Schwarze Blumen

  • Droemer Knaur
  • Erschienen: Januar 2012
  • 5
  • London: Orion, 2011, Titel: 'Black flowers', Seiten: 311, Originalsprache
  • München: Droemer Knaur, 2012, Seiten: 400, Übersetzt: Anke & Eberhard Kreutzer
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Andreas Kurth
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2011

Wenn der Horror zur Realität wird

Detective Sergeant Michael Sullivan muss ein Rätsel lösen. Denn scheinbar aus dem Nichts ist ein kleines Mädchen mitten in Faverton, einem kleinen englischen Badeort, aufgetaucht. Sie hat eine schwarze Blume in der Hand und berichtet von grauenhaften Vorgängen auf der Farm ihrer Eltern. Sullivan nimmt mit seinen Kollegen Ermittlungen auf, doch die Farm können sie nicht finden. Jahre später steht Neil Dawson ebenfalls vor einem Rätsel. Sein Vater soll in einem Küstenort Selbstmord begangen haben. Der junge Dozent kann das nicht glauben und stößt bei seinen Recherchen auf ein Buch, das seinen Vater offenbar beschäftigt hat. Die Geschichte des kleinen Mädchens taucht in dem Roman mit dem Titel Die schwarze Blume wieder auf. Der Verfasser – ein Freund von Neils Vater - wurde ermordet. Als schließlich seine spurlos Freundin verschwindet, und ein Unbekannter am Telefon behauptet, sie in seiner Hand zu haben, wir der Horror für Neil plötzlich höchst real.

Schwarze Blumen ist der vierte Thriller von Steve Mosby. Der ungewöhnliche und ziemlich rätselhafte Einstieg in die verwickelte Geschichte vermag den Leser sofort zu fesseln. Der Autor macht im Hinblick auf die gesamte Handlung reichlich Andeutungen, bevor überhaupt die erste Leiche auftaucht. Die Geschichte ist außerordentlich komplex, denn Mosby präsentiert seinen Lesern eine schwer durchschaubare Mischung aus Fiktion und Realität. Es gibt immer wieder Rückblicke, dankenswerterweise sind die Auszüge aus dem Roman gekennzeichnet, so dass der Leser einigermaßen den Überblick behält.

Dennoch ist es nicht ganz einfach, die einzelnen Perspektiven immer auseinander zu halten. In der Gegenwart schreibt Mosby aus der Sicht der ermittelnden Polizistin, aus dem Blickwinkel des Hauptprotagonisten Neil Dawson, aber auch die Gedanken eines Mörders werden dem Leser mitgeteilt. Man muss während der Lektüre ständig im Kopf sortieren, viele Namen tauchen auf, und die Zusammenhänge werden nur in ganz kleinen Schritten deutlicher gemacht. Vieles wird vom Autor auch "zwischen den Zeilen" angedeutet – und in der Mitte des Buches wird die Verwirrung für den Leser noch potenziert, denn die Handlungsstränge laufen immer weiter auseinander. Es gibt weitere – falsche oder richtige? - Spuren.

Steve Mosby versteht es ausgezeichnet, den Spannungsbogen hoch zu halten und sogar noch zu steigern. Der erzählerische Ansatz, in dieser Form Fiktion und Realität ständig zu mischen, ist – für mich jedenfalls – wirklich ungewöhnlich. Der Leser ist auf jeden Fall gefordert, die nur stückweise enthüllten Einzelheiten immer wieder neu zu strukturieren. Es handelt sich um einen hervorragend "komponierten" Roman – ein anderer Begriff dafür erscheint mir unpassend.  Man wird als Leser von den immer neuen Rätseln förmlich eingewickelt, und irgendwann kommt der Punkt, wo man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag.

Dazu tragen auch die komplizierten Charakteren ihren Teil bei. Da ist die unsichere und nachdenkliche Polizistin. Sie erkennt erst ganz langsam – wie auch der Leser – in welcher Form sie tatsächlich in diesen Fall verwickelt ist. Und dann der rational denkende Wissenschaftler Neil. Sein Vater und dessen Verhalten geben ihm Rätsel auf, aber als seine Freundin verschwunden ist, erkennt er die Dimension des Geschehens und handelt unerwartet entschlossen und mutig.

Der Autor zeigt sich einmal mehr als guter Geschichtenerzähler. Wer schon einige Psycho-Thriller gelesen hat, glaubt ja gerne, schon alles zu kennen. Von Steve Mosby wird man nachhaltig eines Besseren belehrt. Zuweilen hat der Autor von seiner dichterischen Freiheit zwar recht großzügig Gebrauch gemacht, manche Dinge erscheinen doch weit hergeholt. Aber mich persönlich stört das nicht. Die Geschichte wird dadurch nicht glaubhafter, aber spannender. Und schließlich handelt es sich hier nicht um ein Sachbuch, sondern um einen Roman – und es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen.

Schwarze Blumen

Steve Mosby, Droemer Knaur

Schwarze Blumen

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