Glaube, Liebe, Mafia

  • audio media
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • München: audio media, 2013, Seiten: 3, Übersetzt: Kerstin Fischer, Bemerkung: gekürzt
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Matthias Kühn
48°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2013

Krimi-Farce ohne rechten Biss

Ich mag ihn, den Schauspieler Mark Zak: Er spielt den Bösewicht so überzeugend, dass ich sogar ein bisschen Angst habe, etwas Schlechtes über ihn zu sagen. Deshalb noch einmal: Mark Zak ist ein wunderbarer Schauspieler, der deutsche oder osteuropäische Schurken so überzeugend spielt, dass man kaum glauben kann, dass er eigentlich ein ganz normaler Schauspieler ist.

Jetzt allerdings ist er, mit Mitte Fünfzig, unter die Krimiautoren gegangen: Glaube Liebe Mafia sieht allerdings aus wie das Debüt eines Jungautors. Ein pinkfarbener Lamborghini ist da zu sehen, der natürlich auch im Buch eine Rolle spielt; dazu eine Knarre; der Beschnitt ist ebenfalls in Pink gehalten. Das sieht aus, als wäre es eine lustige, jugendliche, originelle, irgendwie abgedrehte Krimi-Komödie. Genau das will das Buch auch sein.

Der Kölner Privatdetektiv Josif Bondar ("Mein Name ist Bondar, Josif Bondar.") hat eine ungewöhnliche Vergangenheit, die sich zu Teilen mit der des Autors deckt. Er kommt aus der damaligen Sowjetunion, lebt seit langem in Deutschland und ist, anders als Zak, soweit ich weiß, ehemaliger KGB-Agent und auch noch Afghanistan-Veteran mit entsprechendem Syndrom. Sein Handy-Klingelton ist die Internationale; er kennt das Böse, gehört aber zu den Guten; auch wenn er beste Kontakte zur russischen Mafia hat.

Bondar wird von seiner ehemaligen Geliebten namens Heidi engagiert, die mit einem nun ja russischen Geschäftsmann verheiratet ist. Tatsächlich originell und pointiert ist etwa der Dialog, als es um sein Honorar geht:

 

""Was würde es kosten?"
"Normal oder für dich?"
"Normal."
"5000."
"Und für mich?"
"150 000."

 

Die Erklärung folgt kurz später:

 

"Richtig, dein Mann, Jurij Golub, importiert Mädchen aus Osteuropa, lässt sie in seinen Puffs arbeiten, für das Geld kauft er Waffen, die er nach Afghanistan und Kolumbien exportiert, um von dort wiederum Drogen zu importieren. Von dem Erlös kauft er neue Mädchen, nimmt noch mehr ein ..."

 

Bondar weiß also, in welche Gefahr er sich begibt dieser Fall kann keine normale Scheidungsgeschichte werden.

Wird es auch nicht. Kurz danach finden sich praktisch alle bisher eingeführten Personen in einem Underground-Theater, das wegen eines antireligiösen Jesus-Stückes für Furore sorgt und Protestler anlockt. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum sind die alle in diesem Stück? Nur des Gags wegen? Auch wenn sich später einiges klärt, die Antwort lautet: ja.

Das Theater wird abgefackelt, ein Schauspieler stirbt dabei. Verwickelt in den Fall ist jener Jurij, den Bondar beschatten sollte. Und seine Lebensgefährtin Judith, die ebenfalls im Theater war, ist die ermittelnde Kommissarin. Liegt es da nicht auf der Hand, dass Privatdetektiv Bondar schon bald zum Hauptverdächtigen wird? Dass, wie der Klappentext sagt, "Josif und Judith plötzlich im selben Fall" stecken und "nach einem weiteren Mord vor der größten Herausforderung ihres Lebens" stehen?

Auch sprachlich ist der Roman manchmal doch recht unausgegoren. Nur ein Beispiel: Gleich auf der ersten Seite taucht jener Lamborghini vom Titel auf, der "schon zum dritten Mal die Keupstraße in Köln-Mülheim langsam auf und ab fuhr." Hm, drei mal auf und ab macht sechs, oder?

Zak hat versucht, eine verrückte, sprudelnde Krimi-Komödie zu schreiben, so wie es dem wunderbaren Jakob Arjouni mehrmals gelungen ist. Aber dessen Texte um den Detektiv Kayankaya, die ersten beiden zumal, haben auf jeder Seite mehr Witz als der komplette Roman hier. Weit überlegen ist auch die "bitterböse Krimi-Satire" Ein Mordsgeschäft von Colin Bateman, die auf der Krimi-Couch mit 83° fast noch zu schlecht wegkam. Selbst die ollen Kamellen von Carlo Manzoni haben selbst heute noch mehr Biss. Sorry, Mark Zak! 

Es gibt ein paar wirklich witzige Szenen in Glaube Liebe Mafia, einige Gestalten sind gekonnt gezeichnet und liebenswert, allen voran der Taxifahrer Ahmet wenn man von den aufgesetzt witzigen Dialogen absieht. Aber dann gibt es da so Leute wie Bondars Sekretärin Silvia, die ständig nackt im Büro herumläuft:

 

"Ihr Exhibitionismus ist schwer pathologisch", sagte Josif und rührte drei Löffel Zucker in seinen Espresso.
"Ich bin der Einzige, der sie noch nicht gefeuert hat. Sie schreibt seit Jahren ihre Doktorarbeit in Ethnologie, irgendwas über die Ureinwohner Brasiliens. Kann einem wirklich leidtun."
"O ja, ich weine gleich."
Heidi zündete sich die nächste Zigarette an.

 

Witzigkeit kennt keine Grenzen.

Glaube, Liebe, Mafia

Mark Zak, audio media

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