Der Da-Linzi-Code

  • Leykam
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Graz: Leykam, 2012, Seiten: 250, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2012

Linzer Tortenverschwörung

Sich Dan Browns Bestseller Der Da-Vinci-Code vorzunehmen und ihn als satirische Grundlage für einen Linzer Stadtkrimi zu verwerten, ist grundsätzlich eine durchaus interessante Idee, der sich Harald Mini im Grazer Leykam Buchverlag auf 422 Seiten gestellt hat.

Robert Plankton, der Welt einziger Speisologe, ein gefürchteter Gastrokritiker und Lebensmittelexperte, ist dem Geheimnis der Linzertorte auf der Spur, jenem köstlichen Stück oberösterreichischer Kuchenidentität, die nur zu leicht statt in einem leckeren Geschmackserlebnis zum ortsbekannten sprichwörtlichen Bröselbeton degradiert wird.

Der geschmacksempfindliche, selbsternannte Speisekolumnenstar Plankton, der von seinem alten Freund Gisbert I. Landauer an die Donau zitiert wurde, hat dort an einem Würstelstand das Zubereitungshandwerk erlernt, das ihn jetzt befähigt, allerorten seinen Senf zum Besten zu geben und mit seiner spitzen Feder überall gefürchtet zu werden. Doch leider ist Gisbert I. verhindert, wie Robert bald feststellen muss, denn dessen wohlgestaltete Tochter Lisbeth, selbst als Geheimnisträgerin in der Tortenproduktion tätig, muss, wie Plankton erfahren, dass Gisbert I. entführt wurde. Plankton hat nur 24 Stunden Zeit, ein Geheimnis zu entschlüsseln und zu übergeben, von dem er gar nicht weiß, um welches Geheimnis es sich handelt. Aber es wäre nicht Plankton, wenn er nicht mit seiner ungewöhnlichen Kombinationsgabe auch darauf eine Antwort fände. Die Suche nach dem Da-Linzi-Code, hinter dem auch höchste kirchliche Würdenträger und eine noch geheimnisvollere Organisation her sind, nimmt überregionale Ausmaße an. Und die Aufgabe wird nicht leichter, denn Plankton und Lisbeth werden verfolgt ...

Harald Mini hat tief in der schreiberischen Trickkiste gegraben, um den Leser zum Einen mit einer geballten Ladung Humor beim Lesen zu halten und zum Anderen auch noch über alles und jedes zu dozieren, was vor allem kulturgeschichtlich über Linz hereingebrochen ist. Leider kann diese Mischung nicht über die volle Länge wirken, weil der Autor gar nicht bescheiden mit den immer selben Witzchen hausieren geht. Dass er zudem auch noch seine Personen, allen voran Rupert Plankton, mit slapstickhaften Einlagen von einem Chaos in das nächste hüpfen lässt, unterhält den Leser zwar, lässt das als Thrillersatire konzipierte Buch aber mit Fortdauer der Lektüre in einen Blödelkrimi abschmieren.

Und da wird aus einer anfänglich prima konzipierten Grundidee eine doch eher belanglose Aneinanderreihung von skurrilen Situationen, die nicht immer ganz geschmackvoll zu Papier gebracht ist, wenn zum Beispiel die touristisch bestens ausgeschlachtete Pöstlingbergbahn "den Körper des bedauernswerten Signore Falcarini mit einem grässlichen Geräusch" zermalmt.

Da man aber über Humor bekanntlich nicht streiten kann, muss man doch erwähnen, dass es Der Da-Linzi-Code durchaus schafft, mit zahlreichen versteckten Seitenhieben auf die Vorlage zu unterhalten. Wer darüber hinaus auch noch halbwegs ortskundig ist oder zumindest über eine Spur von voralpenländischer Subkultur verfügt, der darf in vielerlei Belangen bei der Lektüre schmunzeln.

Harald Minis Thrillersatire ist mit Sicherheit kein Meisterwerk österreichischen Literaturschaffens, aber wenn man es nicht todernst nimmt, kann man dem Roman einen gewissen Unterhaltungseffekt nicht absprechen, auch wenn die Spannung dabei eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wortwitz, gepaart mit Brachialkomik, aber doch sehr regional bezogen, ist für denjenigen, der ein Mal etwas Anderes lesen will ... und so gut wie die Konkurrenz der bayerischen Comedians, die unbedingt glauben, schreiben zu müssen, ist Der Da-Linzi-Code in jedem Fall.

Der Da-Linzi-Code

Harald Mini, Leykam

Der Da-Linzi-Code

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