EGO - Gefälschte Morde
- Kehl
- Erschienen: Januar 2008
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- Hamm am Rhein: Kehl, 2008, Seiten: 216, Originalsprache
Der Griff in die Klischeekiste hat Erfolg
Er ist an dem Fall damals zerbrochen: Udo Hohlbein, Kriminalrat und vom FBI geschulter Profiler, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Ehe zerbrochen, weder seine Frau noch seine Tochter wollen Kontakt mit ihm haben, flüchtet er sich in Selbstmitleid und den Alkohol. 18 Morde waren es von zehn Jahren in Hamburg, die ein wahnsinniger Serientäter ausführte. 18 Tote, fortlaufend numeriert durch in die Haut eingeritzte Zahlen - und das 18. Opfer war Udo Hohlbeins Sohn. Fast hätte er ihn gehabt, vermutlich hat er ihn sogar angeschossen, doch dann löste sich der Serienmörder in Luft auf. Wer das Phantom war, bleibt ungeklärt.
Nun, zehn Jahre später, findet man in Berlin zwei Mordopfer, in deren Haut die Zahlen 19 und 20 eingeritzt wurden. Eines der Opfer war Murat Fuat, Bruder des berüchtigten Akim Fuat, Herr über Drogen und Prostitution in Kreuzberg. Es wird eine Sonderkommission gebildet, die schnellstens Ergebnisse vorweisen muss, denn nicht nur die Presse sitzt der Polizei im Nacken, sondern auch Akim Fuat, der mit brutalsten Methoden auf eigene Faust nach dem Mörder seines Bruders sucht.
Nun entsinnt man sich bei der Berliner Polizei an die damaligen Hamburger Ermittlungen und holt Udo Hohlbein mit an Bord. Dieser ist zunächst alles andere als begeistert davon, doch integriert er sich schnell in das Team. Kollegin Regina Barth gelingt es, aus dem verbitterten Zyniker wieder einen ehrgeizigen Ermittler zu machen, der alles daran setzt, nun endlich den alten Feind dingfest zu machen...
Nichts neues, aber doch etwas anderes
Marcus Murken hat für seinen ersten Kriminalroman tief in die Klischeekiste gegriffen und dort jede Menge Utensilien herausgezogen, aus denen sich ein spannender Thriller basteln lässt: ein verbitterter, heruntergekommener Ermittler, der trinkt und eigentlich für seinen Job nicht mehr zu gebrauchen ist. Eine nette Kollegin, die erkennt, dass in dem Wrack noch Leben steckt und ihn aus seinem Loch heraus holt. Ein psychopathischer, aber trickreicher Serienmörder, der nicht zu fassen ist und mit der Polizei seine Spielchen treibt. Den Maulwurf bei der Polizei, der den Kollegen das Leben schwer macht. Die Presse-Mieze, die glaubt, schlauer zu sein als die Polizei und damit hereinfällt. Und natürlich den Brutalo-Gangster, der sich nur an seine eigenen Regeln hält.
Normalerweise kann dabei eigentlich kein guter Krimi herauskommen, doch hier stimmt die Mischung überraschenderweise. Dadurch, dass der Autor dem Leser einen immensen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern gibt, hat man die Möglichkeit, das Geschehen aus einer anderen Position zu verfolgen. Bereits früh erfährt der Leser, wer der Mörder ist und wer die Ermittlungen der Polizei boykottiert. Doch alles weiß auch der Leser nicht und so wird der Spannungsbogen hoch gehalten.
Durchgängig nutzt Murken das Stilmittel extrem kurzer Abschnitte und rasend schneller Szenenwechsel. Dies hemmt zunächst den Lesefluss und macht es schwierig, sich einzulesen, doch je weiter die Handlung fortschreitet, um so besser kommt die Schreibweise zur Geltung. Dezenter Humor wird dosiert eingesetzt und auch die teilweise heftige Brutalität beschränkt sich auf einige wenige Szenen.
Eigentlich hat man sie so langsam satt, die Serienmörder-Krimis. Auch die Idee, die Marcus Murken in seinem Erstling verbrät, ist schon mal da gewesen. Selbsverständlich fällt es schwer, im breitgefächerten Krimi-Markt noch etwas völlig Neues zu bringen, doch hier passt fast alles zusammen und so beschert der Autor dem Leser doch einen Krimi, der ein klein wenig anders ist als die breite Masse und es auf alle Fälle schafft, spannend zu unterhalten. Positiv anzumerken, dass das Buch mit gut 200 Seiten doch recht kompakt geblieben ist. Mann darf gespannt sein auf die beiden bereits geplanten Nachfolgebände.
Marcus Murken, Kehl
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