Der Eismann
- Fischer Taschenbuch Verlag
- Erschienen: Januar 2009
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- Oslo: Aschehoug, 2007, Titel: 'Honningfellen', Seiten: 350, Originalsprache
- Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2009, Seiten: 379, Übersetzt: Gabriele Haefs
Es geht auch ohne nordisch vernebelte Seelen
Schon 1996 erschien Unni Lindells erster Roman mit dem von ihr ersonnenen Hauptkommissar Cato Isaksen. Im sechsten Buch der Reihe Was als Spiel begann geriet der jüngste Spross des Kommissars in Lebensgefahr, weil er in einen schwerwiegenden Fall hineingezogen wurde. Zudem erreichte Isaksen die Todesnachricht des Kollegen Preben Ulriksen, der Opfer des Tsunamis in Thailand wurde. Der Eismann knüpft direkt an diese Geschehnisse an.
Wut im Bauch
Cato Isaksen ist wütend. Der Hauptkommissar war nach sechswöchiger Krankschreibung gerade erst wieder an seinen Arbeitsplatz zurück gekehrt, als neuer Ungemach droht. Während seiner Abwesenheit erdreistete sich Chefin Myklebust, eine neue Ermittlerin als Nachfolgerin für den verstorbenen Kollegen Ulriksen in Catos Team einzustellen. Er findet viele Gründe, diese Marian Dahle nicht zu mögen, aber am meisten stört ihn wohl, bei dieser Personalentscheidung übergangen worden zu sein. Vor den Toren einer Cateringfirma wird die Leiche einer jungen Osteuropäerin gefunden. Cato sieht sich gezwungen, den Fall zusammen mit der neuen Kollegin zu untersuchen, ob es ihm nun passt oder nicht. Elna Druzika arbeitete illegal in der Küche des Cateringunternehmens und wurde von einem Wagen überfahren. Die Palette an Motiven reicht von Erpressung bis Eifersucht. Hat der Freund der Getöteten Wiggo Nyman seine Finger im Spiel? Der Fahrer eines Eiswagens taucht auch in Zusammenhang mit einem anderen Kriminalfall auf, bei dem ein siebenjähriger Junge in Bærum verschwand. Als man den kleinen Patrick zuletzt sah, stand Wiggo Nymans Eiswagen in der Straße. Ein Zufall oder steckt mehr dahinter?
Mit Cato Isaksen erschuf die norwegische Autorin Unni Lindell eine absolut glaubwürdige Figur. Das trifft auch auf seine Kollegen zu. Alle keine Superbullen, die durch abgedrehte Aktionen von sich reden machen. Man könnte meinen, man bräuchte nur nach Oslo zu fahren, um die Polizisten aus dem Buch an ihren Schreibtischen bei der Arbeit vorzufinden. Sympathisch.
Cato, die Zicke
Im vorliegenden Buch kämpft der Kommissar wiederholt mit seinem schlechten Gewissen gegenüber der Familie. Die Ferien haben begonnen und Cato hat seiner Frau versprochen zum Ferienhaus nachzukommen. Aber so lange er den Fall nicht lösen konnte, kommt der Polizist Isaksen vor dem Familienmenschen und seine Frau Bente hat sich damit längst abgefunden. Ein neuer Wesenszug von Isaksen kommt in diesem Roman zum Vorschein. Cato zickt. Entgegen allen guten Vorsätzen, der Neuen eine Chance zu geben, führt sich Cato auf wie eine Diva. Er gibt sich voreingenommen, verhält sich feindselig und unkollegial zu Marian Dahle, die ihm dann auch an den Kopf wirft: "Ich bin nicht an den Umgang mit Weibern gewöhnt!" Marian Dahle muss sich bei diesem Fall mehr denn je beweisen und der Hauptkommissar muss sich am Ende eingestehen, dass die neue Kollegin doch nicht so übel ist.
Die kriminelle Handlung verteilt sich auf mehrere Stränge, die allmählich zueinander führen und ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Die Spannungskurve steigt gemächlich und liegt im letzten Drittel auf sehr hohem Niveau.
Unni Lindell legt viel Wert auf die Menschen hinter den Taten. Ihre Charakterzeichnungen arbeitet sie präzise aus und die Romanfiguren wirken wie aus Fleisch und Blut. Kleine und große Schwächen, wie sie in jedem von uns stecken, werden gnadenlos beleuchtet. Sehr gut gelungen.
Unni Lindell, Fischer Taschenbuch Verlag
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