Commissario Pavarotti trifft keinen Ton

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Köln: Emons, 2013, Seiten: 384, Originalsprache
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton
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Wolfgang Weninger
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2014

Ein Quäntchen mehr im zweiten Teil wäre zu wünschen

Der Hermann-Josef Emons Verlag in Köln hat sich bislang eher auf Veröffentlichungen im Kölner Raum und im Rheinland beschränkt, aber nach 30 Jahren Erfahrung ist das Verlagsprogramm nicht nur auf das Bundesgebiet beschränkt, sondern springt auch mal ins (fast) benachbarte Ausland. Dabei geht der Verlag auch das Risiko ein, dass ein Neuling mit kriminalistischen Neigungen seine ersten Schritte in Südtirol tätigt und auf 384 Seiten mörderischen Spuren nachgeht.

Zwei Personen prägen den Start dieses Romans. Da ist zum Einen die beruflich und privat ins Wanken geratene Lissie von Spiegel, die sich an die ersten Urlaubsreisen mit ihrem Vater nach Meran erinnern kann und versucht, sich psychisch mit einer Erinnerungsreise wieder aufzupäppeln.

Der andere ist Luciano Pavarotti, diesmal allerdings nicht König der Opernbühnen, sondern schlichter Commissario, genauso beleibt, wie sein Namensvetter und als Italiener in Südtirol ganz und gar nicht beliebt, denn hier kriselt es noch immer zwischen den Vertretern der einzelnen Volksschichten.

Die beiden hätten eigentlich nichts mit einander zu tun, wäre da nicht ein windiger Unternehmer, der sich als Frauenheld erfolglos hinter Lissies Schürze klemmt und noch am selben Abend ermordet auf der Toilette eines Weinlokals gefunden wird.

Lissie ist langweilig, also bietet es sich an, auf Mörderjagd zu gehen. Und dem beleibten Commissario bleibt ohnehin nichts Anderes übrig, als seinen Beruf auszuüben. Nur reden die Leute in Meran nicht gerne mit einem Welschen, denn hier sind noch immer genügend Einheimische der Ansicht, dass eine Zugehörigkeit zu Österreich richtiger wäre als die Zwangsbeglückung aus Rom. Gottergeben quält sich Pavarotti mit seiner deutschen Zufallsbekanntschaft ab und integriert sie in seine Nachforschungen, wobei er auch nicht verhindern kann, dass sich eine gewisse Zuneigung zu ihr entwickelt und auch der Vater des Ermordeten vorzeitig durch Mörderhand aus dem Leben scheidet ...

Elisabeth Florin hat Mühe in die Handlung hinein zu finden. Langatmig werden die Hintergründe und die Entwicklung der Personen vorgetragen, wobei dem Leser auch die Figuren Lissie von Spiegel und Commissario Luciano Pavarotti überhaupt nicht sympathisch werden, weil sie zu hölzern agieren und auch in ihren Dialogen eher plump bleiben. Italienischer Charme ist nicht Pavarottis Stärke und Lissie von Spiegel vermeint zu sehr starke Frau sein zu müssen. Der Roman ist schon zu einem Drittel abgelaufen, bis endlich ein wenig Spiel der Geschlechter sanfte Funken und leisen Witz aufkommen lassen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt dann auch der Spannungsbogen langsam zu steigen.

Die Autorin hat eine gute Portion Heimatgeschichte Südtirols in diesen Kriminalroman verpackt, aber nicht mit der Brechstange, sondern gerade so viel, dass man die Situation um den immer noch schwellenden Konflikt versteht, denn ohne die Hintergründe der politischen Situation kann auch die Klärung dieses Falles nicht vorangetrieben werden. Dazu kommt der Ausverkauf südtirolerischen Kulturerbes an die globalen Ketten, der dazu beiträgt, dass man die touristischen Highlights Merans zu uniformen Shopping-Malls drängt, wie es sie schon in vielen Innenstädte gibt, die dadurch ihren Charme verloren haben.

Bei all den Kritikpunkten an der Situation in Meran darf man aber nicht auf den Kriminalfall als solchen vergessen und der ist zwar präsent, aber im Endeffekt nicht so wichtig, wie das Verhältnis zwischen den Ermittlern. Es überrascht zwar, wie man hier die Lösung präsentiert, aber dennoch fehlt am Schluss dieses Quäntchen eines Kicks zwischen dem ungleichen Paar Lissie und Luciano. Vielleicht hebt sich die Autorin für ihr nächstes Buch das richtige Knistern zwischen den beiden auf, aber ein wenig mehr zwischenmenschliche Beziehung hätte dem Roman gut getan, denn von der Handlung allein konnte dieser Krimi nicht leben.

Insgesamt ist Commissario Pavarotti trifft keinen Ton ein nettes Stück Krimi, leicht zu lesen und ohne große Höhepunkte. Für einen Erstling kann man durchaus gute Noten geben, aber ein Nachfolger sollte dann doch mehr von allem haben. Mehr Charakter, mehr Handlung, mehr Spannung und vielleicht auch mehr Witz.

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton

Elisabeth Florin, Emons

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton

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