Winzertod

  • Steinverlag
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
  • Bad Traunstein: Steinverlag, 2012, Seiten: 276, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2012

Handlungsarme Heurigenhatz

Wenn man Wiener oder zumindest schon länger in Wien ansässig war/ist, dann hat man bei der Lektüre von Christian Klingers Winzertod, dem 272 Seiten-Krimi aus dem SteinVerlag durchaus Wiedererkennungswerte, so man sich a.) gelegentlich in den touristischen Weinlokalen am nordwestlichen Stadtrand aufhält und b.) Bekanntschaft mit dem schlampigen Wiener Herz gemacht hat.

Marco Martin, die Hauptfigur dieses Romans, ist für nichts so recht zu gebrauchen und da er auch sonst nicht über große Talente verfügt, verdingt er sich als Privatdetektiv. Selbst ein gern gesehener Gast in den historischen Weinetablissements in Neufried am Walde, kennt er natürlich auch den Fadinger, der ein Traditionslokal dort sein eigen nennt, das schon seit drei Generationen im Besitz der Familie ist. Unterstützt wird er dabei von seinem Knecht, dem alten Bogi, der in einem Nebengebäude logiert und bei einem Brand Opfer der Flammen wird. Die zweifelhaften Umstände seines Todes locken nicht nur den Gruppeninspektor Krasberger auf den Plan, auch die Tochter des Verbrannten glaubt nicht an einen simplen Unfall. Und sie engagiert Marco Martin, um die Hintergründe aufzuklären.

Martin stößt bei seinen Untersuchungen vor allem auf Immobilienspekulationen, denn nicht nur der Fadinger möchte am liebsten das gewachsene Kulturgut gegen moderne Siedlungsbauten tauschen. Auf den Grundstücken, die deswegen umgewidmet und veräußert werden sollen, finden sich noch andere Leichen und sowohl die Polizei als auch Marco Martin sehen darin einen Zusammenhang ...

Man muss schon eingefleischter Wiener oder Wien-Kenner sein, um das teilweise in Wiener Mundart gehaltene Büchlein mit seinem gelegentlich trockenen Humor nicht vorzeitig aus der Hand zu legen, denn reich an Handlung ist der Winzertod beileibe nicht. Wenn nicht gerade der tollpatschige Privatermittler und sein Onkel auf der Suche nach einem möglichst kostenlosen Tropfen unterwegs sind und dabei mit uralten Heurigensprüchen das Rebengold in sich hinein leeren, dann kommt praktisch überhaupt keine Stimmung auf.

Über viele Lesestrecken hinweg denkt man, dass der Autor eher eine Satire auf hinlänglich bekannte Weinkrimis produzieren wollte, aber dazu fehlt dem Elaborat dann doch deutlich der Humor und es ist absolut nicht damit getan, dass sich die Hausparteien um einen Windfang und dessen Nutzen streiten. Das ist im Wesentlichen ermüdend langweilig und da kann auch kein halbherziger Wiener Idiom darüber hinwegtäuschen, dass auch sprachlich nur gerade mal Mittelmaß zu finden ist.

Winzertod und sein Marco Martin können mit dem Lemming eines Stefan Slupetzky, dem Polt eines Alfred Komarek oder einer Mira Valensky von Eva Rossmann in keiner Weise mithalten. Dazu ist dieser Marco Martin noch zu wenig durchgezeichnet und er kann auch kaum Sympathiewerte einfangen. Und dass am Ende die Therapie des Schreibens beim Autor und seinem Identitätsproblem mit Marco Martin nur in beschränktem Ausmaße gefruchtet haben, ist hoffentlich nicht Anstoß dazu, dass man von dieser Sorte Privatdetektiv womöglich noch mehr lesen muss. Da sollte eine deutliche Steigerung im Handlungsaufbau und in der Schreibweise unabdingbar sein, damit die Lektüre Spaß macht.

Winzertod

Christian Klinger, Steinverlag

Winzertod

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