Nephilim

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
  • Stockholm: Telegram, 2009, Titel: 'Nefilim', Seiten: 281, Originalsprache
  • München: Knaur, 2012, Seiten: 311, Übersetzt: Sabine Thiele
Nephilim
Nephilim
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Jörg Kijanski
45°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2012

Radikale Umweltaktivistin wird zur Heldin

Nova Barakel und ihre besten Freunde Eddie und Arved haben mächtig Wut im Bauch. Wut vor allem auf jene, die die Umwelt zerstören und für eine zunehmende Erderwärmung sorgen. Die Aktionen von Greenpeace gehen ihnen schon lange nicht mehr weit genug und so beschließen sie, die Liste der "Dirty Thirty" des World Wildlife Funds auf ihre Art abzuarbeiten und planen als ersten Schritt einen Einbruch in die Wohnung von Josef Larsson, Vorsitzender von Vattenfall, um diese zu verunstalten. Als Nova mit einer Spraydose bewaffnet zur Tat schreitet macht sie eine grausige Entdeckung, denn offenbar hatte jemand einen noch größeren Zorn auf Larsson, der zusammen mit Frau und Hund bestialisch ermordet in seinem Schlafzimmer liegt. Wenige Tage später hat Arvid eine weitere glänzende Idee, nämlich ein Handyvirus zu basteln, welches die Fluglinie SAS lahmlegen soll. Dumm nur, dass der Geschäftsführer der SAS kurz darauf ebenfalls ermordet wird. Als wäre dies nicht bereits schlimm genug ist Kommissarin Amanda Nilsson den Dreien bereits auf der Spur, denn vor allem Nova hat sich verdächtig gemacht. Diese entscheidet sich vor der Polizei zu fliehen, dabei würde sie viel lieber wissen, warum ihre kürzlich unter fragwürdigen Umständen bei einem Unfall ums Leben gekommene Mutter ihr und einer Organisation namens FON ein großes Vermögen vererbt hat. Und wer sind überhaupt diese FON, die "Friends of Nephilim", und was hatte ihre Mutter mit ihnen zu schaffen?

Asa Schwarz hat einen beachtlichen Erzählbogen geschaffen, der von der Sintflut und der Arche Noah (diese kann am Berg Ararat in der Türkei bestaunt werden; oder auch nicht) mitten hinein in die Gegenwart führt, in der durch beängstigende Umweltverschmutzungen erneut eine Klimakatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes droht. So sind nicht nur Nova und ihre Freunde aktiv, sondern eben auch die Nachfahren jener "Nephilim" aus alter Zeit. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, außer dass das gesamte Konstrukt mächtig an den Haaren herbeigezogen erscheint, um es mal recht vorsichtig zu formulieren. Da hilft es wenig, wenn man zur Lektüre des Romans eine CD der Gruppe "Fields of the Nephilim" laufen lässt, wenngleich die Mannen um Carl McCoy ja etliche gelungene Stücke zu Wege gebracht haben.

Auch sonst vermag die abenteuerliche Geschichte nicht zu überzeugen. Holzschnitzartig sind die Figurenzeichnungen bei denen nur die Protagonistin – nicht die "ermittelnde" Kommissarin, sondern die zu kriminellen Handlungen neigende Nova – einigermaßen greifbar wird. Hier könnten aber die immer wieder eingestreuten Belehrungen hinsichtlich diverser Umweltbelastungen auf Dauer etwas störend wirken. Nichts gegen die Thematik Umweltschutz. Die kann man natürlich gerne aufgreifen, zu kritisieren gibt es wahrlich mehr als genug. Nur darf das Thema dann keine aufgesetzte Fassade sein, sondern muss handwerklich ordentlich aufbereitet werden. Neben der "akzeptablen" Heldin wirkt - unter anderem - eine selten blasse Kommissarin, die vor allem durch mehrfach erwähnte High-Heels auffällt und ansonsten dilettantisch die Ermittlungen leitet, Spuren nur sehr bedingt nachgeht und erst durch Nova auf den richtigen Weg gebracht wird. Der Umstand, dass die Polizistin gesundheitlich angeschlagen ist, kann da kaum als Ausrede gelten. Interessant wäre (neben vielen anderen) noch die Frage, warum Novas Freunde plötzlich sang- und klanglos aus dem Plot verschwinden? Na ja, genau genommen interessiert es wohl doch eher niemanden. Es freut einen ja schon, wenn man das "Werk" hinter sich hat. Hierzu gehört als "Exklusives Bonusmaterial" der deutschen Erstausgabe ein Interview mit der Autorin.

 

Frage: "Welche Autoren haben Sie am meisten beeinflusst?"

Antwort: " […] Als Erwachsene habe ich meinen Fokus auf Bücher von Autoren wie Patrick Süskind, Johan Theorin und Joe Hill gelegt, und gelegentlich lese ich natürlich auch Kriminalromane."

 

Wir halten fest: Åsa Schwarz liest gerne Bücher von Johan Theorin (einem der erfolgreichsten schwedischen Krimiautoren der Gegenwart) und "natürlich auch Kriminalromane". Wer eine krude Mischung aus Ökothriller und übernatürlichen "Elementen" sucht, mag womöglich zugreifen. Allerdings sollte man mit einem Buch ohne Tiefgang rechnen, das in nahezu jeder Hinsicht, leider auch sprachlich, enttäuscht.

Nephilim

Åsa Schwarz, Knaur

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