Bruno Chef de Police

  • Diogenes
  • Erschienen: Januar 2009
  • 57
  • London: Quercus, 2008, Titel: 'Bruno, Chief of Police', Originalsprache
  • Zürich: Diogenes, 2009, Seiten: 8, Übersetzt: Johannes Steck
  • Zürich: Diogenes, 2010, Seiten: 338
Bruno Chef de Police
Bruno Chef de Police
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Wolfgang Weninger
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2009

Macht frankophil

Wenn ein gebürtiger Schotte seinen Erstlingswerk Bruno, Chef de police ausgerechnet im französischen Périgord ansiedelt, darf man natürlich nicht nur wegen der Tatsache, dass der Diogenes Verlag 339 Seiten einem Neuling unter den Autoren widmet, gespannt auf den Roman sein, auch die von Michael Windgassen aus dem Englischen übersetzte Erzählung mit französischem Background bietet eine gewagte Kombination, die ihren Reiz hat.

Bruno ist ein richtiger Dorfpolizist, der eine vielversprechende Karriere zugunsten der ländlichen Beschaulichkeit geopfert hat. Ihm ist wichtiger, dass er nach privaten Problemen hier in seinem abgeschiedenen Heim, wo er Wein keltert und mit regionalen Produkten seine Kochideen auslebt, eine geruhsames Leben führt, wo der gelegentliche Streit mit dem Nachbarn und der Diebstahl eines gut gereiften Käses für beschränkte Aufregung sorgen.

Bis eines Tages ein alter Mann, Hamid Mustafa al-Bakr, ermordet in seiner Hütte aufgefunden wird und in seiner Brust ist das Hakenkreuz eingeritzt. Der Tote war ein Harki, einer jener Algerier, die im im Krieg Seite an Seite mit den Franzosen gekämpft hatten und Hamid war Träger des croix de guerres. Aber das scheint die Anhänger der rechtsradikalen Front Nationale nicht gekümmert zu haben, die als erbitterte Feinde der Immigranten gelten. Doch in Saint-Denis gab es noch nie Probleme mit den Rechtsextremisten und Bruno ist sich sicher, dass die Tötung eine andere Ursache hat.

Aber möglicherweise politisch angehauchte Morde, wie dieser, rufen übergeordnete Stellen auf den Plan, die nicht immer nur polizeiliches Denken mitbringen, sondern in erster Linie die Auswirkungen auf Parteipolitik und Minister zu verhindern suchen. Kleine Dorfpolizisten, wie Bruno einer ist, haben in diesem Metier nichts zu suchen.

Doch Bruno macht nicht schlapp und ermittelt seinerseits. Seine nette und umgängliche Art und seine saubere Männlichkeit machen es ihm leicht, weibliche Hilfe zu rekrutieren, sowohl bei den ortsansässigen wohlhabenden Damen aus Großbritannien als auch bei den übergeordneten Polizeibehörden und Bruno kocht die Damen ein, die bald nicht nur Baguette und Trüffeln am Geflügelsalat mit ihm teilen, sondern auch gerne mit ihm die Laken zerwühlen möchten.

Bruno ist schlichtweg sympathisch, ein richtiger Saubermann, Traum jeder Frau und ein hart gesottenes Sensibelchen, das man erst mit der Nase auf die erotischen Annäherungsversuche der Damen stoßen muss. Bruno verstrahlt soviel Lokalkolorit, dass man am sofort seine Koffer packen und den bevorstehenden Sommerurlaub in Saint-Denis verbringen möchte. Es ist einfach unglaublich, wie viel Flair unser schottischer Autor in diese französische Landschaft und seine Menschen einbringt. Auch die schlimmste Missetat wird von dem malerischen Ambiente übertüncht und tritt angesichts der Ruhe und Gelassenheit des Dorfpolizisten Bruno ins zweite Glied zurück.

Bruno, Chef de police ist ein absolut stimmungsvolles Buch, das nicht so sehr von Spannung und Action lebt, die es zwar auch gibt, aber in erster Linie den Reiz aus der Beschreibung des Lebens im Périgord zieht und das könnte ein Franzose nicht besser als es Martin Walker macht. Man spürt aus jeder Zeile, warum er hier seine Wahlheimat gefunden hat und wer nach der Lektüre dieses Buches nicht frankophil wird und Auswanderungspläne heckt, muss in einer noch schöneren Gegend leben.

Bruno Chef de Police

Martin Walker, Diogenes

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