Pagat ultimo

  • Leykam
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
  • Graz: Leykam, 2012, Seiten: 450, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2012

Das Krimi-Duo Koytek & Stein, das für den seinen Krimi-Erstling Der Posamentenhändler den Leo-Perutz-Krimipreis 2011 eingeheimst hat, legt nun im Leykam Buchverlag einen weiteren Fall mit dem Wiener Kriminalinspektor Orisini nach, der auf 444 Seiten zum zweiten Mal in die Geheimnisse der Wiener Innenstadt eindringt und dabei den Leser auf eine Führung der besonderen Art durch die geschichtsträchtigen Straßen, Gassen und Parks führt.

Doch diesmal hat der (im Klappentext fälschlich als Privatdetektiv Conrad Orsini bezeichnete) Ermittler weibliche Unterstützung in der Kriminalbeamtin Paula Kisch, die in ihrer Freizeit Kriminalistik studiert.

Und diese Unterstützung braucht Orsini, den die Selbstmorde häufen sich. Am Stadtpark, am Heumarkt, im Resselpark am Karlsplatz ... überall finden sich Selbstmorde, die keine sind. Und so müssen sich Kisch und Orsini unter Anderem durch Drogenszene, Stadtgartenamt, Musiktheater und Kanalnetz bewegen, um den Serientäter zu finden, der dafür verantwortlich zeigt.

Bis die eigentlichen Ermittlungsarbeiten in Pagat ultimo so richtig zur Geltung kommen, dauert es reichlich lange und gehört nicht zum Spannendsten, was die Krimi-Szene zur Zeit zu bieten hat. Zwischendurch bietet zwar der noch unerkannt bleibende Täter ein wenig Pseudopsychospielchen an, die den Leser ein wenig neugierig machen, aber so richtig Anbeißen will man als Leser nicht.

Die handelnden Personen "menscheln" ein wenig untereinander, witzeln und streiten sich durch ein Wien, das angeblich den Geist der Stadt und ein ganz besonderes Flair bietet im Buch bietet, aber der Funken springt erst deutlich später über, wenn man endlich in den Untergrund, das Wiener Kanalnetz eintritt. Die als "Dritte Mann-Tour" (http://www.drittemanntour.at/) verkaufte Touristenattraktion nach dem Film von Orson Welles ist hier perfekt als Spannungselement eingebaut und beschert dem Autorenduo Koytek & Stein den letzten Stich. (Pagat ultimo = eine Spielart des Tarock, bei der sich der Rufer verpflichtet, den letzten Stich zu machen).

Und da wird es dann richtig spannend, denn die Wiener Unterwelt ist für die ermittelnden Beamten eine fast tödliche Falle, bei welcher der Leser mit seinen und um seine Sympathieträgern bangt. Denn auch das haben die Autoren geschafft. Orsini und Kisch werden trotz oder wegen ihrer Macken zum sympathischen Gespann, von dem man sich durchaus noch weitere Fälle erwarten möchte, aber das liegt wohl weitgehend an der Kunst der Ärzte und der Motivation von Conrad Orsini ...

Fazit: Ein über weite Strecken sehr durchschnittlicher Roman, der aber ab Halbzeit den schwächelnden Beginn vergessen lässt und auf Grund der Örtlichkeiten nicht nur für Wiener zu einem spannenden Spektakel wird und durchaus als Leseempfehlung gelten darf.

Pagat ultimo

Lizl & Koytek Stein, Leykam

Pagat ultimo

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