Mord am Leuchtturm

  • GoyaLiT
  • Erschienen: Januar 2014
  • 2
  • Hamburg: GoyaLiT, 2014, Seiten: 3, Übersetzt: Jacob Weigert, Julia Nachtmann, Dietmar Wunder, Bernd Stephan, Stefan Kaminski u.a.
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2014

Schatzkästlein voll menschlicher Verirrungen

Wenn ein Kriminal-Schriftsteller beim "Perfekten Dinner" dabei ist, kann das nur zu mörderischen Verwicklungen führen. Diesen Eindruck gewinnt man bei der Lektüre der mit 70 Seiten ersten und längsten Geschichte in diesem lesenswerten Sammelband. "Das mörderische Krimidinner" hätte es in meinen Augen sogar verdient, als eigenes kleines Büchlein veröffentlich zu werden – das mag ja noch mal so kommen. Klaus-Peter Wolf hat hier jedenfalls völlig unterschiedliche Lesestücke versammelt, die großenteils wohl schon hier und da veröffentlicht wurden. Die über 300 Seiten starke Anthologie ist eine Art Schatzkästlein, gefüllt mit menschlichen Verirrungen der unterschiedlichen Art. Es geht keineswegs nur um Kriminalfälle, sondern auch um Dramen, die zuweilen in kriminelle Handlungen münden. In dem Interview mit Holger Bloem, Chefredakteur des "Ostfriesland-Magazin" – dieses tolle Bonus-Material findet sich am Ende des Buches – sagt Klaus-Peter Wolf:

 

"Ich wollte von Anfang an ein großes Gesellschaftspanorama schreiben, angelegt auf viele tausend Seiten, in denen unsere Ängste, unsere Sehnsüchte, unsere Sorgen, der ganze Wahnsinn, der uns umgibt, nicht erklärt, wohl aber erzählt werden."

 

Mit dieser Aussage hat der Autor das Programm dieses Sammelbandes gewohnt trefflich beschrieben.

Fabulierlust ist deutlich zu spüren

Klaus-Peter Wolf schreibt seine Romane und Geschichten bei jeder Gelegenheit. Im Strandkorb auf der heimischen Terrasse, oder unterwegs auf seinen zahlreichen Lesereisen – stets hat er seine großen Schreibhefte dabei, in die er mit schwarzer Tinte seine Gedanken fließen lässt. Dabei berauscht er sich nach eigenem Eingeständnis durchaus gerne an der schöpferischen Arbeit, und diese Fabulierlust ist in den so unterschiedlichen Geschichten – genau wie in seinen Romanen - auch deutlich zu spüren. Für manchen Leser mag die eine oder andere Erzählung dann doch etwas zu weit vom Kriminalistischen entfernt sein. Aber ich finde, man muss diese vortreffliche Sammlung nicht hintereinander weg lesen, sondern kann darin auch einfach hin und her schmökern. Der Auftakt ist mit der Dinner-Geschichte ohnehin deutlich ausführlicher als der Rest. Vielleicht hätte diese längere Episode besser an das Ende der Anthologie gepasst. Aber vielleicht werden den Lesern so auch die Mäuler wässerig gemacht. Wie auch immer – man kann an jeder Stelle mit der Lektüre beginnen, und sich fesseln lassen von diesen Darstellungen von Menschen mit skurrilen Gedanken, Mordabsichten und teilweise völlig aus der Norm gehenden Sichtweisen.

Mmmm ...

Auf jeden Fall sollte sich der Leser von der Erwartung lösen, hier klassische Kriminalgeschichten mit einem Mord und ermittelnden Polizisten zu finden. Und man sollte, so habe ich das jedenfalls gemacht, die kürzeren Stücke nicht an der langen Auftaktgeschichte messen. Denn dann können die kleinen Episoden nur verlieren, und das wäre höchst ungerecht. Kurzgeschichten sind ohnehin nicht nach jedermanns Geschmack, man sollte also wissen, worauf man sich hier einlässt. Wer das dann aber tut, wird köstlich unterhalten. "Das mörderische Krimidinner" wird für viele Leser der Favorit sein, und es ist ja auch eine ebenso spannende wie interessante köstliche Geschichte. Fünf so genannte Promis, alle haben sie irgendwie mit Mord und Totschlag zu tun, treffen sich an fünf Tagen der Woche, um sich gegenseitig zu bekochen. Neben den ohnehin auftretenden Spannungen sorgt das Filmteam gezielt für Unruhe, um seinen Zuschauern etwas zu bieten. Und dann gibt es einen Mord. Der Blick hinter die Kulissen solcher Dreharbeiten hat die Lektüre schon gelohnt, aber der Kriminalfall ist dann noch das Sahnehäubchen obendrauf. Und auch in den weiteren Episoden ist es faszinierend, an den Überlegungen von potenziellen oder tatsächlichen Mördern teilzuhaben. Klaus-Peter Wolf hat hier einige wichtige Bausteine zu seinem gewünschten Gesellschaftspanorama zusammen getragen. Es bleibt zu hoffen, und diese Hoffnung ist nach meiner Auffassung berechtigt, dass der Wahl-Ostfriese weiterhin in seinen geliebten Schreibheften die eine oder andere Seite für solche kurzen Episoden bereithält, und diese in einiger Zeit wieder in Buchform gießt. Denn was einmal gut war, sollte auch ein weiteres Mal vortrefflich gelingen.

Mord am Leuchtturm

Klaus-Peter Wolf, GoyaLiT

Mord am Leuchtturm

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