Bis in den Tod hinein

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2013
  • 5
  • München: Blanvalet, 2013, Seiten: 384, Originalsprache
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Andreas Kurth
78°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2013

Ein Mörder mit ganz speziellen Macken

Julius Kern, altgedienter Ermittler bei Berliner Landeskriminalamt, ist samt Familie endlich mal im Urlaub. Als sich in der Stadt eine seltsame Mordserie ereignet, wird daher der Rheinländer Severin Boesherz, erst seit kurzem in der Hauptstadt, mit dem Fall betraut. Der Täter hat es offenbar eilig, und legt bei seinen Morden ein hohes Tempo vor. Ein Brandstifter wird in einem Auto verbrannt, einem Lügner die Zunge heraus getrennt. Der Killer will offenbar der Polizei eine Botschaft mitteilen, denn bei jeder der Leichen hinterlässt er eine Zahl. Boesherz und seine Kollegen bekommen sogar eine Polizei-Psychologin als Unterstützung zugewiesen. Derweil ist Team-Mitglied Daniel Baum damit beschäftigt, ein vermisstes Model zu finden. In beiden Fällen machen die Hauptstadt-Medien mächtig Dampf, und so muss die Polizei alle Register ziehen, um Erfolg zu haben und weitere Morde möglicherweise zu verhindern.

Vincent Kliesch beginnt mit seinem Roman Bis in den Tod hinein nach seiner Trilogie um Kommissar Julius Kern eine neue Serie mit dem Ermittler Severin Boesherz. Es geht wieder einmal um einen Serienmörder, was ja von vielen Lesern und Rezensenten mittlerweile beklagt wird. Der Autor hat hier allerdings bezüglich des Motivs der Mordserie einen wirklich interessanten Plot entwickelt, über den ich allerdings nicht allzu viel verraten darf, um die Spannung nicht zu zerstören. Der Mörder, den der Leser schon zu einem frühen Zeitpunkt kennt, ist eine ziemlich schrullige und skurrile Figur. Für seine Leben geprägt von einem Vater, den er jetzt als hilflosen Greis noch betreut, und der für seine Mordpläne eine überaus wichtige Rolle spielt.

Vincent Kliesch lässt seine Protagonisten gewohnt zielstrebig agieren, und dynamisiert die Handlung immer wieder mit höchst überraschenden Wendungen. Damit sorgt er beim Leser immer wieder für neue Verblüffung. Spannung wird hier nicht durch Action erzeugt, sondern durch psychologische Momente, die neben der Überraschung für einige Gänsehaut sorgen. Dazu trägt auch der neue Protagonist bei. Severin Boesherz bleibt ein wenig undurchschaubar, einzig seine Vorliebe für einen bestimmten Wein aus seiner rheinischen Heimat charakterisiert ihn als Genussmenschen. Mit seinen analytischen Überlegungen, an denen der Autor den Leser teilweise erst viel später teilhaben lässt, treibt er die Lösung des Falles dynamisch voran. Severin Boesherz wurde von Vincent Kliesch mit einer ganz speziellen Art von Humor ausgestattet, dass lässt für die weiteren Folgen der Reihe einiges erwarten, denn der Kommissar ist eine sympathische und authentisch wirkende Figur. Und er ist nicht so verkorkst wie der Überbulle Julius Kern – wobei der schon wieder mit seiner speziellen Ermittlungsmethode zu gefallen wusste.

Der Mörder ist dem Leser zu einem frühen Zeitpunkt der Handlung bereits bekannt, aber dieses Wechselspiel zwischen Täter und Ermittlern ist neuerdings ohnehin bei vielen Autoren in Mode gekommen. Was die Figur des Mörders hier interessant macht, sind seine ganz speziellen Macken. Und vor allem sein Motiv, das allerdings erst spät wirklich deutlich wird. Weitere Verwicklungen machen die Sache höchst spannend, können hier aber aus dramaturgischen Gründen nicht genannt werden. Vincent Kliesch ist mittlerweile ein routinierter und guter Geschichten-Erzähler. An die Verve seiner ersten Roman-Reihe reicht der erste Band mit Severin Boesherz noch nicht heran, aber ein durchdachter Plot, überzeugende Figuren und ein ausgezeichneter Spannungsbogen reichen auf jeden Fall, um das Buch als sehr guten Krimi einzustufen.

Bis in den Tod hinein

Vincent Kliesch, Blanvalet

Bis in den Tod hinein

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