Das Buch des Todes

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Oslo: Gyldendal, 2011, Titel: 'Nådens omkrets ', Seiten: 376, Originalsprache
  • München: Heyne, 2012, Seiten: 448, Übersetzt: Günther Frauenlob
Das Buch des Todes
Das Buch des Todes
Wertung wird geladen
Wolfgang Weninger
82°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2012

Mittelalterlicher Mythos wirft lange Schatten

Nådens omkrets hat Günther Frauenlob für den Wilhelm Heyne Verlag zu Das Buch des Todes übersetzt und hier tobt sich der Autor auf 442 Seiten auf beiden Seiten des Atlantiks aus und scheut sich auch nicht davor, Jahrhunderte in die Geschichte zurück zukehren.

Das Buch des Todes ist in erster Linie eine mittelalterliche, anatomische Abhandlung, die die wahrscheinlich wichtigsten Erkenntnisse der Medizin seit Galenos von Pergamon enthält, die italienische Ärzte im fünfzehnten Jahrhundert in anatomischen Theatern errungen haben. Das Besondere an diesem Buch ist aber nicht der Inhalt, sondern sein Einband, der aus Pergament bestehen soll, das aus menschlicher Haut hergestellt worden war.

Um dieses Buch ranken sich Mythen und über die Jahrhunderte haben immer wieder Sammler versucht das Werk zu ergattern. Eines der Exemplare scheint bei Ephraim Bond, der Konservator des Edgar Allen Poe-Museums in Richmond, Virginia, auf dem Schreibtisch zu liegen, aber nicht lange und ein Andrer bemächtigt sich des geheimnisvollen Buches und Mr. Bond muss dabei leider sein Leben lassen. Das ist der Anlass, der Felicia Stone ins Rennen bringt.

In Norwegen ist Das Buch des Todes ebenfalls Anlass für einen Mord an der Bibliothekarin Gunn Britta Dahle. Und hier übernimmt der erfahrene Kriminalist Hauptkommissar Odd Singsaker, gerade von einem Gehirntumor genesen, die Aufgabe den Mörder und die Hintergründe zu finden.

Felicia Stone kommt nach Trondheim, um Odd Singsaker zu unterstützen und gemeinsam arbeiten sie die schaurigen Geschehnisse auf, die noch viele Menschenleben gefährden.

Die Geschichte, die sich Jørgen Brekke ausgedacht hat, könnte an keinem besseren Ort als Trondheim spielen, wo sich Munkholmen, die Mönchsinsel, bestens als Ausgangspunkt für einen Bettelmönch eignet, der mit seinen Messern der Wissenschaft dienen will. Die Grundgeschichte hat schon so viel Potential, dass man förmlich auf eine Verfilmung wartet. Ich habe das Buch zufällig auch in Trondheim gelesen und die Stimmung kann auch kaum woanders wirken, wenn das wenige Tageslicht und die viele Dunkelheit alles noch ein weniger gruseliger wirken lassen.

Für meinen Geschmack hat der Autor das Buch aber viel zu sehr zeitlich zerstückelt. Mir hätte in diesem Fall eine lineare Erzählfolge viel besser gefallen, auch wenn dies zur Zeit deutlich aus der Mode ist. Aber dafür hätten diese Handlungsstränge, die für mich zu den spannendsten Elementen des Romans zählen, noch intensiver ausgearbeitet werden können.

Felicia Stone und Odd Singsaker sind ja zwei nette Sympathieträger, beide nicht gerade vom Glück verfolgt, aber auf dem Weg der Besserung und finden sie recht gut zusammen und damit steigt auch die Qualität der Aufklärung und langsam gewinnt der Roman auch an Fahrt und Spannung. Die hat der Thriller auch bitter nötig, denn der Leser scheint dem Ermittlerduo dann doch schon einen Schritt voraus zu sein, bevor es Singsaker an den Kragen gehen soll.

Ja, da kommt doch noch richtige Power in den Stoff, aber es wirkt auch zunehmend konstruierter, als hätte der Autor krampfhaft ein Ende finden müssen.

Insgesamt aber ist Das Buch des Todes eine flotte Lektüre, die sich vor allem durch den historischen Bezug über den Durchschnitt hebt und interessant wird. Dass der alte Edgar Allen da mal wieder seine Finger im Spiel haben musste, sei dem Autor verziehen, aber manchmal braucht ein Schreiber eben Füllmaterial. Mehr Geschichtliches, mehr Menschliches und etwas mehr Bilder für das Kopfkino und das Buch wäre ein absoluter Top-Hit.

Das Buch des Todes

Jørgen Brekke, Heyne

Das Buch des Todes

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Das Buch des Todes«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren