Plausch mit meinem Killer

  • CreateSpace Independent Publishing Platform
  • Erschienen: Januar 2013
  • 0
  • Saarbrücken: CreateSpace Independent Publishing Platform, 2013, Titel: 'Plausch mit meinem Killer', Seiten: 68, Originalsprache
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Tim König
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2013

Post-Kriminalromane. Oder: Zurück zur Substanz

Ganz egal, wo man die Wurzeln des Kriminalromans sucht – es gibt ihn schon verdammt lange.

Er ist ein Post -X geworden, einfach, weil er im 21. Jahrhundert geschrieben wird und in Auslagen verkauft wird, die die Größe von Gemüsetheken schon vor langer Zeit um Einiges überschritten haben. Aber auch haptisch nähert sich der Krimi dem Gemüse verdächtig: Nicht nur, dass es riechende Bücher gibt, ein samtig-weiches oder sonst wie geartetes Relief auf dem Cover ist gehobener Standard.

Aber wo merkt man im Text, dass der Krimi sich überkommen hat? An fadenscheinigen Neuerungen, sowohl der freundlicheren wie der unfreundlicheren Literatur. Seien es humorige Schafe, die ermitteln, oder Metzger, seien es die Beatles, die zum Kauf anregen müssen, ein schwarz angemalter Seitenrand oder der gute alte Lokalbezug. Mit der Qualität des jeweiligen Krimis hat das nicht zwangsläufig etwas zu tun. Deutlich wird aber:

Die Geschichte alleine genügt nicht mehr. Du brauchst ein Feature. Wenn dir an der reinen Geschichte etwas liegt, dann lies erst mal Poe, Droste-Hülshoff, Doyle, Chandler, Burke und Konsorten. Es gab bisher zu viele gute Krimis.

Das Erste-Hilfe-Notpack für vermeintliche Postkrimis liegt in einem Credo, deutlich und einfach, vielleicht zu schlicht, um wahr werden zu können:

 

"In der Krimireihe [Schundheft!] veröffentlichen renommierte AutorInnen jeweils ca. sechzig Seiten starke Kurzromane, die alles sein dürfen – nur nicht langweilig, pseudopsychologisch, bedeutungsschwanger und ausschweifend.

 

Es lohnt sich also doch, Vorworte zu lesen. Im Gegensatz zu unnötigen Produktionsgeschichtchen, Danksagungen an die immer geliebten Eltern des Autors von Blutschock III, gibt das Schundheft Aufschluss über sich. Aber hält es das ein?

Schundheft 1 ist von Herrn Gott und man könnte meinen, er versteht sein Werk nicht sehr gut. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn uns Menschen lässt er dadurch zittern – und im Thriller ist das eine Wonne. Zittern lässt der Autor O.M. Gott uns, indem er den Detektiv auf der ersten Seite vor sein Ende stellt: Danny Trejo-mäßig bedroht ihn ein unbekannter, hünenhafter Killer mit einer Machete, sein Auftrag auch wortlos eindeutig: Jens Rehlers ermorden, seines Zeichens mittelmäßig erfolgreicher Detektiv und unglücklich ins Schicksal verstrickt.

Ganz so unglücklich aber auch wieder nicht, denn der Killer hat kurz darauf Mittagspause:

 

"Ja", nickte der Mann und zog sich den Rotz aus der Nase ins Gehirn. "Um zwölf muss ich essen, das war immer so und das ist so und das wird immer so bleiben."

 

Zeit genug für Rehlers, seine Geschichte zu erzählen, oder zumindest, wie es soweit kommen konnte.

Was folgt, sind viele Persiflagen auf Kriminal- und sonstige Literatur, augenzwinkernde offene Enden und was sonst noch im Folterkeller der Krimi-Autoren an Werkzeugen zu finden ist – wichtig ist dabei: Es bleibt beim Wesentlichen, schweift nicht ab – schlicht: Es unterhält, wenn es auch durchsetzt ist mit Anspielungen. Was aber kaum stört. Wer Tarantino mag, mag auch das.

Heraus kommt gute, kurze Pausenlektüre, ein Abonnement möchte man eigentlich direkt abschließen. Und wenn die Kinder es zu fassen bekommen, möchten sie später einmal Krimiautor werden. Bleibt ein kurzes Fazit zu einem kurzen Schundheft:

Kauft es! Liebt es! Schenkt es! Lest es auf öffentlichen Toiletten und lasst es liegen!

Für fünf Euro kann man auch mal ein Experiment wagen.

Plausch mit meinem Killer

O. M. Gott, CreateSpace Independent Publishing Platform

Plausch mit meinem Killer

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