Rosenrot, mausetot

  • Weltbild
  • Erschienen: Januar 2003
  • 43
  • Boston: Little, Brown, 2000, Titel: 'Roses are red', Seiten: 400, Originalsprache
  • Augsburg: Weltbild, 2003, Seiten: 302
  • Bergisch Gladbach: Lübbe Audio, 2002, Seiten: 5, Übersetzt: Ulrich Pleitgen
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2004, Seiten: 301
  • Köln: Lübbe Audio, 2010, Seiten: 6, Übersetzt: Dietmar Wunder
Rosenrot, mausetot
Rosenrot, mausetot
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Michael Matzer
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Kaum einer der anderen Cross-Romane hat mich derartig bewegt wie dieser

Eine Reihe von Banküberfällen hält Dr. Alex Cross und das FBI in Atem. Bei den Überfällen finden regelmäßig unschuldige Menschen den Tod, offenbar mit voller Absicht. Die Skrupellosigkeit, Präzision und Brutalität der Ausführung schreiben sie einem "Mastermind" genannten Planer und Leiter zu. Die eigentlichen Ausführenden, die Handlanger, leben meist nicht allzu lange nach ihrer Tat. Mastermind istdarauf bedacht, keine Risiken einzugehen. Will sich Mastermind nur an den Banken für ungerechte Behandlung rächen? Die Ermittler tappen im Dunkeln.

Bis eines tages Mastermind seinen größten Coup landet. Mitten in Washington, D.C., lässt er mit seinen handlangern einen Touristenbus entführen. Im Bus befinden sich die Kinder und Gattinnen der Manager einer Versicherung aus Hartford, Connecticut. Mastermind fordert 30 Millionen Dollar Lösegeld, zum Teil in Diamanten. Die Übergabe des Geldes artet zu einem demütigenden katz-und-Maus-Spiel für die FBI-Agenten und Alex Cross. Doch sie haben Glück: Wenig später wird der Touristenbus in Virginia gesichtet, die Geiseln können - oh Wunder! - unverletzt - werden und wenig später sind sogar die Täter in New York City ausgemacht.

Mastermind ist leider nicht darunter, doch die geschnappten Cops geben Hinweise auf sein Aussehen und sogar auf seinen Aufenthaltsort. Und so kommt es, dass Alex Cross und seine Polizisten in einer psychiatrischen Anstalt Dienst tun. Nach mehreren Verfolgungsjagden haben sie zwei Verdächtige ausgemacht: Der eine hat die Banken auf dem Kieker, und der andere hat möglicherweise das Ding in Washington, D.C., durchgezogen. Doch sind sie Mastermind? Denn beide behaupten: "Sie ahben den Falschen erwischt."

Alex Cross gerät heftig ins Schwitzen, als jemand beginnt, seine Kollegen vom FBI umzubringen, einen nach dem anderen, und alle waren an der Jagd auf Mastermind beteiligt. Und dies berührt ihn ganz persönlich.

Denn wie stets in Pattersons Romanen um den Polizeipsychologen Dr. Alex Cross spielt auch dessen Privatleben eine bedeutende Rolle, so etwa in dem soeben auf Deutsch erschienenen Roman "Wer hat Angst vorm Schattenmann" (O-Titel: "Pop goes the weasel"). Seine Familie bewahrt Cross praktisch davor durchzudrehen. In dem eben erwähnten Roman erleidet seine Freundin Christine schwere seelische Schäden. Dies führt dazu, dass sie nach ihrer Befreiung und Wiedereingliederung in Job und Familie ihre Beziehung zu Cross nicht aufrechterhalten kann. Die Belastung, die Furcht durch seine Arbeit ist ihr zuviel. Lediglich ihr Sohn Alex junior darf bei ihm bleiben, doch sie selbst verschwindet.

Beim FBI lernt Cross Betsey Buccieri kennen, die die Jagd auf Mastermind leitet, eine toughe und doch humorvolle Frau. Die beiden verlieben sich ineinander, und es ist bewegend mitzuerleben, wie die beiden ihre Beziehung vertiefen. Doch die Serie der Morde an Betseys Kollegen reißt nicht ab, und so kommt, was kommen muss: Alex Cross´ schwerste Stunde.

Dieser von der ersten Seite an mit Schockeffekten gespickte Roman endet mit einer Szene, die man sich nur aus Thomas Harris´ Hannibal-Romanen vorstellen könnte. Die Sätze kommen daher wie Hammerschläge. Und so bleibt der Leser voll Begierde zu erfahren, wie es weitergeht (in "Violets are blue") - ein echter cliffhanger-Schluss.

Patterson hat seine patentierte Methode, pro Minikapitel nur eine Aussage oder eine Handlung zu schildern vervollkommnet. Auf drei bis fünf Seiten erzählt er das, worauf es ankommt. Sicher entsteht dadurch zuweilen der Eindruck, dem Leser würde etwas Wichtiges vorenthalten. Doch dieser Eindruck beruht lediglich auf der Weigerung, die eigene Vorstellungs- und Einfühlungskraft zu aktivieren. Es wäre schon sehr auffällig, wenn Patterson bzw. der von sich selbst berichtende Dr. Cross auf einmal anfangen würde, seine Gefühlswelt zu sezieren und vor unserem gelangweilten Auge auszubreiten.

Dennoch bewirkt diese Erzählmethode eine Art blinden Fleck im Informationsstand des Lesers bzw. der Protagonisten. Ich habe mich mehrmals gefragt: Wenn Cross oder Betsey nur einmal für fünf Minuten nachdenken würden, dann kämen sie bestimmt endlich auf die zündende Idee. Denn an Hinweisen besteht ja kein Mangel. Man kann Cross & Co. lediglich zugutehalten, dass Masterminds Aktionen sie ständig auf Trab und derart unter Stress halten, dass sie nicht zum Nachdenken innehalten können. Auch Cross´ Privatleben ist ja nicht ganz stressfrei. Signifikanterweise hat er seinen rettenden Geistesblitz, als er und Betsey eine Art Auszeit nehmen und es sich gut gehen lassen.

Unterm Strich: Ich kann nur sagen, dass mich kaum einer der anderen Cross-Romane derartig bewegt und erschüttert hat wie "Roses are red". Die Szenen aus dem Familien- und Liebesleben sind emotional und humorvoll, das Finale hingegen packend und hammerhart - genau deshalb wohl, weil man es nicht erwartet.

Rosenrot, mausetot

James Patterson, Weltbild

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