Die Erlöserin
- Penguin
- Erschienen: März 2019
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Juliane Pahnke (Übersetzung)
Die Begräbnisgesellschaft aus dem Darknet
Catherine ist „die Erlöserin“ einer Begräbnisgesellschaft, die man nur im Darknet findet. Doch sie organisiert nicht Bestattungen Toter, sondern erlöst Lebende aus bedrohlichen Lebensumständen, um sie als neue Person mit einem neuen Leben wieder zu beleben. Ein Fehler ihrerseits kann tödliche Konsequenzen für den Klienten haben.
Und genau das ist ihr vor einigen Jahren mit Mallory passiert. Jetzt hat deren Familie eine weitere Katastrophe zu bewältigen, und Catherine fühlt sich verpflichtet, ihren Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen. Natürlich im Verborgenen und ganz anonym.
Catherine - die Frau mit den vielen Gesichtern
Catherine ist eine Frau mit vielen Talenten, vielen Gesichtern und vielen Geheimnissen - und vor allem auch mit nicht aufgearbeiteten Traumata aus ihrer Vergangenheit. Sie ist nicht nur für ihre Klientinnen ein Mysterium, sondern auch für den Leser. Zwar lernt man sie im Laufe der Geschichte etwas besser kennen, aber vieles bleibt im Dunkeln.
Ihren eigenen Probleme versucht sie mit Alkohol, hartem Sex und unverbindlichen Beziehungen aus dem Weg zu gehen. Als „Erlöserin“ entpuppt sie sich als Computer-Expertin mit ausgeprägten Hackerkenntnissen, einem weit verzweigtes Netzwerk von „Mitarbeitern“, mehreren anonymen Wohnungen, und einem Geschick, immer unerkannt zu bleiben.
Solche Typen machen als Protagonisten schon einiges her, sind sie doch (in den meisten Fällen) so ganz anders als der Leser. Dennoch ist genau das auch ein Minus. Die Gefahr der Überzeichnung droht bei solchen Supermenschen sehr schnell. Da hilft es auch nicht viel, sie mit persönlichen Schwächen, wie einem Gewissen oder dem Hang zum Alkohol auszustatten.
Auch Catherine segelt haarscharf an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit. Zu viel beherrscht sie und zu viel hat sie im Griff, da machen sie ihre Macken auch nicht sympathischer. Leider wird ihre persönliche Vergangenheit immer nur angeschnitten. Wie sie zu dem wurde, was sie heute ist, wird nie gesagt. Schade, das hätte sie vielleicht zu einem wahrhaftigen Menschen gemacht, auch, wenn sie dann immer noch sehr Superwoman ähneln würde.
Die Geschichte kommt mit wenig Personen aus
Neben Catherine braucht die Geschichte nur wenige andere Hauptpersonen um zu funktionieren. Diese sind dann etwas diskreter überzogen dargestellt, aber auch sie haben jede für sich eine Besonderheit, die sie schnell charakterisiert und für den Leser interessant macht. Im Laufe der Geschichte lernt man jeden von ihnen besser kennen, was die schon zu Beginn einsetzende Spannung nur noch steigert.
Ein wahrer Pageturner mit kleinen Minuspunkten
Gleich zu Beginn darf der Leser Catherine bei einem ihrer Fälle begleiten und lernt so ihr Geschäft als Erlöserin kennen. Warum die Auftraggeber sich an sie wenden und somit wissen, was auf sie zu kommt, und dann doch regelrecht gekidnappt werden und vor allem selbst nach der Entführung wie unwissende Opfer behandelt werden, will sich mir nicht erschließen. Aber, vielleicht ist das der Dramaturgie geschuldet.
Dennoch ist man als Leser gleich mitten im Geschehen und die Spannung steigert sich noch, als Catherine daran geht, die Geschehnisse rund um Brian, Mallorys Ehemann, zu lösen. In kurzen, mit der handelnden Hauptperson übertitelten Kapiteln, nimmt Nina Sadowsky den Leser mit auf die Suche nach Brians Mörder und der Erlösung für die Familie Burrows, wobei Catherine aus der Ich-Perspektive erzählt und alle anderen durch einen persönlichen Erzähler dargestellt werden. Doch genau diese kurzen Kapitel sind manchmal etwas nervig. Zu schnell wird die Perspektive gewechselt, zu schnell muss man sich wieder auf eine andere Person einlassen.
Aber auch das steigert natürlich die Spannung bis zu einem bestimmten Punkt, bevor man sich wünscht länger bei Frank, Natalie oder Jake bleiben zu können. Geschickt setzt die Autorin auch Rückblicke ein, die ein Licht auf die Geschehnisse in der Vergangenheit werfen, die prägend für Catherine waren und, die Einfluss auf das Geschehen in der Gegenwart haben. Und obwohl man irgendwann ahnt, wer der Täter ist, tut das dem Thrill keinen Abbruch, denn wirklich sicher ist man sich seiner Vorahnungen über den Mörder nicht.
Und so ist der Leser von der Geschichte gefesselt und verzeiht kleine Logikfehler, manchmal zu kurze Kapitel, einen kurzen, sehr abgehackten Schreibstil und eine Catherine, die äußerst ungewöhnliche Lebensumstände und übermenschliche Fähigkeiten zu haben scheint.
Fazit:
Denken Sie nicht an Logik oder Wahrscheinlichkeit - und Sie werden eine Geschichte vorfinden, die sie packt, und zwar von Anfang an. Mit „Die Erlöserin“ ist Nina Sadowsky ein großer Wurf gelungen, den es Spaß macht zu lesen. Entführt er doch in eine Welt der Geheimnisse, des Darknets und Rätsel der Vergangenheit und der Gegenwart, in der so viel möglich scheint, was eigentlich unmöglich ist. Fesselnd, gut geschrieben und mysteriös – das sind die passenden Attribute für diese Geschichte mit über 400 Seiten, die süchtig macht. Und genau deshalb ist sie definitiv kein Thriller für zwischendurch!
Nina Sadowsky, Penguin
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