigt jedoch, dass sie eine gute Menschenkenntnis besitzt, in den Verhören auch auf Zwischentöne hören kann, und so schließlich den richtigen Weg zur Lösung des Falles findet. Schimmel wird von seiner Kollegin in den Schatten gestellt, dazu trägt sein merkwürdiger Name natürlich auch noch bei.

Wichtiges Thema wird etwas zu schlicht umgesetzt

Der Plot mit dem wichtigen Oberthema "Menschenhandel" ist gut, wurde aber für meinen Geschmack etwas zu schlicht umgesetzt. Bereits im Prolog wird dem Leser deutlich gemacht, um was es hier geht. Das ist so eine neue Mode bei vielen Autoren. Der eine macht das relativ geschickt, ohne zu viel zu verraten. Andere enthüllen damit gleich, worum es bei dem Kriminalfall in ihrem Roman wirklich geht. Neumann sollte daran in seinen künftigen Büchern etwas feilen, um es geschickter anzustellen.

Gut ist, dass der Autor trotz des ernsten Themas auch humoristische Elemente einbaut, das macht er wiederum recht geschickt. Die Dialoge sind authentisch, die gute alte Polizeiarbeit wird glaubwürdig und realitätsnah geschildert. Und die düstere Stimmung von Simon Simonsen, der als typischer Loser porträtiert wird, hellt die junge Kommissarin mit ihrer Sympathie für den Verdächtigen ordentlich auf.

Neumann seine Plots sollte er noch etwas weiter entwickeln

So führt der Autor seine Leser durch die nicht wirklich komplizierte Geschichte, den einen oder anderen Fallstrick legt es dabei immerhin aus. Der Fall an sich ist nicht besonders verworren, obwohl der Leser doch ab und an mal auf eine falsche Fährte geschickt wird. Der Menschenhandel, bei dem Mädchen aus Rumänien über Deutschland und die Ostsee nach Dänemark verkauft werden, hätte für meinen Geschmack etwas detailreicher geschildert werden können.

So kommen die Ermittler doch etwas zu simpel auf die Lösung. Zu lange Romane sind nervig, bei zu kurz geratenen Geschichten, wie hier in Die Tote vom Kalkgrund, wird dann doch einiges verschenkt. H. Dieter Neumann ist durchaus ein guter Geschichtenerzähler, er bietet solides Handwerk, aber seine Plots sollte er noch etwas weiter entwickeln. Die Ermittlerin hat auf jeden Fall Potenzial, auch wenn der erste Roman mit Helene Christ nicht über eine angenehme Wochenendlektüre hinaus kommt.

Die Tote von Kalkgrund

H. Dieter Neumann, Grafit

Die Tote von Kalkgrund

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