Schneesturm und Mandelduft

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2013
  • 4
  • Stockholm: Månpocket, 2007, Titel: 'Snöstorm och mandeldoft', Seiten: 113, Originalsprache
  • Berlin: Ullstein, 2013, Seiten: 160
Schneesturm und Mandelduft
Schneesturm und Mandelduft
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Andreas Kurth
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2013

Familiendrama auf kleiner Insel

Der schwedische Kommissar Martin Molin ist in eine echte Zwickmühle geraten. Seine Freundin Lisette Liljecrona hat ihn zu einem Familientreffen auf der kleinen Insel Valö, im Schärengarten vor Fjällbacka gelegen, mitgenommen. Widerstrebend spielt er dort zunächst die Rolle des Vorzeige-Freundes, obwohl er schnell merkt, dass er nicht in diese Familie und ihre Strukturen passt. Der greise Patriarch Ruben Liljecrona hat Kinder und Enkel zusammen gerufen, und will offenbar sein Erbe klären. Beim Essen eröffnet er allen, dass sie nur ihre Pflichtanteile bekommen werden, der Rest soll an verschiedene Einrichtungen gehen. Während noch alle Familienmitglieder sprachlos sind, bricht Ruben urplötzlich tot über seinem Teller zusammen. Martin Molin ist gezwungen, nun in die Rolle des Ermittlers zu schlüpfen, und das ohne kollegiale Hilfe, denn der draußen wütende Schneesturm hat die Insel vom Festland abgeschnitten. Die Befragungen gestalten sich zäh, und als am nächsten Tag einer der Enkel des toten Patriarchen erschossen in seinem Zimmer gefunden wird, ist der junge Ermittler der Verzweiflung nahe.

Junger Ermittler muss allein arbeiten

Etwas zu lang für eine Kurzgeschichte, etwas zu kurz für einen "richtigen" Roman. So lässt sich diese Weihnachtsgeschichte von Camilla Läckberg wohl am besten beschreiben. An den anderen Werken der schwedischen Autorin sollte man "Schneesturm und Mandelduft" jedenfalls nicht messen, und für Läckberg-Einsteiger ist das Buch in meinen Augen völlig ungeeignet. Wer allerdings die Hedström/Falck-Reihe kennt, dürfte hier durchaus gut unterhalten werden – und auch eine höhere Bewertung des Romans erwarten. Bei aller Kürze bietet das Werk aber einige unterhaltsame Facetten, man könnte es am ehesten als Kammerspiel bezeichnen. Der zunächst ratlose Held der Geschichte ist Martin Molin von der Polizeistation in Tanum  – in den Fjällbacka-Romanen von Camilla Läckberg eher eine Randfigur. Auf Valö muss er nun ganz allein ein Verbrechen aufklären – und sehnt sich prompt nach dem fachlichen Austausch mit seinen geschätzten Kollegen. Obwohl er sich selbst für überfordert hält, meistert Molin die schwierige und für ihn unangenehme Situation letztlich souverän.

Klassischer Aufbau der Handlung

Wer sich bei der Beschreibung der Handlung des Romans an ein Werk von Altmeisterin Agatha Christie erinnert fühlt, liegt damit ziemlich richtig. Die verfeindeten Mitglieder einer schwierig strukturierten Familie treffen sich zu einem spektakulären Anlass auf einer Insel, die dann auch passender Weise durch Wetterkapriolen vom Festland abgeschnitten wird. Und als dann der Familien-Patriarch das Zeitliche segnet, verdächtigt jeder natürlich jeden. Für den plötzlich ziemlich einsamen Ermittler ein richtig harte Nuss. Zusätzlich angeheizt wird die Geschichte durch die unverblümte Ankündigung von Ruben Liljecrona, seine Kinder und Enkel komplett enterben zu wollen. Motive für den ersten Mord gibt es reichlich, der zweite Todesfall sorgt dann jedoch für komplette Verwirrung. Ohne moderne Hilfsmittel – Fingerabdrücke, DNA-Spuren, Obduktionen – ist Molin auf klassische Detektivarbeit angewiesen. Immerhin findet er schnell heraus, dass Ruben vergiftet wurde, seine Aufgabe wird dadurch jedoch nicht leichter.

Überraschende Lösung in letzter Minute

Der Ermittler wird rasch zum völligen Außenseiter, denn seine Freundin Lisette Liljecrona hat ihn erstmals zu ihrer Familie mitgenommen. Und sowohl Martin als auch Lisette ist offenbar schnell klar, dass dieses Treffen auf Valö mit seinen Begleitumständen das schnelle Ende ihrer kurzen Beziehung bringt. Die Geschichte ist insgesamt eher arm an Höhepunkten. Molin führt seine Verhöre in der Bibliothek, findet sparsame Indizien, und fischt lange im Trüben. Als er die Hoffnung auf Aufklärung der beiden Todesfälle schon aufgegeben hat – das Krachen des nahenden Eisbrechers ist bereits zu hören – führt ihn dann eine überraschende Assoziation zur schnellen Lösung. Mit dieser Geschichte hat Camilla Läckberg ein nettes Häppchen zubereitet, das allerdings eher für die Fans ihrer bekannten Krimi-Reihe schmackhaft sein dürfte. Wer ihre Bücher überhaupt nicht kennt, wird Probleme haben, Gefallen an diesem Buch zu finden.

Schneesturm und Mandelduft

Camilla Läckberg, Ullstein

Schneesturm und Mandelduft

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