Friesensturm
- Droemer Knaur
- Erschienen: Januar 2012
- 3
- München: Droemer Knaur, 2012, Seiten: 300, Originalsprache
Mörderjagd im Ostfriesennerz
Thomas Berg ist ein engagierter Kriminalkommissar in der deutschen Hauptstadt manchmal zu engagiert. Weil er sich in einem Fall festbeißt, vergisst er seine Schwester, die zu einem Unbekannten ins Auto steigt und bei einem Verkehrsunfall getötet wird. Thomas gibt sich die Schuld am Tod seiner Schwester, und lässt sich in die ostfriesische Provinz versetzen. Auf Spiekeroog hofft er Ruhe zu finden doch schon am Wochenende nach seiner Ankunft wird in den Dünen die Leiche des Inselbewohners Riemann aufgefunden. Er wurde erschossen, und schon kurz darauf gibt es den nächsten Toten. Revierleiter Theo Herrlich ist völlig überfordert, es kommt weitere Verstärkung vom Festland. Kriminalhauptkommissarin Freda Althuis übernimmt die Ermittlungen und geht gemeinsam mit Thomas Berg auf Mörderjagd das Duo hat einen Fall von ungeahnten Dimensionen zu lösen. Denn es gibt weitere Morde auf der kleinen Insel, und die Bewohner des Eilands zeigen sich eher unkooperativ. Berg und Althuis brauchen lange, um wirklich hilfreiche Ermittlungsansätze zu finden und dann wird erneut gemordet.
Mit Friesensturm hat Birgit Böckli ein passables Debüt vorgelegt. Ein dramaturgisch wirklich guter Kniff ist dabei die persönlich motivierte Versetzung des Berliner Kommissars auf die kleine ostfriesische Insel. Da prallen heftig zwei Welten und Kulturen aufeinander, zumal der Revierleiter und Platzhirsch so herrlich angefressen reagiert und damit alle gängigen Klischees vom einem Provinzbullen bedient. Aber die Autorin übertreibt es glücklicherweise nicht, und baut ab dem ersten Mord einen guten und durchgängigen Spannungsbogen auf, der nur selten durch private Nebenhandlungen oder psychologische Problemchen unterbrochen wird. Es gelingt Birgit Böckli auch, den Leser bis kurz vor Schluss durch zahlreiche falsche Fährten, absolut unklare Motive und allerlei weitere Ablenkungen komplett in die Irre zu führen. Die Auflösung der verzwickten Geschichte ist dann doch recht überraschend für Leser und Ermittler gleichermaßen. Das Ende lässt zudem für die Protagonisten vieles in ihrer persönlichen Situation offen. Es kann also gut sein, dass die Autorin demnächst eine Fortsetzung mit Kommissar Thomas Berg folgen lässt.
Die einzelnen Protagonisten hat Böckli recht authentisch gestaltet. Thomas Berg ist durch den überaus tragischen Vorfall mit seiner Schwester zum zweifelnden und einsilbigen Eigenbrötler geworden. Eine durchaus interessante Figur, die beim Leser aufgrund der zurückhaltenden Art einiges an Sympathie-Punkten sammelt. Endlich mal ein Ermittler, der noch ganz am Anfang seiner Polizeikarriere steht und daher nicht zum "Lonesome Wolf" mutiert ist. Vor allem hat sich die Autorin noch reichlich Luft nach oben gelassen, um Berg in einem späteren Roman als Privatperson eingehender vorzustellen. Seine Ermittlungspartnerin, die auf den ersten Blick toughe Hauptkommissarin vom Festland, bleibt letzten Endes doch eher blass, wirkt allenfalls als notwendige Ergänzung, ohne zu starkes eigenes Profil.
Den einen oder anderen Ansatz in ihrer Geschichte hätte Birgit Böckli durchaus eingehender beleuchten dürfen, etwas mehr Atmosphäre schildern, die Ermittlungsarbeit vertiefen. Immerhin wird die zwischenmenschliche Situation in der Polizeistation wirklich gut abgehandelt, aber insgesamt hat die Autorin noch deutlich Luft nach oben. Aber besser ein eher zu kurzes Buch, als dass sinnfrei Seiten geschunden werden. Insgesamt ein beachtenswertes Debüt, spannend und gut erzählt, ohne überflüssiges Beiwerk.
Birgit Böckli, Droemer Knaur
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