Der Schock

  • Hörbuch Hamburg
  • Erschienen: Januar 2013
  • 17
  • Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2013, Seiten: 6, Übersetzt: Sascha Rotermund
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Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2012

Mit Vati und Mutti fängt es an

Jan Floss, ein studierter Psychologe, macht mit seiner Schwester Katy, deren Liebhaber Greg und einer gemeinsamen Jugendfreundin namens Laura Bjely Urlaub in Frankreich. Jan und Laura haben sich seit 20 Jahren nicht gesehen, weil sie sich nach der Schule aus den Augen verloren haben - aber sie waren damals ineinander verliebt, ohne sich das gegenseitig zu sagen. Sie wagen eine Art Neustart – bis Laura unter mysteriösen Umständen verschwindet. Auf der Rückfahrt vom Supermarkt gibt es einen Streit mit Katy und Greg, und Laura taucht nicht wieder auf. Ohne ihr Gepäck scheint sie die Rückreise nach Deutschland angetreten zu haben. Jan hat immerhin Lauras Handy, und darauf findet er ein beunruhigendes Video. Zurück in Berlin gibt es keine Spur von Laura – aber Jan macht sich dennoch auf die Suche, und landet im absoluten Alptraum. Die Anzeichen mehren sich, dass Laura in der Hand eines Mörders sein könnte, es gibt weitere Tote, und schon bald gerät auch Jan in Lebensgefahr.

Mit Der Schock hat Marc Raabe seinen zweiten, wirklich lesenswerten Thriller vorgelegt. Und wie in seinem ersten Roman gibt es von Beginn an Hochspannung, dafür sorgt schon der finstere Prolog. Man ahnt, dass der 10-jährige Junge, um den es da geht, einiges an psychischen Störungen entwickelt hat – und noch entwickeln wird. In der Schule wurde er heftig gemobbt, und seine Eltern haben ihn physisch und psychisch fertig gemacht. Diese grausamen Erfahrungen in der Kindheit haben den späteren Killer dann unausweichlich in den Wahnsinn getrieben, aber er ist dabei durchaus clever und plant all seine Morde mit akribischer Inbrunst. Von dieser Figur geht eine Art dunkler Faszination aus, und die Beschreibung seiner Verhaltensweisen und auch seiner Gedankengänge treibt dem Leser kalte Schauer den Rücken hinunter.

Der zuweilen naiv anmutende Protagonist auf der Seite der "Guten" hat ein wenig viel Glück mit auf den Weg mitgekommen. Jan Floss tapst von einer Verlegenheit in die nächste, steht aber immer wieder auf, und scheint über sich hinaus zu wachsen. Das wirkt zuweilen ziemlich übertrieben, die Handlung wird dadurch allerdings enorm dynamisiert. Das Dreieck zwischen Ja, Laura und dem Killer führt zu so manchem Rätsel, und immer wieder glaubt der Leser, nun der Lösung nahe zu sein – da gibt es eine neue Wendung. Die komplette Auflösung erfolgt erst ganz am Schluss, und dann fallen im Rückblick einige Puzzleteile an die richtige Stelle, um den Gesamtzusammenhang zu sehen.

Ein paar Szenen und speziell das heftige Finale bieten so einiges an brutaler Action. Für einen so genannten Psycho-Thriller eher ungewöhnlich, aber für meinen Geschmack durchaus gelungen. Damit werden die Schwächen bei der übertriebenen Zähigkeit von Jan Floss ein wenig übertüncht. Ein wirklicher Pluspunkt ist für mich auch, dass der Autor in jedem Kapitel Angaben zu Datum und Uhrzeit macht. Dadurch wird dem Leser überaus deutlich, wie sehr sich die Handlung am Ende verdichtet. Dazu trägt auch noch zusätzlich bei, dass Raabe drei Perspektiven gewählt hat, was es nicht so oft gibt. Mal ist der Leser bei Jan, zuweilen begleitet man den Killer, aber auch die in der Tat rätselhafte Laura. In diesem Roman spielen konventionelle Ermittler keine Rolle, das macht die Lektüre zusätzlich erfrischend anders. Keine wirklich tiefschürfende Geschichte, aber gnadenlos spannend, also ein Buch für die Wochenenden, denn man legt es ungern wieder aus der Hand.

Der Schock

Marc Raabe, Hörbuch Hamburg

Der Schock

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