Stahlhart

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Meßkirch: Gmeiner, 2012, Seiten: 269, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
35°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2012

Müde M(N)ordstory

Im Allgemeinen freue ich mich, wenn vom Gmeiner-Verlag wieder ein Buch auf meinem Stapel Rezensionsexemplare landet, denn die dort erscheinenden Krimis zeichnen sich zumeist durch regionale Sprach- und Denkweisen aus und bieten dazu auch das nötige Lokalkolorit, ohne dabei zu sehr in die Schublade Regio-Krimi abzurutschen. Deshalb setzte ich auch große Erwartungen in einen Bremen-Krimi, den das Autoren-Duo Hennig v. Melle und Volkmar Joswig auf knapp 270 Seiten "Stahlhart" an den Leser bringen will.

Gerichtsreporter Rainer West driftet nach familiären Problemen gerade abwärts und das merkt nicht nur der Chefredakteur, auch sein Kontaktmann bei der Polizei, Kriminalkommissar Roland Ernst sieht es mit Bedauern. Denn eigentlich geht es in Bremen gerade rund, weil jemand die höheren Bediensteten der umliegenden Sparkassen und deren Familien als Geisel nimmt, um in die jeweilige Bankfiliale zu geraten. Dass all dies nur zu oft tödlich für die Beteiligten endet und die Polizei offensichtlich mal wieder hoffnungslos ahnungslos ist, ist natürlich auch für die Presse ein gefundenes Fressen, denn wenn es sonst nichts zu berichten gibt, dann prügelt man eben auf die Exekutive ein ...

Rainer West ist kein Journalist, der solches im Sinn hat. Vor allem jetzt nicht, wo er eine faszinierende Frau kennengelernt hat und endlich wieder die Sonnenstrahlen am Beziehungshorizont zu sehen vermeint, weil er sich in die bildhübsche Britta Kern verknallt hat. Die ersten Zweifel kommen aber bald. Einerseits kann er mit seiner Vergangenheit nicht immer ganz ehrlich sein und andrerseits vermutet er das auch bei Britta Kern. Und deren zwielichtiger Bruder macht es den beiden nicht leichter, in ihrer Beziehung eine richtige Chance zu sehen. Denn Rainers Kollege, der dessen Job erben will, intrigiert was das Zeug hält und schwärzt Rainer sogar bei der Polizei an und die ist in ihrer Erfolglosigkeit nur zu gerne gewillt, in ihm einen Täter zu sehen ...

Dabei hat der Leser den wirklichen Täter bereits erraten, denn die beiden Autoren gehen im Aufbau und in der Ausführung ihres Romans keineswegs besonders originell vor. Auch wenn die Sprache durchaus angenehm zu lesen ist, so vermisst man doch die Stellen, wo sich der Leser ein Bild machen kann. Wenn man von einem Bremen-Krimi spricht, dann möchte man auch ein wenig Lokalkolorit mitbekommen und nicht nur Dialoge und Standardsequenzen lesen, die so in jedem Durchschnittskrimi zu finden sind. Und das eher angespannte Liebesleben bringt zwar ein wenig Privatsphäre in die Handlung, kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es grundlegend an Spannung fehlt. Die wenigen Seiten Blutorgie zu Beginn können nicht hinter dem Ofen hervorlocken und so bleibt der Spannungsbogen schon deshalb mühsam flach, weil man spätestens zur Mitte des Romans weiß, wer denn nun der Übeltäter sein muss. Nur das Warum wird erst am Ende verraten, aber da kann es Stahlhart nicht mehr retten.

Trotz der begeisterten Äußerungen von B-Promis auf der Buchrückseite, die wohl kaum zu diesem Buch abgegeben sein konnten, fragt man sich, wozu es für diese müde Nordstory gleich zwei Autoren benötigt hat und als Leseempfehlung kann man diese Seiten nur sehr bedingt an Einheimische empfehlen, die eventuell die fehlende Spannung durch gezielte Aha-Effekte regionalen Charakters ausgleichen können.

Stahlhart

Henning von & Joswig Melle, Gmeiner

Stahlhart

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